SchreinerhandwerkNeues Leben für alte Weinfässer

02.10.2025: Schreinermeister Egon Kupferschmid baut aus Weinfässern Temperierschränke für den heimischen Weinvorrat. Er hat mit dem Produkt eine zahlungskräftige Zielgruppe im Blick.

Schreinermeister Egon Kupferschmid legt eine Weinflasche in einen von ihm gebauten Weintemperierschrank aus einem alten Weinfass.
HWK KN / Julia Kipping
Der Weintemperierschrank von Schreinermeister Egon Kupferschmid vereint modernes Design und Funktionalität.

Der edle Holzschrank mit Glasfront gibt seine wahre Funktion erst auf den zweiten Blick preis. Hinter den Türen des geschreinerten Möbelstücks finden Weinliebhaber die ideale Umgebung, um ihre kostbaren Flaschen aufzubewahren. Besonders macht den rollbaren Temperierschrank, dass er von drei Seiten mit Holz aus alten Weinfässern verkleidet ist. Schreinermeister Egon Kupferschmid aus Spaichingen bringt das gebogene Eichenholz in einem aufwändigen Verfahren in eine gerade Form und verleiht dem Objekt so sein einzigartiges Äußeres. Vollholz, meistens alt, damit arbeitet er am liebsten, weil er dann seinen Beruf richtig fühlt.

„Manche Weinliebhaber präsentieren ihre Schätze gerne direkt im Wohnbereich oder in der Küche. Sie wollen sie nicht im Keller verstecken“, sagt Kupferschmid. Der 61-Jährige fährt regelmäßig mit einem Freund und Weinkenner zur Weinlese nach Besigheim im Landkreis Ludwigsburg. „Auf dem Weingut habe ich die Fässer gesehen und kam dann auf die Idee“, erzählt er.

Bis zu 100 Stunden Arbeit

Doch bis aus den Weinfässern ein Schrank wird, muss Kupferschmid bis zu 100 Stunden Arbeit investieren. Je nach Kundenwunsch nutzt er Holz von alten oder neuen Weinfässern. Je älter die Fässer, desto dunkler ist das Holz, desto mehr Furchen hat es, die eine Geschichte erzählen. Genutzt wird ausschließlich die Außenseite des Fasses. „Das mit Wein getränkte Holz im Inneren hat einen starken Eigengeruch“, erklärt Kupferschmid. Die einzelnen Bretter, die Fassdauben, werden aufgesägt, in heißes Wasser gelegt und gepresst. Danach sägt der Schreinermeister, der seinen Betrieb seit fast 35 Jahren führt, das Holz weiter zu. Am Ende entstehen Bretter – ähnlich wie bei Parkett – aus denen der Schrank gebaut wird.

Der Temperierschrank ist auf Augenhöhe in den etwa zwei Meter hohen Schrank eingebaut. „Das Gerät ist das leiseste, das es am Markt gibt. Es ist durch die dicke Rückwand kaum mehr hörbar“, sagt Kupferschmid. Schließlich soll die Ruhe im Wohnzimmer nicht durch Kühlgeräusche gestört werden. Zwei Zonen bringen bis zu 32 Weinflaschen auf die richtige Temperatur. Schubladen und Fächer geben genügend Platz für Weingläser und anderes Zubehör.

Schränke aus dem Fass vom Lieblingswein

Mit einem Preis von etwa 16.000 Euro spricht Kupferschmid eine exklusive Käuferschichte an, echte Weinliebhaber, die finanziell gut aufgestellt sind. Viel Arbeit und Liebe zum Detail stecken in den Schränken, die er auch als Sideboard baut. Innenausstattung und Maße richten sich nach den Kundenwünschen. „Ich bestelle die Fässer im Internet. Aber es ist auch denkbar, dass ein Kunde Fässer von seinem Lieblingswein besorgt und ich daraus einen passenden Schrank fertige“, erklärt Kupferschmid, wie er sein Produkt entwickeln möchte. Er hat bereits einige seiner Produkte verkauft, möchte das Geschäft aber mit seiner Website Weinwohnen weiter ausbauen.

Sein Betrieb in Spaichingen mit vier Mitarbeitern und einem Auszubildenden ist breit aufgestellt: Neben einer zehn Meter langen Theke für eine Sushi-Bar oder Messemöbel für ein Medizintechnikunternehmen baut er auch Massivholzbetten ohne Metall und Schränke nach Maß.