
Fensterrahmen aus Holz schaffen eine gemütliche Atmosphäre. Fensterbaumeister Axel Grathwol (rechts) und seine Mitarbeiter Sven Kimmich, August Schuhmacher und Theodor Schneider (von links) haben in der Fertigung dank neuster Technik ganz andere Möglichkeiten.
Aufbruch im HandwerkKI im Fensterbau
Axel Grathwol ist sehr zufrieden mit seinem neuen Mitarbeiter. Dank ihm konnte das Fensterbauunternehmen seine Produktion deutlich steigern. „Wir sind schneller, flexibler und präziser geworden“, spricht sich Grathwol lobend aus. Das neue Teammitglied ist eine CNC-Maschine, die KI-gesteuert unermüdlich die nötigen Rahmen und für die bestellten Fenster fertigt.
Eine Menge Mut, Optimismus und Durchhaltevermögen mussten Axel Grathwol und seine Frau Mayline aufbringen, damit ihr Handwerksbetrieb in der neuen Produktionshalle und mit neuer Ausstattung durchstarten konnte. Ihren Fensterbaubetrieb gibt es seit drei Generationen in Sulz am Neckar. Bis vor gut einem Jahr waren Werkstatt und Büro direkt neben dem Wohnhaus der Familie im Ort.
Nun steht eine große Produktionshalle im Gewerbegebiet im Ortsteil Bergfelden. Die neue CNC-Maschine hatte in den alten Räumen keinen Platz, war aber notwendig, um weiterhin wirtschaftlich und technisch mithalten zu können.
Die Maschine fängt uns den Fachkräftemangel ab, weil sie die Arbeit für die Mitarbeiter deutlich vereinfacht. Gute, neue Fachkräfte zu finden, ist eine Herausforderung. Außerdem konnten wir unsere Effizienz erheblich steigern.
Mayline Grathwol
Das Ziel ist, die produzierten Fensterrahmen von etwa 500 auf 2000 Stück pro Jahr zu steigern.
Attraktiver Arbeitgeber
Durch die Modernisierung will sich der Betrieb als innovativer Arbeitgeber zeigen und für junge Leute attraktiver werden. „Wir würden gerne ausbilden, aber es ist schwierig, passende Azubis zu finden“, sagt die Büromanagerin. Sie hofft, dass sich das nun ändert. Außerdem denkt das Ehepaar schon weit in die Zukunft. „Durch die Investition hoffen wir, dass wir den Betrieb später einfacher übergeben können.“
Das Beste aus beiden Welten: Fenster aus Holz und Alu
Wenn Axel Grathwol seine neue Halle zeigt, glänzen die Augen vor Begeisterung. Fenster ganz aus Holz oder im Verbund mit Alu, dafür hat er hier am Ortsrand die Fensterproduktion neu aufgestellt. Nur zuglieferte Fenster montieren, weil er niemanden für die Produktion findet, so wollte er den Betrieb nicht weiterführen. „Fenster sind ein technisch anspruchsvolles Produkt und spielen für die Energieeffizienz von Häusern eine große Rolle“, spricht der Fensterbaumeister und Glaser. „Sie machen die Fassade und Emotionen sichtbar.“ Dabei sind für ihn Fenster aus Holz und Alu „das Beste aus beiden Welten“. Im Innenraum sorgt die Holzseite für Behaglichkeit, das Alu außen macht die Fenster wetterfest.
Mehr Zeit und weniger Fehler
Seine Fenster vereinen anspruchsvolle Handwerkskunst und innovative Technik. „Dank der CNC-Maschine können wir ganz andere Systeme und Formen abdecken, zum Beispiel auch Bogenfenster“, schwärmt der 54-Jährige. Die Maße werden im Büro eingegeben und direkt an die Maschine geschickt. Wenn das Material eingelegt ist, arbeitet diese selbständig die Aufträge ab. Sie erledigt auch die Bohrlöcher für die Beschläge. Eine massive Zeitersparnis, weil das genaue Ausmessen am Rahmen entfällt. Passt mal was nicht, dann kann der Betrieb schnell und flexibel reagieren.
Lehrmeister der KI
Auch historische Sprossenfenster kann die neue Maschine in Serie herstellen. „Die denkmalgeschützten Fenster haben schmalere Rahmen und man benötigt verschiedene Werkzeuge“, erklärt Grathwol. Für jedes Profil sucht sich die Maschine das Werkzeug automatisch und wechselt bei Bedarf. Dabei lernt sie dank KI beständig hinzu.
Ihr Lehrmeister heißt Sven Kimmich. Er ist seit vier Jahren im Betrieb, gelernter Schreiner und mittlerweile Werkstattleiter. Kimmich probiert viel aus und programmiert. „Die Maschine lernt dazu und macht denselben Fehler nicht zweimal“, hebt er einen weiteren Vorteil hervor.
Sven Kimmich an der neuen CNC-Maschine. Der Werkstattleiter programmiert die KI-gesteuerte Maschine teilweise selbst.
Hier werden die Werkzeuge für die neue CNC-Maschine aufbewahrt. Die Maschine sucht sich selbständig das passende Werkzeug und wechselt es aus.
Aufträge sind meist Sanierungen
Trotz der aktuellen Wirtschaftslage sind die Grathwols mit der Auftragslage zufrieden. „Unser Ziel ist es, die Auftragslage gezielt zu steigern – ohne Preiskampf. Statt uns auf den niedrigsten Preis zu konzentrieren, setzen wir auf die richtigen Aufträge, denn im Preiskampf gibt es am Ende nur Verlierer“, sagt Grathwol. Dafür werden noch bis zu vier neue Mitarbeiter gesucht, die in der neuen Werkstatt und bei der Montage unterstützen. „Momentan stagniert der Neubau. Wir bekommen unsere Aufträge eher aus Sanierungen, hier sind wir die Experten.“
Schon bald könnte noch ein Roboter einziehen
Eine Ecke in der riesigen Werkstatt ist noch frei. Beim Rundgang bleibt Axel Grathwol hier stehen. „Wenn alles gut läuft, sollen hier einmal Roboter die Fensterrahmen lackieren“, verrät er. „Noch werden die Rahmen mit der Hand lackiert. Doch wenn die Stückzahl steigt, brauchen wir auch mehr Unterstützung.“ So könnte nach der CNC-Maschine bald ein Roboter in den Handwerksbetrieb einziehen.