Aufbruch im HandwerkDank Roboter mehr Zeit fürs Wesentliche

27.05.2025: Der Konstanzer SHK-Betrieb Dietenmeier und Harsch revolutioniert durch Automatisierung den Arbeitsalltag – und schafft allen mehr Freiräume.

Lukas Kopp mit Tablet in der Hand im Lager von Dietermeier und Harsch.
HWK KN / Julia Kipping
Im Lager von Dietenmeier und Harsch herrscht Ordnung: Geschäftsführer Lukas Kopp erklärt, wie viele Prozesse in dem SHK-Betrieb dank Rob automatisiert ablaufen.

Endlich mehr Zeit für das Wesentliche. Seitdem Rob bei Dietenmeier und Harsch in Konstanz arbeitet, übernimmt er viele zeitraubende Routinetätigkeiten – und verschafft den anderen Mitarbeitern nötige Freiräume. In dem Handwerksbetrieb für Sanitär-, Heizungs- und Elektroinstallationen ist Rob mittlerweile unersetzlich, zum Beispiel übernimmt er Materialbestellungen. Dabei ist Rob kein Mensch, der physisch anwesend ist, sondern eine Software, die im Hintergrund läuft und rund um die Uhr Aufgaben abarbeitet.

„Seit der Einführung der Software haben viele von uns wieder Zeit für anderes. Wir setzen Rob entlang der gesamten Wertschöpfungskette ein – von der Materialbestellung bis zur Kontrolle von Rückständen“, erläutert Lukas Kopp, Geschäftsführer bei Dietenmeier und Harsch. Seit fast zehn Jahren ist der gelernte Elektriker im Unternehmen.

Best of SHK-Award für Rob

Vor einem Jahr hat der Betrieb begonnen, Prozesse durch Robotic Prozess Automation (RPA) zu automatisieren. „Wir haben in eine Software investiert und diese in Zusammenarbeit mit einem Dienstleister auf unsere Bedürfnisse angepasst“, sagt der 34-jährige Kopp. So kam Rob in den Betrieb. Er hat, wie jeder Mitarbeiter, ein eigenes Profil und Zugänge im Firmennetzwerk. Für diese Prozess-Automatisierung wurde Dietenmeier und Harsch mit dem Best of SHK Award 2025 belohnt, ein Preis, der innovative und zukunftsweisende Konzepte in der SHK-Branche auszeichnet.

Bestellungen fürs Lager laufen automatisch

Rob erhält über ein Skript genaue Anweisungen. Anders als bei einer KI folgt er konsequent dem Programm. Bei Fehlern kann er nicht nach Lösungen suchen. „Wenn unsere Monteure Material für die Baustelle bestellen, überprüft Rob, was noch im Lager ist und bestellt, wenn nötig, zu den günstigsten Konditionen bei den Lieferanten“, erklärt Kopp. Das geht auch außerhalb der regulären Arbeitszeiten. Nachts überträgt er zahlreiche Daten in andere Programme. Außerdem übernimmt er zeitfressende Bürokratieaufgaben.

Deutliche Entlastung für Mitarbeiter

Kundendienstleiter Oliver Greinacher spürt eine deutliche Entlastung. „Die Bestellungen kann Rob viel schneller ausführen. Die Monteure schicken von der Baustelle übers Tablet direkt ihre Materialanforderungen und Rob kümmert sich gleich drum. Und für den Urlaub brauche ich keine Vertretung mehr.“ So steht das Material schneller und zuverlässiger zur Verfügung. Während Menschen bei Routineaufgaben eher Fehler passieren, minimieren die automatisierten Prozesse die Fehlerquote.

Digitalisierung schafft die Basis

Bevor Rob mit der Arbeit starten konnte, wurden viele Abläufe bereits standardisiert und digitalisiert, erzählt Lukas Kopp. Eine Vorarbeit für die Automatisierung. „Alle Monteure haben bei Kundenterminen ein Tablet dabei und können dort direkt alles über die Aufträge einsehen und eingeben.“ Treibende Innovationskraft im Betrieb ist Thomas Dietenmeier, Firmengründer und Geschäftsführer. „Wir beschäftigen uns viel mit der Frage, wie sich der Betrieb weiterentwickeln kann“, sagt Kopp. Ein nächster Schritt könnte jetzt die Integration von KI sein.

Technologie unterstützt das Team und ersetzt niemanden

Anfangs, als die Prozessautomation bei Dietenmeier und Harsch umgesetzt werden sollte, gab es Bedenken von Seiten einiger Mitarbeiter, erzählt Kopp. Es schwingt immer die Angst mit, dass die Technologie den Menschen ersetzt. „Das ist bei uns auf keinen Fall so. Wir brauchen jedes Teammitglied. Unsere Branche ist sehr kundenorientiert. Nun gibt es wieder mehr Freiräume für ausführliche Beratungen beim Kunden. Das ist bei uns im Privatkundenbereich extrem wichtig“, so Kopp. „Rob kann nicht alle Probleme alleine lösen. Dafür braucht er immer noch uns.“

„Großer Aufwand, der sich auszahlt“

Effizienteres Arbeiten, besserer Kundenkontakt, das zahlt auf die Wirtschaftlichkeit des Betriebs ein. Die etwa 45 Mitarbeiter gehen die Änderungen mit und werden am wirtschaftlichen Erfolg beteiligt, betont Kopp. „Um solche visionären Projekte umzusetzen, brauchen wir eine gute Belegschaft, die das mitträgt.“

Es gibt viele Ideen, wo Rob zusätzlich unterstützen könnte. Derzeit ist er nur zu etwa 60 Prozent ausgelastet. Um das möglichst kostengünstig zu realisieren, sucht der Handwerksbetrieb andere Betriebe, um gemeinsam Ideen zu entwickeln und umzusetzen. „Viele trauen sich nicht aus ihren Routinen heraus. Doch wer sich weiterentwickeln will, muss zuerst investieren – vor allem Arbeitszeit“, resümiert Kopp. „Bevor es einen Mehrwert gibt, ist es ein riesiger Aufwand, sich mit intensiv mit allen Prozessen zu beschäftigen. Aber das zahlt sich am Ende aus.“

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