Sein Wissen weiterzugeben hat im Handwerk Tradition. Mit jedem neuen Ausbildungsjahrgang stehen die Betriebe aber auch vor neuen Herausforderungen. Wie Lehrling und Meister Hand in Hand arbeiten, zeigt dieses Fassadendetail am Berliner Gropius-Bau.
Rolf Handke/Pixelio
Sein Wissen weiterzugeben hat im Handwerk Tradition. Mit jedem neuen Ausbildungsjahrgang stehen die Betriebe aber auch vor neuen Herausforderungen. Wie Lehrling und Meister Hand in Hand arbeiten, zeigt dieses Fassadendetail am Berliner Gropius-Bau.

Das große Ausbildungs-ABC

Was Sie als Ausbilder beachten sollten

Ausbildungsordnung

Jeder hat sie, jeder kennt sie. Aber der regelmäßige Blick in die Ausbildungsordnung hilft auch während der drei Lehrjahre weiter. Denn schließlich kann man sich so am besten rückversichern, dass alles nach Plan läuft. Die jeweils aktuelle Version finden Sie auf den Internetseiten des Bundesinstituts für Berufliche Bildung unter www.bibb.de.

Berichtsheft

Ein ungeliebtes, aber schlicht notwendiges Thema. Deshalb: Achten Sie darauf, dass das Ausfüllen zur täglichen Routine wird. Geben Sie Ihrem Azubi Zeit und Raum dafür. Vielleicht unterstützen Sie ihn in den ersten Tagen, indem Sie das Gelernte gemeinsam rekapitulieren. Das hilft, die Eindrücke richtig einzuordnen und kann auch Ihnen Hinweise geben, ob das Wesentliche angekommen ist.

Chemie

Die muss natürlich stimmen. Aber die Voraussetzungen stehen nicht schlecht: Schließlich haben Sie sich für Ihren Azubi entschieden und er sich für Ihren Betrieb. Aber natürlich kann es im Alltag auch mal knirschen im Getriebe. Meist helfen dann Gespräche weiter – und Geduld. Denn schließlich ist Ihr Gegenüber noch mitten in der Entwicklung. Und die kann bekanntlich in alle Richtungen führen.

Durchhaltevermögen

Zwischen Schulbank und Werkbank liegen Welten. Allein schon der Acht-Stunden-Arbeitsrhythmus ist für Jugendliche eine riesige Umstellung. Dazu braucht es Kondition – und die kann man sich nur allmählich antrainieren. Dass es dabei Höhen und Tiefen, Bestzeiten und Formschwächen gibt, ist auch bei echten Ausdauersportlern so.

Erfolgserlebnisse

Sie sind für die Erfolge Ihres Azubis verantwortlich. Ganz egal, wie er sich anfangs anstellt. Denn Sie weisen ihm die Aufgaben zu, die er mit der entsprechenden Vorbereitung und Hilfestellung auch erledigen kann. Und damit ist keineswegs nur das Auskehren der Werkstatt gemeint. Am spannendsten ist es natürlich, wenn man weiß, was wann und wofür gebraucht wird und so seinen Teil zum Ganzen beisteuern kann. Und daran denken: Nicht geschimpft ist noch lange nicht gelobt!



Familie

Kennen Sie eigentlich die Eltern Ihres Auszubildenden? Wissen Sie, ob er in seiner Freizeit bei der Freiwilligen Feuerwehr hilft, ein begeisterter Fußballer ist oder stundenlang vor dem Computer versackt? All das kann hilfreich sein, um ein Gesamtbild der Persönlichkeit zu gewinnen und den jungen Menschen optimal zu fördern und zu fordern. Vor allem mit dem Elternhaus sollten Sie an einem Strang ziehen. Warum laden Sie die Familie nicht mal ein, damit Ihr Azubi seine neue Umgebung und frisch erworbene Fertigkeiten vorführen kann? Das schafft Interesse und Vertrauen – und damit eine gute Grundlage für die Zusammenarbeit.



Gesundheit

Gesundheitsvorsorge und Unfallverhütung beginnen – wie der Name schon sagt – vor dem Falle eines Falles. Also am Tag eins der Ausbildung. Dazu gehört die obligatorische Gefahrenunterweisung, die bei Jugendlichen halbjährlich zu wiederholen ist. Auch das Tragen von Sicherheitsbekleidung ist Pflicht. Regelmäßige Ruhepausen und eine gesunde Ernährung steigern Kraft und Ausdauer. Und Hinweise zum richtigen Heben und Tragen tun auch jungen Knochen gut. Bei Minderjährigen steht außerdem ein Jahr nach Beschäftigungsaufnahme eine ärztliche Nachuntersuchung an.

Handwerkskammer

Mit Fragen und Problemen lassen wir Sie nicht allein. Die Ausbildungsberater der Handwerkskammer begleiten Lehrlinge und Betriebe über den gesamten Zeitraum der Berufsausbildung und stehen Ihnen jederzeit mit Rat und Tat zur Seite. Ob Sie allgemeine Informationen brauchen, eine arbeitsrechtliche Frage haben oder einen Vermittler in Konflikten benötigen: Ein Anruf genügt. Was sich nicht telefonisch klären lässt, besprechen wir gerne bei Ihnen vor Ort.

Innungen

Gemeinsam ist man stärker – das ist auch in Sachen Ausbildung ein großes Plus von Innungsbetrieben. Wer in der Innung ist, kann vom Ausbildungs-Know-how der anderen profitieren und hat Teil am fachlichen Austausch. Ansprechpartner für die Auszubildenden sind die ehrenamtlichen Lehrlingswarte.

Jugendarbeitsschutzgesetz

Für minderjährige Auszubildende gelten besondere Regelungen, zum Beispiel für Arbeitszeiten und Urlaubsansprüche. Niedergelegt sind diese Bestimmungen im Jugendarbeitsschutzgesetz. Das ist übrigens aushangpflichtig – muss also an geeigneter Stelle im Betrieb ausgelegt oder ausgehängt werden. Erhältlich ist der Gesetzestext beispielsweise unter www.gesetze-im-internet.de.

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amh-online.de

Kommunikation

Die Sprache ist die Quelle aller Missverständnisse. Trotzdem hilft nur Erklären, Nachfragen, Wiederholen. Und dabei möglichst die richtigen Worte finden. Mit Fachsprachen sind wohl die wenigsten Berufsanfänger schon in Berührung gekommen. Deshalb: Übersetzen Sie Ihr Wissen in Alltagssprache. Finden Sie Beispiele, die aus dem Leben gegriffen sind. Aber nicht nur, wenn es um die Sache geht, ist es lohnend, ein paar Worte mehr für den Neuling übrig zu haben. Nehmen Sie sich die Zeit für Rückmeldungen, geben Sie Raum für Fragen. Eine gut entwickelte Gesprächskultur im Betrieb hilft dann eben doch, Missverständnisse erst gar nicht aufkommen zu lassen.



Lehrlingslohn

Der Lehrlingslohn ist eigentlich weder ein Lohn noch ein Gehalt, sondern korrekt eine Ausbildungsvergütung. Die ist in vielen Fällen in Tarifverträgen festgelegt und muss mindestens mit jedem Ausbildungsjahr steigen. Die Vergütung wird spätestens am letzten Arbeitstag des Monats fällig. Das Urlaubsentgelt muss vor Antritt des Urlaubs ausgezahlt werden.



Manieren

Manche haben sie, andere nicht: die gute Kinderstube, wo einem Höflichkeit, Pünktlichkeit und andere zivilisatorischen Errungenschaften einfach so mit in die Wiege gelegt werden. Fehlt sie, hilft kein Klagen. Machen Sie stattdessen klare Ansagen: Dass beispielsweise eine Begrüßung dazugehört, unter Kollegen genauso wie beim Kunden. Dass keiner gerne wartet und Termine einzuhalten sind. Dass mit Rücksichtnahme nicht gemeint ist, anderen tatenlos bei der Arbeit zuzusehen. Mit etwas didaktischem Geschick lassen sich auch harte Brocken erweichen.

Nachwuchswerbung

Sobald die Verträge mit dem neuen Azubi unter Dach und Fach sind, ist es eigentlich schon längst wieder an der Zeit, sich um den Nachwuchs für das nächste Jahr zu kümmern. Denn angesichts sinkender Schülerzahlen, einem Trend zu Hochschulabschlüssen und der starken Konkurrenz um Fachkräfte sind Schnelligkeit und Ideen gefragt. Gute Möglichkeiten, frühzeitig mit Nachwuchstalenten in Kontakt zu kommen, bieten beispielsweise Bildungspartnerschaften mit Schulen, das Angebot von Schnupperpraktika, die Präsenz auf Ausbildungsmessen und vieles mehr. Auch ein Eintrag in unsere Online-Ausbildungsplatzbörse unter www.hwk-konstanz.de/ausbildungsplatzboerse macht bereits jetzt Sinn. Weitere Anregungen bekommen Sie bei Marina Bergmann, Handwerkskammer Konstanz, Tel. 07531 205-389.

Organisation

Drei Jahre Ausbildung hören sich nach viel Zeit an. Aber die will gut eingeteilt sein. Spielen Sie den kompletten Ablauf deshalb gedanklich durch: Welche Inhalte will ich wann vermitteln? Welche Ziele sollen wann erreicht sein? Diese sachliche und zeitliche Gliederung gehört in Form eines betrieblichen Ausbildungsplans festgehalten. Er bricht die im Ausbildungsrahmenplan festgelegten Inhalte auf die Gegebenheiten im eigenen Betrieb herunter und ist Bestandteil des Vertrags. Anhand dieser Struktur lässt sich gelegentlich überprüfen, ob Sie und Ihr Azubi gut in der Zeit liegen.

Probezeit

Man kann ein noch so guter Menschenkenner sein: In einer halben Stunde Bewerbungsgespräch gewinnt man immer nur einen ersten Eindruck. Der kann sich im Arbeitsalltag schnell in Luft auflösen. Daher hat die Probezeit durchaus ihre Berechtigung. Nutzen Sie diese wichtige Orientierungsphase. Es geht nicht nur darum, sich gegenseitig kennenzulernen, sondern jetzt ist auch die Zeit, in der die grundlegenden Regeln des Zusammenarbeitens klar gemacht werden, in der man die fachliche Eignung und die Motivation prüfen und die Entwicklungsmöglichkeiten ausloten kann. Wer jetzt nicht voll dabei ist, wird es wohl nie sein – und das gilt für Ausbilder und Auszubildende gleichermaßen.

Qualität

Qualifizierte Fachkräfte sind das A und O Ihres Unternehmenserfolgs. Von der Auswahl der richtigen Bewerber bis zur kompetenten Vermittlung der relevanten Inhalte tragen Ausbildungsbetriebe eine hohe Verantwortung – auch wenn es um die Vermeidung von Lehrabbrüchen und die Prüfungserfolge der Auszubildenden geht. Dafür müssen Sie als Ausbilder immer auf dem neuesten Stand sein und sich kontinuierlich weiterbilden. Eine gute Möglichkeit, hier am Ball zu bleiben und die Qualität der Ausbildung auch nach außen hin sichtbar zu machen, bietet beispielsweise die Akademie für Ausbilder mit ihrem modularen Zertifizierungssystem. Mehr dazu erfahren Sie unter www.akademie-ausbilder.eu.



Rückseite des Lehrvertrags

Ja, dieses Formular hat es in sich, denn auf der Rückseite stehen, zwar kleingedruckt, aber übersichtlich nach Paragraphen geordnet, sämtliche Regelungen, Rechte und Pflichten von Ausbildungszeit bis Zeugnis vermerkt. In Zweifelsfällen gilt also: Bitte umblättern!

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Schule

Die Frage „Wie war’s in der Schule?“ ist keineswegs nur Eltern vorbehalten. Sie dürfen sie Ihren Auszubildenden ruhig auch stellen. Denn dual heißt die Ausbildung, weil zwei Partner an ihr mitwirken. Und erfolgreich ist sie dann, wenn das Lernen im Betrieb und in der Berufsschule möglichst gut ineinander greifen. Nehmen Sie also möglichst frühzeitig Kontakt zur Schule auf und pflegen Sie den über die gesamte Ausbildungszeit hinweg.

Teilzeit-Ausbildung

Auch während einer dreijährigen Lehre geht das Leben weiter – und nimmt manchmal unvorhergesehene Wendungen. Für diese Fälle – sei es eine Schwangerschaft, ein Pflegefall in der Familie oder eine eintretende Behinderung – sieht das Berufsbildungsgesetz die Möglichkeit einer Verkürzung der täglichen oder wöchentlichen Ausbildungszeit vor. Eine Teilzeit-Ausbildung hat auch für den Betrieb Vorteile: Der Auszubildende kann passend zur Betriebsstruktur eingesetzt werden, bringt viel Verantwortungsbewusstsein und Organisationstalent mit und weiß die leichtere Vereinbarkeit von Familie und Berufsausbildung sicherlich zu schätzen. Das stärkt die Motivation und die Bindung an den Betrieb.



Überbetriebliche Ausbildung

Den mühsam gewonnenen und gerade eingearbeiteten Azubi nicht nur zur Berufsschule, sondern auch noch in die überbetriebliche Ausbildung (ÜBA) zu schicken, mag manchmal schwerfallen. Aber gerade die ÜBA ist ein ganz wesentlicher Baustein der Qualitätssicherung: Als „verlängerte Werkbank“ deckt sie die Ausbildungsbereiche ab, die von einem einzelnen Betrieb nicht geleistet werden können. Und damit dient sie nicht nur der Systematisierung und Vereinheitlichung der betrieblichen Ausbildung, sondern bringt auch neue Technologien in die kleinen und mittleren Unternehmen. Die Zeit ist also gut investiert!

Vertrag – auch online

Mit ein paar Klicks zum neuen Lehrling? Ganz so einfach ist es in Zeiten des Nachwuchsmangels leider nicht. Aber wenn Sie einen geeigneten Kandidaten haben, kann es schnell gehen: Unter www.hwk-konstanz.de > Service-Center > Formulare und Downloads können Sie den Lehrvertrag direkt online erstellen. Außerdem finden Sie dort  weitere Formulare und Merkblätter zum Download bereit.

Weiterbildung

Die Ausbildung ist nur der Anfang. Lebenslanges Lernen ist heute die Devise. Und das eröffnet Ihrem Auszubildenden jede Menge Chancen. Zeigen Sie ihm schon von Beginn an die Perspektiven für eine Karriere mit Lehre auf. Denn wer Ausblick auf mehr hat, hält kleineren Frustrationen im Alltag eher stand. Für besondere Talente gibt es beispielsweise Weiterbildungsstipendien – auch das kann den Ehrgeiz wecken und der Motivation Anschub geben. Karrierebegleitung von der Ausbildung bis zum Meister bietet in Ihrer Region die Bildungsakademie der Handwerkskammer Konstanz. Unter www.bildungsakademie.de können Sie sich über aktuelle Weiterbildungsangebote informieren.

Xchange

Reisen bildet. Erst recht, wenn das Reisen Teil der Ausbildung ist. Mit dem Austauschprogramm „xchange“ der Internationalen Bodenseekonferenz und der Arbeitsgemeinschaft Alpenländer können Sie ihren Azubi ein Stück von der Welt sehen lassen und für vier Wochen Praxisluft in einem Partnerbetrieb in der Schweiz, Österreich, Liechtenstein, Italien oder im Elsass schnuppern lassen. Noch weiter weg, bis nach England oder Spanien, geht es zum Beispiel mit dem Programm „Go for Europe." Wohin die Reise auch führt – zurück kommen die Auszubildenden mit  neuen Erfahrungen, hilfreichen Kontakten und gestiegenem Selbstvertrauen. Mehr Informationen gibt es unter www.xchange-info.net bzw. www.goforeurope.de sowie bei Sabine Schimmel, Handwerkskammer Konstanz, Tel. 07531 205-340.

Zusammenarbeit

Handwerk ist Teamwork. Das sollte Ihr neuer Azubi von Beginn an spüren. Ob bei der Arbeit oder in der Vesperpause gilt: Mittendrin, nicht nur dabei. Achten Sie darauf, dass der Neue seinen Platz in Ihrer Mannschaft findet. Und zwar nicht als „Stift“ und „Mädchen für alles“, sondern als der künftige Kollege. Denn das ist schließlich der Zweck der Ausbildung.