RessourceneffizienzWie sich Nachhaltigkeit im Unternehmen rechnet
23.07.2025: Die Belenus GmbH beweist, dass sich der mutige Weg in Richtung Ressourcenschonung lohnt – für Umwelt, Mitarbeitende und den Geldbeutel.

Alexander Theinert vor seiner H2O-Anlage beim Betanken eines wasserstoffbetriebenen Fahrzeugs.
Energie sparen, Kosten senken und dabei unabhängiger werden – diese Vision lebt das metallverarbeitende Unternehmen Belenus GmbH aus Bad Dürrheim bereits seit Jahren. Im Rahmen einer Exkursion der Handwerkskammer Konstanz in Kooperation mit der Regionalen Kompetenzstelle Ressourceneffizienz Schwarzwald-Baar-Heuberg (KEFF) konnten sich interessierte Betriebe davon überzeugen, wie Ressourcenschonung ganz praktisch funktioniert – und sich auch wirtschaftlich bezahlt macht.
Belenus – ein Name mit Programm
Benannt nach dem keltischen Lichtgott steht die Belenus GmbH für Aufbruch und Erneuerung. Geschäftsführer Alexander Theinert hat den Betrieb nicht nur maschinentechnisch auf modernste Standards gebracht, sondern auch in puncto Energieeffizienz zukunftsweisende Entscheidungen getroffen. Vom kleinen Falzteil bis zum Raketentank werden bei Belenus Metallprodukte verarbeitet und gefertigt. Die Produktion ist energieintensiv, daher verfolgt das Familienunternehmen seit Jahren ein ganz klares Ziel: weg von fossilen Energieträgern, hin zu einem energieautarken Betrieb. Der gelernte Werkzeugmacher und Geschäftsführer Theinert sowie seine Frau Vera sind echte Überzeugungstäter und haben bei allen Maßnahmen, die sie umgesetzt haben, einen langen Atem bewiesen. Das zahlt sich nun aus.
Vom Energieverbrauch zum Energiemanagement
Ein Beispiel, das beeindruckt: Vor dem Umzug in eine neue Produktionshalle lag der jährliche externe Energiebedarf bei knapp über 600.000 kWh. Heute beträgt der externe Energiebedarf rechnerisch nur noch 16.000 kWh pro Jahr – eine Einsparung von über 97 Prozent. Dieses Ergebnis wurde durch eine Vielzahl an Maßnahmen erreicht:
Erdwärme statt Heizöl
Ein unterirdischer Erdkollektor heizt das gesamte Firmengebäude, einschließlich der Warmwasserbereitstellung. Die Anlage kostete 2013 rund 250.000 Euro, hat sich aber aufgrund der gestiegenen Energiepreise bereits deutlich früher amortisiert als geplant.
Abwärmenutzung
Die überschüssige Wärme der Laserschneidmaschine wird direkt in den Heizkreislauf eingespeist – ein cleverer Doppelnutzen.
Intelligente Beleuchtung
Die LED-Beleuchtung der Produktionshalle wird über einen Lux-Messer gesteuert und spart somit zusätzlich Energie – die Investition war nach fünf Jahren wieder eingespielt.
Photovoltaik auf dem Dach
Seit 2020 deckt eine große PV-Anlage einen erheblichen Teil des Strombedarfs. So spart Belenus rechnerisch weitere 100.000 kWh jährlich.
Moderner Maschinenpark
Mit dem Umzug in die neue Halle wurde auch in neue Maschinen investiert. Diese brauchen bis zu 30.000 kWh weniger im Jahr.
Transporte vermeiden
Außergewöhnlich ist sicher auch, eine eigene Stickstofferzeugungsanlage vorzuhalten. Diese ersetzt bis zu 45 Lkw-Anlieferungen pro Jahr und produziert den Stickstoff mit Solarenergie um 77 Prozent günstiger als der Zukauf. Hier ist Belenus zu 100 Prozent autark.
Wasserstoff selbst gemacht
Ein echtes Highlight ist die firmeneigene Wasserstofferzeugungsanlage – betrieben mit Solarstrom und Batteriespeicher. Gespeist aus Regenwasser, das in einer 20 qm³ großen Zisterne auf dem Betriebsgelände gesammelt wird. Damit wird bereits ein Wasserstoff-Fahrzeug betankt. Die Genehmigung der Anlage steht zwar noch aus, doch die Zeichen stehen gut.
Windkraft
Ein kleines Windrad Marke Eigenbau auf dem Firmengelände – deklariert als Kunstwerk – soll ebenfalls einen kleinen Teil zur erneuerbaren Energiegewinnung beitragen.
Digitalisierung als Ressourcenschoner
Auch im Büro und der Produktion ist Effizienz angesagt: Jeder Produktionsmitarbeiter arbeitet mit einem iPad, alle Daten – vom Materialbedarf bis zur Zeiterfassung – sind digital vernetzt. Das spart nicht nur Ressourcen, sondern macht Prozesse transparent und effizient.
Unabhängigkeit zahlt sich aus
„Ich bin eben Schwabe – ich will genau wissen, was ich wo einspare“, sagt Geschäftsführer Alexander Theinert mit einem Augenzwinkern, als er die Einspartabellen pro Maßnahme präsentiert. Doch hinter dem Humor steckt ein klares Kalkül: Wer heute investiert, spart morgen Betriebskosten, handelt nachhaltig – und gewinnt Unabhängigkeit von schwankenden Energiepreisen und Lieferketten. Der Rückhalt im Team ist dabei ein zentraler Erfolgsfaktor: Die Mitarbeitenden stehen hinter dem Kurs – die Zufriedenheit ist hoch, der Krankenstand niedrig.
Beratung und Förderung: Angebote für Handwerksbetriebe
Die KEFF+ (Kompetenzstelle Energieeffizienz) bietet kostenlose Unternehmens-Checks an, bei denen Einsparpotenziale und passende Maßnahmen identifiziert werden: www.keffplus-bw.de.
Das Projekt Horizont Handwerk stellt die „Klimaampel“ zur Verfügung – eine digitale Plattform zur CO₂-Bilanzierung mit Begleitung durch Peter Schürmann, den Umweltschutzberater der Handwerkskammer Konstanz.
Klimaampel von Horizont Handwerk
Über den Zukunftskompass können Betriebe ihre Nachhaltigkeitsstrategie aufbauen und sich sogar zertifizieren lassen.
Im Zertifikatslehrgang „Nachhaltigkeits- und Klimaschutzmanager/in im Handwerk“ der Bildungsakademie der Handwerkskammer Konstanz, der in hybrider Form oder rein online angeboten wird, erhalten Teilnehmende praxisnahe Unterstützung bis zur Erstellung einer CO₂-Bilanz und eines Nachhaltigkeitsberichts – möglicherweise ein wichtiger Faktor bei Förderungen oder Kreditvergaben.