Die beste Zimmermeisterin: Diana Milkau.
Oliver Hanser

Beste Zimmermeisterin 2020Diana Milkau

Zimmermeisterin Diana Milkau, 27 Jahre, aus Mühlheim an der Donau (Landkreis Tuttlingen) hat dieses Handwerk eigentlich gar nicht gelernt, ist trotzdem als erste Frau Jahrgangsbeste geworden und will später nicht nur im, sondern auch am Familienbetrieb arbeiten.

Der Weg

„Nach der Realschule habe ich eine Ausbildung zur Bankkauffrau bei der Kreissparkasse Tuttlingen absolviert und ergänzend den Sparkassenfachwirt bei der Sparkassenakademie. Den ersten Schritt in Richtung Zimmerei machte ich mit dem Abschluss als ‚Betriebswirtin des Handwerks‘, nebenberuflich bei der Handwerkskammer Konstanz – alles bereits mit Blick auf die Weiterführung des kaufmännischen Teils des elterlichen Betriebs.

Im April 2016 war es dann soweit, dass ich den Arbeitgeber wechselte und zur elterlichen Zimmerei, der Milkau Holzbau GmbH in Mühlheim, ging. Um zu wissen, wovon ich im Büro rede und einen Einblick in den Berufsalltag eines Zimmerers zu bekommen, hatte ich ursprünglich geplant, zwei bis drei Monate auf der Baustelle zu arbeiten. Hier habe ich festgestellt, wie toll das Arbeiten mit Holz und auf der Baustelle ist. So kam es, dass ich länger als gedacht ‚draußen‘ war. Ergänzend konnte ich mir verschiedene Themen durch die Teilnahme als ‚Selbstanmelderin‘ an der überbetrieblichen Ausbildung in Biberach aneignen.

Nachdem ich immer häufiger zu Kunden gehen durfte, meist in Begleitung eines Meisters, und hier immer öfters die gleiche Frage hören musste: ‚Haben Sie als Frau das denn auch gelernt?‘, wollte ich nicht länger mit ‚Nein, nicht direkt‘ antworten. Aber wie ließ sich das ändern? Für eine weitere Ausbildung war es meines Erachtens zu spät. Schließlich hatte ich mir durch mein großes Interesse und ständiges Hinterfragen ja schon ein recht breites, wenn auch oberflächliches Fachwissen angeeignet.

Auf die Nachfrage, ob ich auch so zur Meisterprüfung im Zimmererhandwerk zugelassen werden könnte, kam dann nach wenigen Tagen die Rückmeldung: ‚Ja, das geht.‘ Für eine Zulassung von Seiten der Handwerkskammer und des Prüfungsausschusses gibt es verschiedene Voraussetzungen. Unter anderem zählt eine abgeschlossene Berufsausbildung ergänzt durch Berufserfahrung, sofern die Ausbildung nicht im gleichen Gewerk abgelegt wurde.“

Die Herausforderung

„Bei uns zimmert jeder Meisterprüfling innerhalb eines Tages einen Modell-Dachstuhl, der verschiedene versteckte Schwierigkeiten hat. Die besondere Herausforderung für mich war, dass ich innerhalb von sieben Monaten von nahezu null Wissen auf dem Gebiet der Schiftungen auf Meister-Niveau kommen musste.

Durch die von der Bildungsakademie Rottweil angebotenen freiwilligen Online-Schulungen mit Modellen zum Selbstlernen habe ich nach Feierabend in unserer Werkstatt geübt und Modelle aufgerissen, ausgearbeitet und zusammengebaut. Hier konnte bzw. wollte ich nicht immer direkt jemanden fragen, sondern mir stattdessen die Zeit nehmen, um jeden Schritt selbst herzuleiten. Das hat mir viel Sicherheit gebracht und das nötige Verständnis, um die einzelnen Schritte logisch nachvollziehen zu können.

Nach meiner anfänglichen Überraschung bin ich stolz, nicht nur die erste Frau zu sein, die als Jahrgangsbeste abgeschlossen hat – sondern vermutlich auch der erste ungelernte Zimmerer, der zu dieser Ehre kommt.“

Das Ziel

„Als kurzfristiges Ziel setze ich mir, dass ich mich schnell und gut in die Baustellenvorbereitung und Baustellenleitung von der Dachsanierung bis zur Komplett-Modernisierung einarbeite und meine Aufgaben für alle Beteiligten, also Kunden, Kollegen und Partner, reibungslos lösen kann.

Mein mittelfristiges Ziel ist es, meinen Vater soweit und so gut entlasten können, dass er sich in den wohlverdienten Ruhestand verabschieden kann. Um dann meinem langfristigen Ziel näher zu kommen, gemeinsam mit meinem Bruder, ebenfalls Zimmermeister und Betriebswirt, und einem weiteren geschäftsführenden Zimmermeister den Betrieb weiterzuführen und optimal für die Zukunft aufzustellen.

So darf ich trotz allem Alltagsstress nicht nur ‚im‘ Unternehmen arbeiten, sondern muss auch stetig ‚am‘ Unternehmen arbeiten. Vor allem diese Herausforderungen in Perfektion zu meistern: Das ist mein Wunsch und Bestreben.“