
Aufbruch im Handwerk„Jeder Handwerksbetrieb kann von KI profitieren“
Worauf Betriebe beim Einsatz von künstlicher Intelligenz achten sollten und in welchen Bereichen KI schon heute echte Mehrwerte schafft, erläutert Jan Benz,
Innovations-und Technologieberater bei der Handwerkskammer Konstanz, im Interview.
Herr Benz, kann wirklich jeder Handwerksbetrieb von künstlicher Intelligenz profitieren?
Definitiv. Auch im kleinen Rahmen lassen sich KI-Anwendungen sinnvoll nutzen, zum Beispiel bei der Erstellung von Geschäftsbriefen für Kunden oder Lieferanten. Sprachmodelle wie ChatGPT, Claude oder Gemini helfen, den richtigen Ton zu treffen. Aber auch bei Social Media kann KI unterstützen – etwa beim Sammeln von Ideen oder ersten Textentwürfen. Gleiches gilt für die Website. Viele Betriebe tun sich schwer, Mehrwert-Inhalte zu erstellen, die für Sichtbarkeit bei Google sorgen. KI kann dabei etwa mit Anleitungen oder Tipps helfen.
Wie könnte das konkret aussehen?
Zum Beispiel könnte ein Friseur Haarschnitte oder Haarfarben vorstellen. Ein Schreiner könnte Holzarten oder Gestaltungstrends erklären. Und ein SHK-Betrieb könnte erläutern, wie eine Wärmepumpe funktioniert, samt Vor- und Nachteilen.
Wenn ich ChatGPT im Betrieb nutze, worauf sollte ich achten?
Das Wichtigste ist der Datenschutz. In den Einstellungen sollte man unbedingt festlegen, dass ChatGPT mit den eingegebenen Daten nicht weiterlernt. Sonst besteht die Gefahr, dass vertrauliche Infos in andere Antworten einfließen. Grundsätzlich gilt: keine personenbezogenen Daten oder internen Firmendaten in ein offenes KI-System eingeben. KI sollte mit Bedacht genutzt werden und die Ergebnisse sollten kritisch überprüft werden.
ChatGPT ist ein Werkzeug, kein Ersatz für Fachwissen. Wer die Inhalte nicht beurteilen kann, läuft Gefahr, fehlerhafte Informationen zu verwenden.
Jan Benz, Berater für Innovation und Technologie
Sollten Mitarbeitende geschult werden, bevor sie mit KI arbeiten?
Das ist auf jeden Fall sinnvoll. KI ist ein hochdynamisches Feld, das sich ständig weiterentwickelt. Damit der Einsatz im Büro einen spürbaren Mehrwert hat und zugleich keine Risiken birgt, braucht es regelmäßige Weiterbildungen. Nur so bleibt man auf dem Laufenden und kann das Potenzial von KI ausschöpfen.
Woher weiß ich, ob KI meinem Betrieb überhaupt etwas bringt?
Diese Frage lässt sich pauschal schwer beantworten, weil es immer auf die individuellen Voraussetzungen ankommt. Wichtig ist: KI braucht Daten. Die Frage lautet also: Welche Daten habe ich? Und welche Daten brauche ich, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen? Je klarer ich mein Ziel kenne, desto besser kann ich prüfen, ob und wie KI unterstützen kann.
Wer hilft mir bei der Einschätzung?
Betriebe können sich gerne bei mir melden. Durch ein Gespräch lassen sich die Potentiale meist gut einschätzen. Es gibt Dinge, die man mit KI problemlos umsetzen kann, bei anderen funktioniert es nicht.
Gibt es derzeit besonders hilfreiche KI-Anwendungen für Handwerksbetriebe?
Absolut. Ein tolles Beispiel ist eine KI-Software, die bereits bei Bäckereien im Kammergebiet läuft. Sie hilft, Bestellungen zu optimieren, indem sie den Bedarf vorhersagt und Überproduktionen vermeidet. Oder das Projekt „Lerosch“, das bundesweit erprobt wird. Hier übernimmt ein KI-gesteuerter Roboterarm monotone Aufgaben wie Polieren.
In welchen Bereichen wird KI künftig besonders viel bringen?
Ein großes Thema sind vorausschauende Prognosen, etwa zur Wartung von Heizungsanlagen oder Smart-Home-Systemen. Wenn KI erkennt, wann ein System ausfallen könnte, lässt sich frühzeitig gegensteuern. Auch bei der Planung von Baustellen oder dem Personaleinsatz kann KI Vorteile bringen, weil sie Muster erkennt und Abläufe optimiert.
Was raten Sie Betrieben – einfach mal loslegen?
Ja, unbedingt! Eine Möglichkeit wäre, ChatGPT zu fragen: „Wie könnte ich in meiner Zimmerei KI einsetzen?“ – und dann schauen, was möglich ist. Man kann nicht viel kaputtmachen, solange keine sensiblen Daten eingegeben werden. Und vielleicht entstehen aus einem kleinen Testlauf richtig gute Ideen für die Zukunft.