Änderung der DigitalisierungsprämieNeue Digitalisierungsförderung trifft das Handwerk

11.07.2025: Die geänderte Digitalisierungsfinanzierung macht es vor allem kleinen Betrieben schwer, Fördergelder zu bekommen. Georg Hiltner, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Konstanz, kritisiert die Landesregierung für ihre Entscheidung.

Symbolbild für künstliche Intelligenz (Mann im Anzug mit Laptop und Hologramm)
pixabay

Mit Unverständnis reagiert das Handwerk in Baden-Württemberg auf die Reform der Digitalisierungsprämie durch die Landesregierung. Bis 1. Juli war diese eine beliebte Förderung vor allem für kleine Handwerksbetriebe, um unkompliziert die Investitionen in Hardware, Software oder KI-Anwendungen zu finanzieren. Jetzt fallen die Zuschüsse in dieser Form weg, der bürokratische Aufwand für Digitalisierungsförderungen ist erheblich gestiegen.

„Offensichtlich verliert die Landesregierung, trotz ihrer Beteuerungen und teurer Werbekampagnen, das Handwerk als wichtigen Wirtschaftsfaktor aus den Augen“, kritisiert Georg Hiltner, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Konstanz, die Änderungen, die vor allem die vielen kleinen Betriebe treffen. Das Wirtschaftsministerium wirbt aktuell mit der Kampagne „Mittel ist mega“ für den Mittelstand. Dafür nutzt es auch Handwerksbetriebe. „Das Handwerk ist nicht nur ein plakatives Aushängeschild. Wir sind einer der wichtigsten Wirtschaftsbereiche im Land und nun faktisch bei der Digitalisierung auf uns gestellt. Mit so einer Wirtschaftspolitik muss sich Baden-Württemberg bald mit dem Mittelmaß zufriedengeben. Das ist alles andere als mega.“

Förderung von kleinen Investitionen fällt weg

Das Handwerk und viele andere kleine mittelständische Betriebe haben durch den Wegfall der Zuschüsse einen deutlichen Nachteil. Bislang ließen sich so 30 Prozent einer Investition fördern, maximal mit 3000 Euro. „Dieses Förderinstrument wurde von vielen Betrieben genutzt. Es war unkompliziert und eine gute Lösung“, sagt Jan Benz, Berater und Digitalisierungsexperte.

Er selbst hat zahlreiche Betriebe bei der Beantragung der Förderung unterstützt. Nun bleibt die Digitalisierungsfinanzierung der L-Bank als einziger Baustein, in die die Digitalisierungsprämie des Landes eingebunden ist. Diese dürfte allerdings für die wenigsten Handwerksbetriebe interessant sein. Denn wer das zinsvergünstigte Darlehen in Anspruch nehmen will, muss mindestens 25.000 Euro aufnehmen.

„Anreiz für Investitionen geht verloren“

„Eine Investitionssumme von 25.000 Euro ist für Handwerker meist ein utopischer Betrag, wenn es um die Digitalisierung geht“, ordnet Jan Benz ein. „Wir haben viele kleine Handwerksbetriebe, die immer noch die ersten Schritte in der Digitalisierung gehen müssen. Für sie geht jeglicher Anreiz zu investieren verloren. Sie brauchen niedrige Schwellen, damit sie überhaupt loslegen. Ansonsten verlieren sie den Anschluss. Andere Bundesländer wie Bayern zeigen, dass es möglich ist.“

„Große Unternehmen profitieren“

„Die Hürden, digitale Projekte anzugehen und umzusetzen, sind durch die Entscheidung der Landesregierung erheblich höher geworden. Für die wenigsten Betriebe rentiert sich die Prämie. Viel mehr sehen wir eine Klientelpolitik für große Unternehmen, die viel investieren können“, macht Georg Hiltner deutlich. „Für ein solides Wirtschaftswachstum brauchen wir die richtigen Impulse und gezielte Unterstützung.“

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