Junger Auszubildender in der Werkstatt der Bildungsakademie Singen.
Inka Reiter
Eine Ausbildung im Handwerk bietet beste Entwicklungsmöglichkeiten - auch für Abiturienten.

AusbildungMit Abi ins Handwerk

Häufig haben Jugendliche mit Abitur Vorurteile gegenüber einer Ausbildung im Handwerk. Einige meinen, sie seien aufgrund des längeren Schulaufenthalts überqualifiziert, andere denken, die Entlohnung sei zu gering. Manche Eltern glauben auch, dass nur ein abgeschlossenes Studium etwas zählt.

Das sei mitnichten so, wie Raimund Kegel, Geschäftsführer des Berufsbildungsausschusses der Handwerkskammer Konstanz, erläutert: „Gerade Abiturienten bringen das perfekte Rüstzeug für eine Karriere in den vielen, immer anspruchsvoller werdenden Handwerksberufen mit. Denn im Zuge der Digitalisierung braucht das Handwerk Menschen, die komplexe Zusammenhänge verstehen und sich schnell in neue Situationen einarbeiten können.“ Ob in der Werkstatt oder auf der Baustelle, die Arbeitsprozesse hätten sich überall verändert und die IT nehme einen ganz wesentlichen Stellenwert in der Produktion, Wartung oder der Kommunikation ein.

„Modernes Handwerk bedeutet nicht mehr nur kräftig zuzupacken, sondern mit den neuesten Technologien zu arbeiten“, so Kegel. Auch finanziell lohne sich eine Ausbildung im Handwerk: Statt lästiger Studiengebühren und überfüllter Hörsäle biete eine Ausbildung ein geregeltes Einkommen von Anfang an.

Vom Gesellen zum erfolgreichen Unternehmer

 „Viele erfolgreiche Unternehmer haben ihre Wurzeln in einer handwerklichen Ausbildung. Sie haben von der Pike auf gelernt, worauf es in der Praxis ankommt und ihre Kenntnisse nach und nach mit theoretischem Wissen untermauert“, sagt Kegel.

Abiturienten haben die Möglichkeit, die Ausbildungszeit um ein Jahr zu verkürzen, um noch schneller durchzustarten. „Wir empfehlen den Gesellen, nach der Prüfung einige Jahre im Beruf zu arbeiten, um Erfahrungen zu sammeln. Wer sich weiterqualifizieren möchte, kann den Meister machen, der Handwerkerinnen und Handwerker berechtigt, einen eigenen Betrieb zu führen und selbst auszubilden,“ erklärt Kegel.

Die Fortbildung Betriebswirt /-in im Handwerk ergänze das Wissen aus der Meisterprüfung noch zusätzlich. „Hier lernen die Meister vertiefende Inhalte zu Themen wie Personalwesen, Kalkulation oder Marketing, was für die Betriebsführung wichtig ist“, so Kegel.

Akademischer Weg steht offen

Wer eine handwerkliche Ausbildung lediglich als Basis sieht und danach einen akademischen Weg einschlagen möchte, kann dies problemlos tun: „Als Geselle mit einigen Jahren Berufserfahrung erwirbt man automatisch die sogenannte fachgebundene Hochschulreife.

Das heißt, dass Gesellen sich in Studienfächern einschreiben können, die im Bereich der Ausbildung liegen. Der Meistertitel gilt – ähnlich wie das Abitur – als allgemeine Hochschulzugangsberechtigung,“ so Kegel. Meister könnten somit alle Fächerkombinationen an einer Uni in Vollzeit oder berufsbegleitend studieren. 

 Weitere Informationen zum Thema Handwerk und Abitur finden Sie unter:  www.handwerks-power.de.