zwei Zimmerer arbeiten an einem Dachstuhl
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Eigentlich läuft es rund auf dem Bau. Vielen Baubetrieben bereiten allerdings die Lieferengpässe bei Baumaterialien Kopfzerbrechen.

Konjunkturbericht 2. Quartal 2021Handwerk läuft wieder rund

Aufatmen im Handwerk nach der Corona-Krise: Laut aktueller Konjunkturumfrage bei Betrieben im Bezirk der Handwerkskammer Konstanz hat sich die wirtschaftliche Lage insgesamt weiter entspannt. Die Erwartungen für die kommenden Wochen und Monate sind allerdings verhaltener als sonst. Grund hierfür könnten Engpässe bei Rohstoffen und Vorprodukten sein, die zu Verunsicherungen führen.

„Aktuell sind die Auftragsbücher gerade im Bau- und Ausbauhandwerk voll, der Bauboom ist ungebrochen“, berichtet Werner Rottler, Präsident der Handwerkskammer Konstanz. So reiche der Auftragsbestand bei über 80 Prozent der Bauunternehmen noch für zwölf oder mehr Wochen, im Ausbaugewerbe berichten dies immerhin 46 Prozent.

Auch das Kfz-Handwerk sowie die Gesundheits- und Dienstleistungsgewerke erholen sich nach einer coronabedingten Durststrecke. „Alle Branchen hoffen nun, dass sich ein weiterer Lockdown im Herbst unbedingt vermeiden lässt“, so Rottler.

Lieferengpässe bremsen Wachstum

Die guten Konjunkturdaten, die sich vor allem im Bau- und Ausbauhandwerk zeigen, dürfen aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Branche verunsichert ist. „Unsere Betriebe berichten von enormen Preissteigerungen bei unterschiedlichen Baumaterialien und Vorprodukten. Ob Holz, Metalle oder Kunststoffe – teilweise sind die Preise um das Doppelte gestiegen oder Material kann aufgrund der weltweiten Verknappung momentan erst gar nicht geliefert werden. Das bremst die Unternehmen aus“, berichtet Georg Hiltner, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Konstanz.

Entsprechend verhalten sind die Prognosen der Handwerksbetriebe: Nur noch jeder fünfte Betrieb (Vorjahr: 37 Prozent) erwartet einen besseren Geschäftsverlauf in den nächsten Wochen. Mit Auftragssteigerungen rechnen lediglich 29 Prozent der Befragten (Vorjahr: 39 Prozent). Sehr erfreulich ist, dass eine befürchtete Insolvenzwelle im Handwerk bisher nicht eingetreten ist.

Wie sich der Rohstoffmarkt und die Handwerkskonjunktur weiter entwickeln werden, sei schwer abzusehen. „Ich rechne mittelfristig mit einer Beruhigung auf dem Holzmarkt. Die hohe Nachfrage von Ländern wie den USA und China nach Holz heizt momentan noch den Preis an. Das Problem wird sich hoffentlich legen, auch durch die vom Bund geplante Aufhebung der Einschlagsbegrenzung für Fichtenholz im Land“, glaubt Hiltner. 

Schwieriger vorhersehbar seien laut Hiltner allerdings die Entwicklungen bei Kunststoffprodukten wie Dämmmaterialien, Folien oder Kunststoffrohren, die im Bauhandwerk benötigt werden. „Die Grundstoffe kommen vielfach aus Asien und gelangen derzeit nur eingeschränkt auf den europäischen Markt“, so Hiltner. Auch Baustahl sei zum knappen und damit teuren Gut geworden.

Preissteigerungen und Verzögerungen ansprechen

Durch fehlende Baustoffe könnten sich Bauprojekte hierzulande verzögern oder komplett zum Erliegen kommen. „In der aktuellen Situation appellieren wir sowohl an private Bauherrn als auch an öffentliche Stellen, an ihren Bauvorhaben festzuhalten. Für Verzögerungen oder Preissteigerungen kann man im Moment nicht die Handwerker verantwortlich machen. Hier bitten wir alle Handwerkskunden um Verständnis und Geduld.“

Handwerksunternehmen empfiehlt die Handwerkskammer Konstanz, bereits vor der Vertragsgestaltung auf die aktuelle Lage aufmerksam zu machen. „Betriebe sollten von Anfang an in einem offenen Gespräch mögliche Lieferprobleme thematisieren. Außerdem sollten eventuelle Kostensteigerungen über eine Gleitpreisklausel im Vertrag festgehalten werden. So sind die Risiken fair verteilt“, raten Hiltner und Rottler.

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