Betriebsberater Dennis Schäuble über die Vor- und Nachteile für Neugründer und Übernehmer"Zwei völlig unterschiedliche Modelle"

Herr Schäuble, Sie beraten bei der Handwerkskammer sowohl Übernehmer als auch Neugründer. Was ist denn der leichtere Weg?

Das sind einfach zwei völlig unterschiedliche Modelle. Der große Vorteil bei einer Übernahme ist natürlich, dass man auf der Basis aktueller Zahlen arbeiten kann. Das macht es beim Businessplan und bei den Banken leichter. Ein Gründer muss da anders vorgehen. Wir raten immer, erst einmal zu überlegen, was man an Umsatz eigentlich generieren muss, um die Fixkosten zu decken und eine schwarze Null zu schreiben. Umgekehrt hat ein Neugründer je nach Branche natürlich nicht so hohe Kosten. Eine Übernahme ist in der Regel teurer, weil eben auch mehr Substanz da ist, vom Maschinenpark bis zur Kundendatei. Die Anfangsinvestition hat sich allerdings meist innerhalb von drei bis fünf Jahren amortisiert. Ein Gründer weiß dagegen nicht, ob und wann er ernten kann, was er gesät hat.

Betriebsberater Dennis Schäuble
Handwerkskammer Konstanz
Betriebsberater Dennis Schäuble

Also ist eine Neugründung letztlich doch riskanter?

Das hängt ganz stark von der Branche, vom Konzept und auch von der Person des Gründers ab. Es ist schon einiges an Berufserfahrung notwendig, um sich da realistische Ziele stecken zu können. Und man sollte vorab genau klären, was der Markt überhaupt hergibt. Bei einer Übernahme eines gut eingeführten und gut aufgestellten Betriebs – und das sollte natürlich der Fall sein – laufen die Geschäfte dagegen meist einfach weiter.



Aber wo bleibt dann das Eigene?

Klar, das kann zum Problem werden. Wenn die Strukturen sehr eingefahren sind, wird es für einen Nachfolger unter Umständen schwierig. Man übernimmt eben alles, auch Mitarbeiter, Kunden, Lieferanten. Wenn die alle auf den früheren Inhaber eingeschworen sind, muss man viel Zeit und Mühe verwenden, um sich ein eigenes Standing zu erarbeiten. Wenn aber die Chemie stimmt, man alle mitnehmen kann und der Vorgänger auch noch als Mentor zu Verfügung steht, ist das für eine Übernahme optimal.

Das klingt aber nach einem ziemlich langwierigen Prozess. Wie lange dauert es denn, bis man wirklich fest im Chefsessel sitzt?

Erfolgreiche Übernahmen sind nie Schnellschüsse. Man sollte schon im Vorfeld einen sehr genauen Blick auf das Unternehmen werfen, die Strukturen kennenlernen und Veränderungen behutsam und schrittweise angehen. Das kann schon ein paar Jahre in Anspruch nehmen.



In dieser Zeit kann eine Gründung schon ganz schön gewachsen sein. Ist das dann nicht doch leichter?

Ja sicher, das kann auch mal schnell gehen. Aber man sollte sich auf keinen Fall die Chance entgehen lassen, Schritt für Schritt zu wachsen und nicht gleich das ganz große Ding stemmen. Das ist doch der eigentliche Charme einer Neugründung: Man darf klein anfangen. So entstehen nämlich individuelle Lösungen und auf Dauer tragfähige Unternehmen.

Wozu also raten Sie: Gründung oder Übernahme?

Ich rate in jedem Fall, Beratung in Anspruch zu nehmen. Bei uns gibt es die kostenlos und wir ziehen bei Bedarf hausinterne Experten hinzu, um Gründer wie Übernehmer gut zu unterstützen. Denn mit der richtigen Unterstützung führen beide Wege zum Erfolg.



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