Georg Hiltner, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Konstanz
Oliver Hanser

Georg Hiltner zur Energiewende"Nachhaltigkeit ist im Handwerk selbstverständlich"

 Die Handwerkskammer Konstanz widmet dem Thema Nachhaltigkeit in diesem Jahr besondere Aufmerksamkeit. Warum – das erklärt Hauptgeschäftsführer Georg Hiltner im Interview.

Der Begriff Nachhaltigkeit ist recht umfassend – was verstehen Sie darunter?

Der Nachhaltigkeitsbegriff zieht sich im Handwerk traditionell durch fast alle Bereiche. Er ist für uns kein Trendbegriff: Nachhaltigkeit beinhaltet im Handwerk nicht nur den verantwortungsvollen Umgang mit Klima, Umwelt und Ressourcen, sondern schon immer auch wirtschaftliche und soziale Aspekte.

Welchen Stellenwert hat das Thema Nachhaltigkeit aus Ihrer Sicht im Handwerk heute?

Einen hohen, obwohl die meisten Betriebe sich dessen oft gar nicht bewusst sind. Denken in Generationen ist vor allem in den vielen familiengeführten Handwerksbetrieben an der Tagesordnung. Neu hinzu kommt, dass sich immer mehr Menschen in Zeiten der Globalisierung verstärkt Produkte aus Rohstoffen mit nachvollziehbarer Herkunft wünschen. Und die sollten möglichst noch umwelt- und menschengerecht produziert werden. Und genau das bietet das Handwerk. Nachhaltigkeit ist also durchaus ein Alleinstellungsmerkmal im Handwerk, mit dem geworben werden kann. Ganz abgesehen davon sprechen steigende Energie- und Rohstoffkosten dafür, dass sich jeder mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinandersetzen sollte.

Können Sie konkrete Beispiele für ein nachhaltiges Wirken des Handwerks nennen?

Handwerksunternehmen setzen die Klimawende aktiv um, indem Sie nicht nur energetisch beraten, sondern auch dabei helfen, Energie einzusparen. Altbauten werden von Handwerkern gedämmt, Photovoltaikanlagen und energiesparende Heizsysteme eingebaut, um nur einige Beispiele zu nennen. Nachhaltigkeit zeigt sich aber auch daran, dass im Handwerk kaum Abfälle entstehen, generell ressourcenschonend gearbeitet wird. Handwerkliche Produkte sind auf Langlebigkeit angelegt, sie sollen möglichst hochwertig und „enkeltauglich“ sein. Handwerksbetriebe sind regional verankert, bieten Aus- und Arbeitsplätze vor Ort an und stärken damit gerade auch den ländlichen Raum. Und sie gehen in der Regel verantwortungsbewusst mit ihren Finanzen um – auch das ist ein Nachhaltigkeitsaspekt.

Wie können sich Handwerksbetriebe noch nachhaltiger aufstellen?

Nachhaltigkeit hat im Handwerk immer zwei Facetten. Einmal kann der Betrieb die internen Prozesse optimieren und seinen CO2-Fußabdruck reduzieren. Auf der anderen Seite ergeben sich immer neue Möglichkeiten, beim Kunden für mehr Nachhaltigkeit zu sorgen. So kann beispielsweise ein Fenster aus Hölzern aus nachhaltiger Forstwirtschaft und mit emissionsarmen Beschichtungen hergestellt werden, das dann mit dem E-Transporter zum Kunden geliefert wird. Dieses neue Fenster leistet die nächsten Jahrzehnte einen entscheidenden Beitrag zur Senkung des Energiebedarfs und damit der Reduktion von Treibhausgasemissionen. Man sieht an diesem Beispiel übrigens deutlich: Das Thema Nachhaltigkeit ist immer auch Treiber für Innovationen.

Was sollten Handwerksbetriebe jetzt angehen?

Wichtig wäre zuallererst eine Bestandsaufnahme im eigenen Betrieb im Sinne einer Positionsbestimmung vorzunehmen. Dann sollten Betriebe Ziele für den Betrieb intern festlegen, wie beispielsweise die energetische Sanierung des Firmengebäudes, die Umstellung des Fuhrparks auf E-Fahrzeuge oder die Umstellung der Energieerzeugung auf erneuerbare Quellen. Betriebe sollten sich auch gemeinsam mit ihren Beschäftigten überlegen, welchen Beitrag sie künftig mit ihren Produkten und Dienstleistungen hinsichtlich des Themas Nachhaltigkeit leisten wollen und das klar nach außen kommunizieren.

Welche Unterstützungsangebote gibt es für die Handwerksbetriebe in der Region?

Wir legen in diesem Jahr einen Schwerpunkt auf das Thema Nachhaltigkeit. Beispielsweise planen wir individuell auf die Bedürfnisse von Handwerksunternehmen zugeschnittene Informationsveranstaltungen. Angedacht sind auch Exkursionen zu Unternehmern oder Einrichtungen, von denen Betriebe lernen können. Auf Landesebene wurde das Thema Nachhaltigkeit in diesem Jahr neben Digitalisierung, Personal und Strategie als vierte Säule der Zukunftsinitiative Handwerk 2025 aufgenommen, die vom Land gefördert wird. Auch hier wird es, neben dem ganz neuen CO2-Quick-Check für Betriebe, noch weitere Maßnahmen geben. Außerdem bietet die Zentralstelle für Weiterbildung im Handwerk e. V. (ZWH) kostenlose Workshops unter nachhaltiges-handwerk.de und einen Nachhaltigkeitsleitfaden an.