Portrait von Heinrich Birk und Assistent Valentin Tenhibben, Fa. Wohnfaszination Baur.
Handwerkskammer Konstanz
Auf dem Gang ins neue Ausstellungsgebäude erläutern Heinrich Birk und Assistent Valentin Tenhibben, wie aus einem regionalen Baumstamm ein hochwertiges Massivholzprodukt wird.

Fa. Wohnfaszination Baur aus HöchenschwandÜberzeugungstäter in Sachen Nachhaltigkeit

 Ein Kubikmeter verbautes Holz speichert langfristig eine Tonne CO2. Und bei der Fa. Baur in Höchenschwand mit Produktionsstätten in Bernau im Südschwarzwald und Hermannstadt/Rumänien wird so einiges verbaut – genau genommen sind es jährlich rund 400 Kubikmeter. 1882 als kleine Schreinerei im Schwarzwald gegründet, entstehen dort heute aus vorwiegend heimischen Hölzern hochwertige und vor allem langlebige Inneneinrichtungen für die Hotellerie, Gastronomie und Privatkundschaft.

Umfangreiches Nachhaltigkeitskonzept

„Unsere Produkte sind aus Massivholz und daher besonders nachhaltig“, berichtet Heinrich Birk, einer der beiden Geschäftsführer, beim Rundgang durch das noch neue Ausstellungsgebäude. Dieses erhält in Kürze eine neue Photovoltaikanlage, die dann die bestehende Erdwärmepumpe mit Strom versorgt – einer der vielen Bausteine im umfangreichen Nachhaltigkeitskonzept des Unternehmens. Für sein Engagement hat Baur bereits 2018 den Nachhaltigkeitspreis „Grünes Band“ in der Kategorie „Klima“ erhalten. Nachhaltigkeit sei ein wesentlicher Unternehmenswert. „Eine Selbstverständlichkeit, die wir noch viel zu wenig nach außen tragen. Die Industrie ist da sehr laut – da sollten wir auch noch mehr auf den Putz hauen“, ergänzt Pamela Baur, Geschäftsführerin in der vierten Generation des Familienunternehmens.

Hohe Einsparpotenziale durch erneuerbare Energien

Schon früh hat das Unternehmen Baur in erneuerbare Energien investiert: In der Fertigung in Bernau wurde bereits 2013 eine Lackieranlage mit Wärmerückgewinnung installiert. Ein Jahr später erhielt das Werkstattgebäude eine Photovoltaikanlage mit einer Leistung von 165 kWp. „Mehr als die Hälfte unseres Strombedarfs wird mit dieser Anlage erzeugt. Und was nicht direkt verbraucht wird, wird in das Netz eingespeist. Schon nach acht Jahren hatten sich die Kosten für die PV-Anlage amortisiert,“ berichtet Heinrich Birk. Als Pioniere sehen sich Birk und Baur indes nicht. „Schwarzwälder machen eben einfach“, sagt Birk. 

Auch die Wärme kommt aus den Erneuerbaren: „Am Standort Bernau sind wir komplett heizölfrei, weil wir an die örtliche Fernwärmeanlage angeschlossen sind. Damit sparen wir pro Jahr 41.400 Liter Heizöl oder umgerechnet 110 Tonnen CO2“, so Birk.  Die in der Schreinerei anfallenden Resthölzer könnten aufgrund spezieller Vorschriften leider nicht eingebunden werden. „Wir überlegen aber, ob wir nochmals in eine eigene Hackschnitzelanlage investieren“, berichtet Birk. Der Standort Höchenschwand kommt seit 2020 ebenfalls ohne Heizöl aus. Nachdem das in 2018 errichtete neue Ausstellungsgebäude komplett per Erdwärme versorgt wird, wurde die Heizung für den Bestandsbau in 2020 auf drei Luft/Wasserwärmepumpen umgestellt. Gesamt entspricht dies einer CO2-Reduktion von 33 Tonnen pro Jahr.

Wirkung nach innen und außen

Natürlich macht sich das Unternehmen auch Gedanken über die Mobilität. E-Tankstellen, die aus 100 Prozent Wasserkraft gespeist werden, sind vorhanden, reine E-Fahrzeuge allerdings für weitere Strecken noch nicht einsetzbar. Dennoch: Das Thema Nachhaltigkeit ist fest in den Jahreszielen verankert und soll nach innen wie außen wirken. Das reicht bis ins kleinste Detail: „Unser Packband ist jetzt zum Beispiel aus Papier statt wie früher aus Kunststoff. Wir haben unsere Gebäude komplett auf LED-Technik umgestellt. Und wir arbeiten schon seit 2018 mit einem Dokumentenmanagementsystem, um den Papierverbrauch möglichst gering zu halten“, erläutert Valentin Tenhibben, Assistent der Geschäftsführung.  Überzeugend wirke das Nachhaltigkeitsengagement seiner Erfahrung nach auch auf potenzielle Auszubildende und Fachkräfte: „Unser Engagement wird wahrgenommen. Das sehen wir daran, dass Bewerbungen, die bei uns eingehen, das Thema aufgreifen.“
 

Wissenstransfer stärker fördern

Für kleinere Handwerksbetriebe sehen die Überzeugungstäter in Sachen Nachhaltigkeit noch große Potenziale, allerdings auch noch viel Informationsbedarf. „Es wäre gut, wenn es generell mehr Austausch zwischen den Betrieben, aber auch den Organisationen gäbe. Wir müssen das Wissen besser zusammenfügen“, sagt Birk. Viel Hoffnung setzt er auf das geplante Zentrum Holzbau Schwarzwald in St. Blasien, an dem Unternehmen aus der Holzbranche genauso beteiligt sind wie Forschungseinrichtungen und Verbände. Dieses soll noch in diesem Jahr seinen Betrieb aufnehmen.