117. VollversammlungVollversammlung setzt klare Signale

05.12.2025: Großes Interesse begleitete die 117. Vollversammlung der Handwerkskammer Konstanz. Kammerpräsident Werner Rottler nutzte die Sitzung, um vor der Landtagswahl auf die Chancen für das Handwerk hinzuweisen und zu mehr politischer Beteiligung aufzurufen. 

Sitzung der 117. Vollversammlung der Handwerkskammer Konstanz im Foyer der Bildungsakademie Singen.
HWK KN / Petra Schlitt-Kuhnt
Sitzung der 117. Vollversammlung

Großes Interesse herrschte für die 117. Vollversammlung der Handwerkskammer Konstanz. Die Mitglieder kamen in die Bildungsakademie in Singen, um sich über die Aktivitäten der Kammer zu informieren, den Jahresabschluss 2024 zu beschließen und über den Einspruch zur Wahl 2024 abzustimmen.

Zu Beginn blickte Werner Rottler, Präsident der Handwerkskammer Konstanz, auf die Landtagswahl im März und betonte die Chancen, die sich dadurch für das Handwerk böten. „Je stärker sich Handwerkerinnen und Handwerker einbringen, je mehr von uns ihre Stimme einbringen, ihre Sorgen schildern und ihre Vorschläge machen, desto besser.“ Die Forderungen des Handwerks habe der Dachverband Handwerk-BW in der Broschüre 26 für 26 zusammengefasst.

„Wir sind Teil unserer Städte und Gemeinden, wir tragen Verantwortung für die Menschen in der Region.“ Das müsse stärker gesehen und honoriert werden. Kleine Erfolge zeichneten sich auf Bundesebene ab. „Der Haushaltausschuss hat die Förderung der ÜBA von 75 auf 90 Millionen Euro erhöht.“ Auch in die beruflichen Bildungsstätten solle investiert werden. Er forderte mit Blick auf den Industriestrompreis, dass für Wachstum alle Schultern die gleichen Lasten tragen müssten.

Positiv entwickelte sich in diesem Jahr die Anzahl der Auszubildenden mit einem Plus von 3,6 Prozent. Rottler betonte, dass die Mitarbeiter der Kammer weiter daran arbeiten würden, das Handwerk sichtbarer zu machen. „Lassen Sie uns gemeinsam Verantwortung übernehmen und mit Zuversicht und Motivation ins neue Jahr starten.“ Auch Claus Aberle, stellvertretender Präsident und Vertreter der Arbeitnehmer, betonte die Bedeutung eines fairen und wertschätzenden Miteinander.

Handwerk als „Garant für Stabilität und Sicherheit“

Als Repräsentant des Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Baden-Württemberg sprach Dr. Jochen Laps, Referat Mittelstand und Handwerk, vor der Vollversammlung. Der Staat habe den Handwerkskammern bewusst hoheitliche Aufgaben übertragen, wie die Führung der Handwerksrolle und das Regeln der Berufsausbildung. Das aktuelle Jubiläum 125 Jahre Handwerkskammern zeige, dass die Kammern viel richtig machten.

Er lobte die Mitglieder der Vollversammlung, dass sie trotz der aktuellen wirtschaftlichen Herausforderungen zusätzlich die Kraft für ehrenamtliches Engagement aufbrächten und sich fürs Handwerk in der Region einzusetzen. Die Schlagzeilen würden derzeit von großen Industrieunternehmen bestimmt. „Dabei ist das Handwerk der Garant für Stabilität und Sicherheit.“ Sie blickten laut Konjunkturumfrage optimistisch in die Zukunft. Bei allen Herausforderungen seien die Handwerkskammer Konstanz stets ein zuverlässiger Partner für das Wirtschaftsministerium.

Unter anderem beschäftigte sich die Vollversammlung mit den Einsprüchen zur Vollversammlungswahl 2024. Dafür wurde den beiden Einsprechenden, Tommy Buschle, Listenführer der unterlegenen Wahlliste, sowie ein weiteres Listenmitglied, ein zusätzliches Rederecht eingeräumt. Nachdem sich der Wahlprüfungsausschuss in vorherigen Sitzungen ausgiebig mit dem Thema auseinandergesetzt hatte, empfahl er, die Einsprüche zurückzuweisen und auf den Rechtsweg zu verweisen. Dieser Empfehlung folgte die Vollversammlung einstimmig. Die Einspruchsführer erhoben beim Wahlverfahren unter anderem den Vorwurf, gegen die Handwerksordnung und das Neutralitätsgebot verstoßen zu haben.

Hauptgeschäftsführer Georg Hiltner präsentierte den Mitgliedern den Jahresabschluss 2024 und erläuterte die finanzpolitischen Weichen, die er für die kommenden Jahre in Bezug auf die Handwerkskammer stellen möchte. „Wir haben deutlich besser abgeschnitten als geplant“. Geschäftsführung und Vorstand wurden durch die Vollversammlung entlastet. Aufgrund steigender Kosten für Liegenschaften, Personal und Investitionen kündigte er jedoch herausfordernde Jahre an.

Wegen anderer Verpflichtungen machte Björn Adler seinen Rücktritt aus dem Vorstand bekannt. Adler war über zehn Jahre in der Vollversammlung, engagierte sich seit 2017 im Berufsbildungsausschuss und gehörte seit 2019 dem Vorstand an. Präsident Rottler dankte dem Karosseriesattler für sein Engagement und zeichnete ihn mit der Silbernen Ehrennadel der Kammer aus. Für Adler rückte das langjährige Mitglied der Vollversammlung Bäckermeister Josef Ruh in den Vorstand nach. Kfz-Techniker Matthias Scherzinger übernahm das Amt im Berufsbildungsausschuss.

Zum Tag des Ehrenamts am 5. Dezember 2025

Ohne Ehrenamt geht es nicht

In den unterschiedlichsten Gremien gestalten Handwerkerinnen und Handwerker die Rahmenbedingungen für das Handwerk mit. In Gesellenprüfungs- und Meisterprüfungsausschüssen bringen sich allein im Kammergebiet rund 300 Personen als ordentliche Mitglieder sowie nochmals mehrere Hundert Personen als Stellvertreter mit ihrem Fachwissen ein. Bildungspolitische Leitlinien und die Ausbildungsqualität sichernde Maßnahmen werden im Berufsbildungsausschuss diskutiert.

39 gewählte Vollversammlungsmitglieder aus den Reihen der Selbständigen und Arbeitnehmer entscheiden im regionalen Parlament des Handwerks, welche Schwerpunkte auch finanziell gesetzt werden sollen. Daneben engagieren sich zahlreiche Handwerkerinnen und Handwerker der Region in den berufsspezifischen Innungen, den Kreishandwerkerschaften oder anderen Organisationen des Handwerks. „Diese Selbststeuerung ist unsere Stärke“, betont Kammerpräsident Werner Rottler. „Denn wer weiß denn besser als wir Handwerker, was nötig ist, damit wir auch in Zukunft gut arbeiten können?“

Das Ehrenamt im Handwerk der Region (Auszug)

  • 39 ordentliche Mitglieder der Vollversammlung, sowie 39 erste und 39 zweite Stellvertreter
  • 66 Innungsobermeister
  • 74 öffentlich bestellte und vereidigte Sachverständige aus 31 Gewerken
  • 95 ordentliche Mitglieder, 188 stellvertretende Mitglieder in 19 Meisterprüfungsausschüssen
  • 54 ordentliche Mitglieder, 150 stellvertretende Mitglieder in 18 kammereigenen Prüfungsausschüssen
  • Gesellenprüfungsausschüsse bei Innungen mit delegiertem Prüfungsausschuss: Ordentliche Mitglieder: 150; Stellvertretende Mitglieder: 400