Dachdecker bei der Arbeit
argum / Falk Heller
Dachdecker bei der Arbeit

Konjunkturbericht 4. Quartal 2022Handwerk stabil trotz schwieriger Rahmenbedingungen

Auch im vierten Quartal trotzt das Handwerk im Kammerbezirk Konstanz den konjunkturellen Widrigkeiten und verzeichnet sogar eine spürbare Erholung, wie der Konjunkturbericht aufzeigt. 74,5 Prozent der Befragten beurteilten die Geschäftslage als „gut“, im Vorjahresquartal waren dies 66,3 Prozent. Die dunklen Wolken am Konjunkturhimmel haben sich allerdings nicht verzogen: Jeder Dritte erwartet Umsatzrückgänge. Im Vorjahresquartal waren dies 26,7 Prozent.

„Das Handwerk stemmt sich gegen die Krise. Die gestiegenen Energiekosten und Lieferengpässe bereiten den Betrieben jedoch nach wie vor Kopfzerbrechen. Es herrscht mit Blick auf das Jahr 2023 große Verunsicherung“, sagt Werner Rottler, Präsident der Handwerkskammer Konstanz. Insgesamt rechneten Wirtschaftsforscher mit einer Stagnation oder gar einem Schrumpfen der Wirtschaftsleistung sowie einer weiterhin hohen Inflationsrate im Land, was sich auch auf das Handwerk auswirken werde.

Im Bauhauptgewerbe bezeichnen 81,25 Prozent der Befragten die Geschäftslage als gut, im Ausbaugewerbe gar über 95 Prozent. Die Baubranche gilt als Konjunkturlokomotive im Handwerk. Noch sind die Auftragsbücher voll, die Auftragsbestände aber schmelzen bei einigen Betrieben des Bauhauptgewerbes langsam ab. Jeder vierte Betrieb berichtet von gesunkenen Auftragszahlen. Im Ausbaugewerbe sprechen hingegen über zwei Drittel der Betriebe von stabilen Auftragsbeständen, bei 25 Prozent sind die Auftragszahlen gar gestiegen.

„Diese Zahlen sind aus unserer Sicht nicht verwunderlich,“ sagt Georg Hiltner, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Konstanz. „Es wird weiter viel energetisch saniert und modernisiert – von der Erneuerung der Heizung über das Anbringen von Photovoltaikanlagen bis hin zur Dämmung von Bestandsimmobilien.“

82 Prozent der Ausbaubetriebe seien allerdings von höheren Einkaufspreisen betroffen. Auch Fachkräftemangel und Rohstoffengpässe bereiteten den Betrieben weiter Sorgen.

Im Kfz-Bereich wurde laut aktueller Konjunkturumfrage nahezu das Vorjahresergebnis erreicht. Im Nahrungsmittelgewerbe und im Dienstleistungshandwerk war die Geschäftslage deutlich aufwärtsgerichtet. Positiver als vor Jahresfrist schätzten auch die Unternehmen aus dem Gesundheitsgewerbe die Lage ein.

Die weitere Geschäftsentwicklung über alle Gewerke hinweg wird pessimistischer eingeschätzt. Lediglich elf Prozent der Befragten rechnen mit einer Verbesserung, knapp 21 Prozent mit einer Verschlechterung der Lage – es zeichnet sich für die kommenden Monate also eine spürbare Ernüchterung ab.

Stimmen zur konjunkturellen Lage

Hansjörg Blender, Kreishandwerksmeister, Geschäftsführer Autohaus Blender:

Für die Kfz-Branche sei das vergangene Jahr eher verhalten gewesen, sagt Kreishandwerksmeister Hansjörg Blender. Im letzten Quartal gab es im Dezember allerdings noch einen ordentlichen Umsatzschub für die Autohäuser. "Grund war der Wegfall der staatlichen Förderungen für Elektro- und Hybridfahrzeuge zum neuen Jahr. Das hat den Umsatz noch ins Plus gedreht", so der Geschäftsführer des Autohaus Blender in Radolfzell. Dem Jahr 2023 sieht er mit "realistisch verhaltenem Optimismus" entgegen. Er erwartet, dass die Nachfrage nach E-Autos wegen der fehlenden Förderung sinken wird. Auch die Preissteigerungen trüben die Lage. "Noch ist die Lage normal, aber je teurer alles wird, desto eher spüren wir die Kaufzurückhaltung." Zudem seien günstige Kleinwagen durch neue EU-Regelungen kaum noch auf dem Markt. Ein Auto zu kaufen sei teuer geworden - auch weil der Gebrauchtwagenmarkt überhitzt sei, so Blender.

Er sei seit 50 Jahren im Geschäft und sei immer mit den Veränderungen zurechtgekommen. "Aber die Geschwindigkeit nimmt zu und wir müssen im Blick behalten, welche Chancen die E-Mobilität uns bietet." So sei es auch schwierig an geeignete Fachkräfte zu kommen.

Manuel Winter, Obermeister der Friseurinnung Schwarzwald-Baar, Inhaber Haarstudio Winter in Vöhrenbach:

"Wir liegen mit unserem Umsatz noch deutlich unter den Vorjahren", sagt Manuel Winter, Obermeister der Friseurinnung Schwarzwald-Baar. Das Geschäft im letzten Quartal 2022 sei in Ordnung gewesen, vor Weihnachten sei es gut gelaufen. "Aber die Auslastung ist längst nicht so, wie wir es aus den Vorjahren kennen", sagt er über die Nachfrage in seinem Haarstudio in Vöhrenbach. "Die Leute sind zurückhaltender beim Geld ausgeben."

Zwar kämen die Stammkunden alle paar Wochen zum regelmäßigen Haarschnitt, was den Umsatz sichere. "Aber größere Farbveränderung oder gar ganze Typveränderungen finden aktuell eher seltener statt."

Zum Thema Fachkräftemangel spricht Winter den Nachwuchs an. Immer weniger interessierten sich für eine Ausbildung und auch die schulischen Leistungen seien schlechter geworden. "Das habe ich auch aus anderen Gewerken gehört", sagt der Obermeister. "Handwerker, die gut ausgebildet sind und ihren Job lieben, werden künftig sehr gefragt sein", prognostiziert er. Mit Blick auf die vergangenen schwierigen Corona-Jahre hofft Winter, dass es nun kontinuierlich weiter bergaufgeht.