MEGA-Ausbilder Joachim Merkt (re.) mit seinem ehemaligen Azubi Dennis Renz.
HWK-Konstanz
MEGA-Ausbilder Joachim Merkt (re.) mit seinem ehemaligen Azubi Dennis Renz.

Eine Win-win-Situation für den Fleischer und die BetriebeDennis Renz hat Verbundausbildung absolviert

Die MEGA in Stockach – 2011 gegründet bietet der Großhandel heute alles, was Gastronomen und Metzgereien brauchen. Im Falle letzterer gehören dazu Gewürze zur Wurstherstellung und Därme genauso wie Verpackungsmaterial und Thekenausstattung. Auch fertige Fleischwaren gibt es zuhauf zu kaufen. Nur wenige wissen aber, dass die MEGA auch über einen eigenen Metzgereibereich verfügt.  Hier wurde Dennis Renz ausgebildet. Aber nicht nur hier. Einen Tag pro Woche erhielt der Sohn eines Metzgers aus Stockach auch einen Einblick in die Arbeitsweise der Metzgerei Hierling in Konstanz-Dettingen – im Rahmen einer Verbundausbildung.

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„Bei der Ausbildung bei der MEGA habe ich vor allem gelernt, wie man zerlegt, beurteilt, verpackt und verkauft. In der Metzgerei Hierling ging es eher um die Schlachtung und die Wurstproduktion. Natürlich habe ich auch schon vieles zuhause in unserer Metzgerei gesehen, aber trotzdem war es spannend zu lernen, wie woanders gearbeitet wird,“ sagt Renz. Im Rahmen eines Kooperationsvertrags wurden im Vorfeld die Ausbildungsmodalitäten zwischen den beteiligten Unternehmen geklärt. Die Ausbildungsvergütung erhielt Renz über die MEGA. „Dennis hat seine Chance innerhalb der Verbundausbildung gut genutzt und seine Ausbildung mehr als erfolgreich abgeschlossen. Auch wir würden es wieder so tun“, sagt MEGA-Geschäftsführerin Kornelia Geiger, die auch die Geschäftsstelle der Fleischerinnung Schwarzwald-Bodensee führt. Junge Menschen zu fördern sei ihr ein großes Anliegen, zumal gerade das Metzgerhandwerk für Qualität stehe und gut ausgebildete Fachkräfte dringend benötige. Sie war es letztlich auch, die Renz, der bereits eine Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann bei der MEGA absolviert hatte, bei seinem Wunsch unterstützte, sich weiterzuentwickeln: „Ich habe nach der ersten Ausbildung schon zwei Jahre hier im Bereich Fleisch gearbeitet. Aber wenn man nicht vom Fach ist, nehmen einen die Kunden, gestandene Metzgermeister, nicht so ernst. Jetzt weiß ich genau, von was ich spreche“, so der frisch gebackene Metzgergeselle.



Auszubildende und Mitarbeiter langfristig binden

„Man muss den jungen Menschen gute Startmöglichkeiten geben und ihnen Perspektiven aufzeigen, um sie als Mitarbeiter eine lange Zeit binden zu können.  Sonst wandern sie zur Konkurrenz ab“, sagt Kornelia Geiger. Aber birgt eine Verbundausbildung nicht gerade die Gefahr, dass sich ein Azubi nach der Ausbildung womöglich für einen Verbundpartnerbetrieb entscheidet? „Das Risiko, dass fertig ausgebildete Fachkräfte zur Konkurrenz abwandern, besteht so oder so“, sagt Geiger. Umso wichtiger sei es, gut Rahmenbedingungen zu schaffen und die Mitarbeiter mit ihren Anliegen ernst zu nehmen.

Chance auch für Kleinstbetriebe

Susanne Hillan, Ausbildungsberaterin bei der Handwerkskammer Konstanz, sieht vor allem für Kleinstbetriebe große Chancen in der Verbundausbildung. „Wenn dort der Meister ausfällt, weiß man nicht, was man mit dem Azubi machen soll. Im Verbund gibt es immer einen Partner, der solche Fälle auffängt.“ Generell nehme die Bedeutung von Verbundausbildungen zu, da immer mehr Betriebe sehr spezialisiert seien und nicht immer alle Bereiche einer Ausbildungsordnung abdecken könnten.  „Und durch die Zusammenarbeit bei der Ausbildung ergibt sich oft auch auf anderen Feldern eine fruchtbare Partnerschaft zwischen den teilnehmenden Betrieben“, so die Expertin.



 Verbundausbildung

Bei einer Verbundausbildung schließen sich zwei oder mehrere ausbildungsberechtigte Betriebe zusammen und führen die Ausbildung gemeinsam durch. Wie die Ausbildungsinhalte auf die beteiligten Betriebe verteilt werden, wird schriftlich festgehalten. Zusätzlich wird ein Kooperationsvertrag zwischen den Verbundpartnern geschlossen, der die Rahmenbedingungen regelt. Eine Verbundausbildung ist in vier verschiedenen Varianten möglich:

1.        Leitbetrieb mit Partnerbetrieb: Der Leitbetrieb ist der Vertragspartner des Auszubildenden und hat damit auch alle Rechte und Pflichten aus dem Ausbildungsvertrag. Er zahlt z.B. die Ausbildungsvergütung aus.

2.        Auftragsausbildung: Der Auszubildende wird für eine bestimmte Zeit zu einer Bildungseinrichtung oder einem anderen Unternehmen geschickt. Den Ausbildungsvertrag schließt der Stammbetrieb ab, der auch für die von ihm in Auftrag gegebenen extern erbrachten Ausbildungsleistungen aufkommt.

3.        Ausbildungskonsortium: Das Ausbildungskonsortium ist ein lockerer Zusammenschluss mehrerer Betriebe, die untereinander ihre Auszubildenden austauschen. Die Auszubildenden schließen den Lehrvertrag mit ihrem Stammbetrieb ab, der auch die Ausbildungsvergütung zahlt. Das heißt: Jeder Betrieb zahlt und haftet für seinen eigenen Auszubildenden. Der Austausch unter den Betrieben erfolgt flexibel.

4.        Ausbildungsverein: In diesem Modell schließen sich Betriebe zu einem Verein zusammen. Der Verein ist dann der Vertragspartner des Auszubildenden und hat somit auch die Rechte und Pflichten aus diesem Vertrag. Die Betriebe teilen sich die Ausbildungsvergütung.

Das Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg fördert unter bestimmten Voraussetzungen die Ausbildung im Verbund, damit auch Betriebe, die nicht das gesamte Spektrum der Ausbildungsordnung abdecken, ausbilden können.

Alle Informationen zur Verbundausbildung finden Sie unter www.hwk-konstanz.de/verbundausbildung.



Portrait von Susanne Hillan

Susanne Hillan

Ausbildung und Prüfung
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