
Die "Buntstifte" machen es vor: Sechs Malerbetriebe aus Österreich und Deutschland bündeln ihre Kräfte und vermitteln ihr jeweiliges Spezialwissen an die Lehrlinge.
FachkräftesicherungAusbildung im Verbund
Bei einer Verbundausbildung schließen sich zwei oder mehrere ausbildungsberechtigte Betriebe zusammen und führen die Ausbildung gemeinsam durch. Dies ermöglicht vor allem kleinen und spezialisierten Betrieben trotz ihrer Größe oder Ausrichtung Ausbildungsplätze anzubieten: Ausbildungsinhalte, die ein Betrieb nicht abdecken kann, werden von einem anderen übernommen. Wie die Ausbildungsinhalte auf die beteiligten Betriebe verteilt werden, wird schriftlich festgehalten. So wird sichergestellt, dass dem Auszubildenden alle notwendigen Kenntnisse, Fertigkeiten und Fähigkeiten vermittelt werden.
Die rechtlichen Grundlagen für die Verbundausbildung sind § 10 (Vertrag) und § 27 (Eignung der Ausbildungsstätte) des Berufsbildungsgesetzes (BBiG).
Vorteile der Verbundausbildung für Betriebe
- Erleichterter Einstieg in die Ausbildung: Betriebe mit wenig Erfahrung können sich mit routinierten Partnern zusammentun und von deren Know-how profitieren.
- Ganzheitliche Ausbildung trotz Spezialisierung: Hoch spezialisierte Betriebe können gemeinsam mit Partnern eine vollständige, berufsbildgerechte Ausbildung anbieten.
- Kostensenkung und Ressourcenteilung: Ausbildungs- und Infrastrukturkosten werden geteilt, was die Ausbildung wirtschaftlicher macht.
- Qualitätssteigerung: Die Ausbildung kann auf dem neuesten technischen Stand und mit breiterem Fachspektrum erfolgen.
- Know-how-Transfer und Erfahrungsaustausch: Die Zusammenarbeit fördert den Austausch von Wissen, Best Practices und Innovationen.
- Aufbau profitabler Geschäftsbeziehungen: Zwischen den beteiligten Betrieben entstehen oft enge und für beide Seiten vorteilhafte Kooperationen.
- Fachkräftesicherung: Auch kleinere Betriebe können ihren Fachkräftebedarf langfristig sichern.
- Entlastung der eigenen Mitarbeitenden: Die Betreuung der Auszubildenden kann auf mehrere Betriebe verteilt werden, was die Belastung reduziert.
Vorteile der Verbundausbildung für Auszubildende
- Vielfältige Praxiserfahrungen: Lernen in unterschiedlichen Betrieben ermöglicht den Zugang zu verschiedenen Arbeitsmethoden, Technologien und Unternehmenskulturen.
- Höherer fachlicher und persönlicher Kompetenzzuwachs: Das Arbeiten in wechselnden Teams und Aufgabenbereichen fördert sowohl Fachwissen als auch soziale Kompetenzen.
- Bessere Betreuung und Förderung: Durch die Arbeit mit mehreren Ausbildern und Teams erhalten Azubis eine umfassendere Unterstützung.
- Stärkere Teamfähigkeit: Die Zusammenarbeit mit verschiedenen Kolleginnen und Kollegen fördert die Teamfähigkeit und Kommunikationsstärke.
- Erhöhte Motivation und Abwechslung: Die vielseitigen Einblicke und neuen Herausforderungen machen die Ausbildung spannender und motivierender.
- Netzwerke und bessere Übernahmechancen: Kontakte zu mehreren Betrieben erhöhen die Chancen auf eine spätere Übernahme oder einen Arbeitsplatz.
- Mehr Sicherheit und Unterstützung: Azubis profitieren vom Austausch mit anderen Auszubildenden und fühlen sich weniger isoliert, insbesondere in kleinen Betrieben.
Voraussetzungen für eine Verbundausbildung
- Bei allen Verbundpartnern muss ein Ausbilder vor Ort sein.
- Die Ausbildungsinhalte und einzelnen Abschnitte der Ausbildung werden von den Verbundpartnern in einem gemeinsamen Ausbildungsplan festgelegt.
- Zusätzlich wird ein Kooperationsvertrag zwischen den Verbundpartnern geschlossen, der die Rahmenbedingungen regelt.
Modelle
Für eine Ausbildung im Verbund sind vier Modelle denkbar:
- Schließt den Ausbildungsvertrag mit dem Auszubildenden ab
- Vertragspartner des Auszubildenden mit allen Rechten und Pflichten
- Zahlt die Ausbildungsvergütung
- Koordiniert die Ausbildung und erstellt gemeinsam mit Partnern den Ausbildungsplan
- Schließt einen Kooperationsvertrag mit dem Leitbetrieb
- Übernimmt definierte Ausbildungsabschnitte und -inhalte gemäß Ausbildungsplan
- Schließt den Ausbildungsvertrag mit dem Auszubildenden ab
- Trägt die Gesamtverantwortung für die Ausbildung
- Übernimmt die Ausbildungsvergütung und weitere Kosten
- Beauftragt externe Partner für bestimmte Ausbildungsabschnitte
- Vermittelt definierte Ausbildungsinhalte im Auftrag des Stammbetriebs
- Erhält eine Kostenerstattung für die Ausbildungsleistungen
Ablauf der Verbundausbildung
- Ausbildungsberechtigung prüfen.
- Informationen bei der Kammer einholen.
- Einen oder mehrere ausbildungsberechtigte Kooperationsbetriebe suchen.
- Sich für ein Modell (z. B. Leitbetrieb mit Partnerbetrieb) entscheiden.
- Im Kooperationsvertrag mit dem Partnervertrieb festlegen, wer wann welche Inhalte vermittelt und wer welche Kosten trägt. Berücksichtigen Sie dabei auch Schulzeiten, Betriebsferien, Schulferien, ÜBA-Zeiten, größere Projekte, etc. Klar kommuniziert werden sollte auch, wer dem Auszubildenden im Partnerbetrieb weisungsbefugt und für die Vermittlung der Inhalte verantwortlich ist.
- Fragen zur Versicherung (BG, Haftpflicht) klären.
- Lehrvertrag und Kooperationsvertrag abschließen und beide Dokumente bei der Handwerkskammer einreichen.
- Den oder die Auszubildenden informieren.
- Termine festlegen, an denen Sie sich gemeinsam über die Ausbildung austauschen (Wie läuft die Kommunikation? Sind wir im Zeitplan? Wer kümmert sich um die Prüfungsvorbereitung? Kommt der Auszubildende mit dem Wechsel klar?).
- Mit dem Kooperationsbetrieb in Kontakt stehen und sich regelmäßig austauschen, auch um über das Bestehen der Probezeit zu sprechen. Lassen Sie sich dabei von den Ausbildungsberatern der Handwerkskammer unterstützen.