Neue StudieHandwerk zahlt sich aus
Das Vorurteil, das Handwerk bezahle schlecht, hält sich hartnäckig. Jetzt belegt eine neue Studie: Wer sich für eine Karriere im Handwerk entscheidet, trifft auch finanziell eine starke Wahl.

Das Handwerk in Baden-Württemberg punktet nicht nur mit Sinnstiftung und Zukunftssicherheit – sondern auch mit attraktiven Verdienstmöglichkeiten. Das zeigt die neue Vergütungserhebung des Ludwig-Fröhler-Instituts (LFI) im Auftrag der acht baden-württembergischen Handwerkskammern.
In der Ausbildungsvergütung liegt das Handwerk im bundesweiten Vergleich vorn. Die höchsten durchschnittlichen Vergütungen im ersten Lehrjahr im Handwerk erhalten Elektrotechniker und Kraftfahrzeugtechniker, Maurer und Betonbauer, Zimmerer sowie Metallbauer. Sie verdienen rund 1.000 Euro brutto pro Monat – nur Pflege und öffentlicher Dienst zahlen da mehr. Fertig ausgebildete Gesellen verdienen im Schnitt über 3.100 Euro brutto – in Berufen wie dem Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik-Handwerk oder der Feinwerkmechanik sogar bis zu 3.700 Euro.
Meister auf Augenhöhe mit Akademikern
Wer nach der Gesellenausbildung noch die Meisterschule absolviert, kann monatlich bis zu 1.500 Euro mehr verdienen. Insgesamt stehen Meisterinnen und Meister, die Führungsebene im Handwerk, mit einem durchschnittlichen Bruttogehalt von rund 4.500 Euro und Spitzenverdiensten von bis zu 8.000 Euro im Monat Bachelorabsolventen in Top-Branchen in nichts nach.
Fachkräfte sind gesucht und Qualifikation zahlt sich aus
Gerade in Zeiten des wachsenden Fachkräftemangels werden gut ausgebildete Handwerkerinnen und Handwerker händeringend gesucht – und entsprechend bezahlt. Entscheidend ist für die Unternehmen bei den Gehältern vor allem die Qualifikation, Erfahrung und der Einsatz der Mitarbeitenden. Keine Rolle spielt, ob ein Unternehmen auf dem Land oder in der Stadt tätig ist: Die Studie zeigt: Im Handwerk wird über die Regionen hinweg gleich gut bezahlt.
Potenziale nutzen und besser kommunizieren
Die Studie zeigt auch: Es gibt noch Verbesserungspotenziale. Den Betriebsinhabenden sei laut der Umfrageergebnisse zwar klar, dass die Vergütung – nach Betriebsklima und persönlichem Kontakt – der drittwichtigste Faktor für die Mitarbeiterbindung im Handwerk sei. Trotzdem kommunizieren sie die sehr guten Entwicklungsmöglichkeiten beim Gehalt, die sie ihren Fachkräften bieten, häufig nicht nach außen.
Die meisten Handwerksbetriebe bieten laut der Umfrage außerdem zusätzliche monetäre Anreize, wie kostenlose Arbeitskleidung. Die wichtigsten Kriterien für eine Arbeitsstelle sind für Beschäftigte aber vor allem nicht-monetär, wie ausreichend Freizeit, flexible Arbeitszeiten und komprimierte Wochenarbeitszeitmodelle.
Hintergrundinformationen zur Studie
Über 2.280 Handwerksbetriebe in Baden-Württemberg, die eine repräsentative Stichprobe des baden-württembergischen Handwerks abbilden, haben an der Online-Befragung Anfang 2025 im Rahmen dieser Studie teilgenommen. Insgesamt konnten so mehr als 8.280 Vergütungsdatensätze erhoben werden, die eine solide Datenbasis für die Analyse der Vergütungsstrukturen im Handwerk liefert.