MarketingStarkes Image durch Kundenkurse

20.11.2025: Einige Betriebe bieten Schulungen für Kunden an. Sie wollen so ihre Attraktivität steigern und informieren, aber auch zeigen, wie viel Arbeit im Handwerk steckt. Das baut eine Bindung auf und schafft Verständnis für die Preisgestaltung.

Bäckermeister Manuel mit Teilnehmerinnen seines Backkurses in der Backstube.
HWK KN / Stefanie Siegmeier
Bäckermeister Manuel Beha erklärt in seiner Backstube Kursteilnehmerinnen den richtigen Umgang mit verschiedenen Teigsorten. Er zeigt gerne, wie viel Wissen und Können im Handwerk steckt, um mehr Wertschätzung für die Arbeit zu erreichen.

Handwerksbetriebe haben Kundenschulungen als Geschäftsfeld für sich entdeckt. Damit wird nicht nur zusätzlicher Umsatz gemacht, sondern auch an einem positiven Image gearbeitet – für den eigenen Betrieb und das gesamte Handwerk. Denn
auch wenn sie es nun könnten, backen die wenigsten Kunden nach einem Kurs ihr Brot oder nähen sich ihre Kleidung selbst. Dafür entsteht aber eine kostbare Kundenbindung, von der Handwerk und Betrieb profitieren können.

Deswegen backen in der Backstube von Bäckermeister Manuel Beha jetzt auch seine Kunden. Seit diesem Jahr bietet der Villinger Kurse an, in denen er sein Wissen rund um Brot und Brötchen weitergibt. Dafür erntet er großen Zuspruch. Auch  Schneidermeisterin Kathrin Beck aus Wellendingen gibt ihr Handwerkswissen in Nähkursen weiter. Marcus Storz von der Storz Heiztechnik GmbH in Aichhalden bietet zahlreiche Informationsveranstaltungen an. Zusätzlich schult er deutschlandweit Betriebe für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik in seiner „SHK Academy“.

Attraktivität steigern und Vertrauen aufbauen

Marcus Storz sieht keine Gefahr darin, dass die Kunden mit der Information dann eine Heizung im Internet kaufen. „Wir  erfolgen einen ganz anderen Ansatz“, erklärt er. Von der engen Kundenbindung profitiere der Betrieb. „Wir machen das, um am Markt attraktiv zu bleiben – für Kunden und Mitarbeitende.“

In den Schulungen bei Storz klärt zunächst ein externer Experte über sämtliche Möglichkeiten und Vorgaben rund um die Heizung auf. Der Kunde brauche Klarheit, wenn er seine Heizung erneuern möchte, erklärt Storz. Hier gebe es mittlerweile viele Regeln, nicht jede Heizung passe zu jedem Haus. „Deswegen ist es mir wichtig, durch einen externen Refernten zunächst einmal neutral zu informieren. Das schafft Vertrauen und Verbindlichkeit.“

Marcus Storz während einer Veranstaltung seiner SHK-Academy.
HWK KN / Stefanie Siegmeier
Marcus Storz, Geschäftsführer von Storz Heiztechnik, schult in der SHK Academy andere Betriebe.



Etwa 40 Teilnehmende besuchen im Schnitt die Veranstaltungen. „Die Kunden en bloc zu informieren, spart Zeit und hält die Prozesse schlank“, ergänzt der Handwerksmeister. Die Kunden seien damit sehr zufrieden. „Es fällt auf, was wir machen.“ Aus den Angeboten ist dann die SHK Academy entstanden. Mittlerweile schult Marcus Storz deutschlandweit rund 27 Betriebe, Tendenz steigend. „Wir machen das Handwerk vor Ort mit Branchenwissen stark. In der SHK-Branche reicht ‚viel Arbeit‘ längst nicht mehr“, so Storz. Denn das bedeute nicht unbedingt, dass die vielen Aufträge auch Gewinn abwerfen. Um die Betriebe stabil aufzustellen, brauche es ein Umdenken, ein neues System. „Und das bieten wir an.“

Kreativität neu entdecken und sich austauschen

Kathrin Beck gehört die Kindermodenmanufaktur „piapaul“ in Wellendingen bei Rottweil. In ihrem Nähatelier gibt die Schneidermeisterin regelmäßig Kurse, auch um das Handwerk am Leben zu halten. „Handwerk ist Tradition. Wenn es keiner mehr beherrscht und weitergibt, dann stirbt  diese Tradition aus“, sagt sie.

„Viele Mamas können nicht mehr nähen. In ihren Berufen fehlt ihnen häufig das Ausleben von Kreativität“, hat Kathrin Beck die Erfahrung gemacht. In ihren Kursen könnten sie kreativ sein und lernen, das Handwerk wieder wertzuschätzen. „Ich gebe mein Wissen gerne weiter, da die Frauen durch die oft aufwändige Näharbeit auch eine andere Relation zu Bekleidungspreisen und Handwerk überhaupt bekommen“, sagt die Schneidermeisterin. „Die Frauen wollen gar nicht alles können. Ihnen ist das Miteinander wichtig. Wenn ich die Freude sehe, dann bekomme ich ie Energie, die ich in einen Kurs gesteckt habe, doppelt zurück“, sagt sie.

Wertschätzung fürs Handwerk aufbauen

Bäckermeister Manuel Beha hat zum 100-jährigen Bestehen seiner Bäckerei einen Männerbackkurs angeboten. Die Nachfrage sei so hoch gewesen, dass weitere Kurse folgten, auch einer für Frauen, sagt er. „Es ist toll, den Teilnehmenden zu zeigen,  wie schön, wie aufwändig und wie vielfältig unser Handwerk ist“, erzählt der Bäckermeister. Die Teilnehmenden lernten auch, dass das alles gar nicht so einfach ist. Er sieht das Angebot nicht nur als Kundenbindung, sondern will damit den  Teilnehmenden das Handwerk näherbringen. Aber auch Hobbybäcker können sich ein paar Tricks für zuhause holen. Sorge, dass die Leute künftig alles allein daheim backen, die hat Manuel Beha nicht. Im Gegenteil: „Die Wertschätzung für das
Handwerk wird wieder geweckt“, sagt er.