Konjunkturbericht 2. Quartal 2025Handwerk hofft auf Belebung der Konjunktur

21.07.2025: Die regionalen Handwerksbetriebe bewerten ihre Situation überwiegend als gut. In der aktuellen Konjunkturumfrage wird aber auch deutlich, dass ökonomische Risiken das Bild trüben.

Gerüstbauer
argum

Mit der deutschen Wirtschaft geht es langsam wieder bergauf. Das stellen die führenden Wirtschaftsinstitute zum Ende des zweiten Quartals 2025 in Aussicht und erhöhen ihre Konjunkturprognosen für das Jahr 2026. Für 2025 rechnet das ifo-Institut mit einem minimalen Wachstum von 0,3 Prozent. Die prognostizierte Entwicklung zeichnet sich auch im Handwerk ab, zumindest in der Stimmung der Betriebe im Gebiet der Handwerkskammer Konstanz.

So blickt das regionale Handwerk in der Konjunkturumfrage im Vergleich zum Vorjahr minimal positiver auf die Situation. 62 Prozent der Betriebe bewerten im zweiten Quartal 2025 ihre Lage als gut (Q2/2024: 60 Prozent). Der Anteil mit einer befriedigenden Einschätzung bleibt unverändert bei 35 Prozent, während 3 Prozent ihre Lage schlechter beurteilen (Q2/2024: 5 Prozent).

Auch auf Landesebene liegt der Anteil der Betriebe, die ihre Geschäftslage als gut bewerten, bei 60 Prozent. Allerdings beurteilen mit 11 Prozent mehr Handwerksbetriebe in ganz Baden-Württemberg ihre Situation schlechter.

Bestehende Risiken lassen Betriebe abwarten

Ein klarer Trend lässt sich anhand der aktuellen Umfrage nicht ableiten. So gibt es auch einige Risiken, die die Betriebe abwarten lassen, etwa die Entwicklungen der US-Zölle, die die Exporte negativ beeinflussen. „Enttäuschend ist für die Betriebe auch die fehlende Entlastung bei der Stromsteuer“, sagt Werner Rottler, Präsident der Handwerkskammer Konstanz. „Die neue Bundesregierung unterstützt die Industrie, das Handwerk fällt hinten runter. Ob Bäcker, Baubranche oder Metallverarbeitung – der Kostendruck in vielen Gewerken steigt. Unsere Berater berichten von einem erhöhten Bedarf an Beratungen zur Kurzarbeit.“

Insgesamt findet Rottler die ökonomischen Rahmenbedingungen alles andere als vertrauensgewinnend und optimal für Investitionen: „Von den versprochenen Entlastungen vor der Wahl ist bei den Handwerkern nichts angekommen. Die Zeit drängt. Vor allem viele kleinere Betriebe warten ab und halten sich gerade so über Wasser.“ Ob die positive Entwicklung der Konjunktur nachhaltig ist, werde sich erst noch zeigen müssen.

„Schnell und durchdacht investieren“

Ziel der Regierung müsse es jetzt sein, das Geld aus den Investitionspaketen möglichst schnell und durchdacht einzusetzen. „Unsere Infrastruktur ist marode. Die ausstehenden Investitionen in Schulen, Brücken und Straßen bremsen unser Land aus“, macht Rottler klar.

So fällt die Umsatzentwicklung im Vergleich zum Vorjahr uneinheitlicher aus: 27 Prozent der Betriebe berichten von gestiegenen Umsätzen (Q2/2024: 28 Prozent), während nur noch 49 Prozent stabile Umsätze angeben (Q2/2024: 58 Prozent). Gleichzeitig ist der Anteil der Betriebe mit rückläufigen Umsätzen auf 24 Prozent gestiegen (Q2/2024: 14 Prozent). Betroffen davon sind vor allem die Ausbau- und Gesundheitsgewerke und der Dienstleistungsbereich.

Betriebe halten Mitarbeiter

Bei der Beschäftigtenentwicklung zeigt sich ein gemischtes Bild: 8 Prozent der Betriebe melden gestiegene Beschäftigtenzahlen, weniger als im Vorjahresquartal (13 Prozent). Gleichzeitig bleibt die Beschäftigung bei 75 Prozent konstant (Q2/2024: 68 Prozent), während 17 Prozent von einem Rückgang berichten (Q2/2024: 19 Prozent). Nach wie vor halten viele Betriebe an ihrer Belegschaft fest.

„Zusammenhalt wird im Handwerk großgeschrieben“, kommentiert Rottler. „Mitarbeiter werden, solange es geht, gehalten. Die enge Zusammenarbeit von Inhaber und Geselle, Meister und Azubi verbindet – egal in welchem Gewerk. Wir suchen erst nach anderen Lösungen, bevor Mitarbeiter entlassen werden.“

Der Auslastungsgrad der betrieblichen Kapazitäten zeigt sich nahezu unverändert: 59 Prozent der Unternehmen arbeiteten im zweiten Quartal 2025 mit einer Auslastung von über 80 Prozent (Q2/2024: 58 Prozent).

Positive Stimmung ist nicht stabil

Mit Blick auf das dritte Quartal 2025 rechnen 27 Prozent der Betriebe mit einer Verbesserung ihrer Geschäftslage – identisch zum Vorjahreswert. Der Anteil, der eine gleichbleibende Lage erwartet, ist deutlich gestiegen (62 Prozent; Q2/2024: 52 Prozent), während nur noch 11 Prozent von einer Verschlechterung ausgehen (Q2/2024: 21 Prozent).

Kammerpräsident Rottler fordert die Bundesregierung auf, endlich Politik für den Mittelstand zu machen: „Das Vertrauen in die neue Regierung ist bereits beschädigt. Die bislang einseitige Entlastung der Industrie greift zu kurz. Wenn die privaten Haushalte mehr Geld zur Verfügung haben, werden sie auch öfter die Leistungen von Handwerkern in Anspruch nehmen. Eine neue Brille, eine Torte zum Jubiläum oder ein neuer Sonnenschutz für die Terrasse – solche Ausgaben werden aufgeschoben, wenn Unsicherheit herrscht. Die klaren Signale fehlen.“

Optimistischerer Blick auf Umsätze

Von einer Verbesserung der Umsätze im nächsten Quartal geht fast jeder dritte Betrieb aus (Q2/2024: 27 Prozent). Damit ist die Sicht optimistischer als im Vorjahresquartal. Nur noch 16 Prozent rechnen mit sinkenden Umsätzen (Q2/2024: 28 Prozent).

Über die Hälfte der befragten Betriebe erwartet keine große Veränderung (54 Prozent; Q2/2024: 44 Prozent). Pessimistischer blickt die Baubranche auf das dritte Quartal. Hier glaubt nur noch ein Drittel der Betriebe, dass sich ihre Situation im nächsten Quartal verbessert (Q2/2024: 42 Prozent). Auch in den industrienahen Gewerken erwarten nur noch rund 24 Prozent eine Verbesserung im dritten Quartal (Q2/2024: 32), 18 Prozent einen Umsatzrückgang. In den Gesundheitsgewerken erwarten nur noch acht Prozent eine positive Entwicklung (Q2/2024: 18 Prozent), 28 eine negative (Q2/2024: 18 Prozent).

So ist die Stimmung im regionalen Handwerk



Christian Denz, Zimmerermeister, Zimmerei Denz, Göhrwil

„Im Holzbau läuft es allgemein gut. Das merkt unser Betrieb: Für uns ist dieses Jahr ein besonders gutes. Da sich immer mehr für die Holzbauweise entscheiden, zieht der private Hausbau bei uns wieder an. Doch trotz voller Auftragsbücher ist unklar, wo der Weg hingeht. Auch weil wichtige Förderprogramme gestrichen wurden. Da habe ich einfach kein Vertrauen in die Politik. Ich hoffe, dass die Konjunktur nun auch in anderen Bereichen wieder anzieht, damit alle profitieren und sich die Lage stabilisiert“



Portrait von Christian Denz
HWK KN / Jana Seifried
Christian Denz



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Portrait von Rüdiger Fischer
HWK KN / Julia Kipping
Rüdiger Fischer

Rüdiger Fischer, Dachdeckermeister, Schütz Bedachungen, Konstanz

„Unsere Auftragslage ist gut, aber wir finden nach wie vor kein Personal. Momentan haben wir eine Wartezeit für Neuaufträge von bis zu sechs Monaten. Ich könnte locker drei Mitarbeiter mehr einstellen. Wir in der Region haben das Problem, dass viele Fachkräfte in die Schweiz abwandern. Neue Mitarbeiter kommen nicht, weil der Wohnraum nicht bezahlbar ist. Die Politik könnte da mit einem Lehrlingswohnheim unterstützen, um die Lebenshaltungskosten niedrig zu halten.“



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Sascha Staiger, Metallbauermeister, Staiger Schlosserei & Metallbau, Niedereschach

„Momentan läuft es gut. Wir sind für die nächsten vier Monate voll ausgelastet. Anfang des Jahres war es etwas unsicher, da Aufträge durch die allgemeine Wirtschaftslage fehlten. Aber im Frühling hat es angezogen. Ich kenne keinen Schlosser, der momentan keine Arbeit hat. Es gibt nicht mehr so viele Betriebe. Trotzdem würde ein vergünstigter Strompreis uns zugutekommen. Nachwuchssorgen haben wir nicht. Im September fängt ein neuer Auszubildender bei uns an. Wir haben viele Bewerber. Es spricht sich rum, dass wir eine gute Ausbildung anbieten.“



Portrait von Sascha Staiger
HWK KN / Jana Seifried
Sascha Staiger





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Portrait von Florian Thieringer
HWK KN / Stefanie Siegmeier
Florian Thieringer

Florian Thieringer, Fliesenlegermeister, Fliesen Lindinger, Zimmern o.R.

„Wir sind mit der aktuellen Lage am Bau grundsätzlich zufrieden. Nach einem ruhigen Start ins Jahr sind die Auftragsbücher jetzt gut gefüllt. Das ist in den Wintermonaten schwieriger. Wir sind überwiegend im Sanierungsbereich tätig, und der läuft noch gut.“