
In der Ausbildung arbeiten die Auszubildenden bei Quadrex Handwerk an verschiedenen Projekten mit. Im Bild: Ausbildungsmeister Andreas Kohlenbecker (links) und Azubi Patrick Chiganne vor dem Konstanzer Münster.
AusbildungGute Aussichten für Gerüstbauer
Mehr als 100 Tonnen Material, 5.000 Zwei-Meter-Vertikalstiele, 3.200 Quadratmeter Fläche – am Konstanzer Münster haben die Gerüstbauer von Quadrex ganze Arbeit geleistet. Rund sechs Wochen dauerte der Aufbau des Modulgerüsts, das bei anspruchsvollen Baustellen wie dem Münster verwendet wird.
„Wir können damit in alle Richtungen Bauteile anbauen und es ist einfacher, in die Ecken zu kommen“, erzählt Andreas Kohlenbecker, Ausbildungsmeister bei der Firma Quadrex Handwerk, die auch in Konstanz einen Standort hat. Vier Jahre soll das Gerüst am Münster stehenbleiben, bis die Sanierungsarbeiten an der Fassade beendet sind.
Übertarifliche Bezahlung
Quadrex Handwerk ist eines der größten Gerüstbauerunternehmen der Region. Momentan machen am Hauptsitz in Ammerbuch bei Tübingen sechs junge Männer ihre Ausbildung zum Gerüstbauer. Einer davon ist Patrick Chiganne. „Nach meinem Hauptschulabschluss habe ich hier einen Ferienjob gemacht. Man ist den ganzen Tag draußen und sitzt nicht rum. Mir gefällt, dass ich direkt das Ergebnis sehe. Mit den richtigen Leuten macht es natürlich viel Spaß“, erzählt der 18-Jährige über seine Entscheidung für den Beruf.
Die vergleichsweise hohe Ausbildungsvergütung für Gerüstbauer spielte für Chiganne, der aktuell im 2. Lehrjahr ist, nur eine Nebenrolle für die Wahl des Berufs. Mit 1.255 Euro brutto durchschnittlichem Ausbildungseinkommen 2024 liegt das Gewerk auf dem 7. Rang aller Handwerksberufe, wie eine Auswertung der tariflichen Ausbildungsvergütungen des Bundesinstituts für berufliche Bildung (BIBB) ergab.
Die Ausbildung ist für Quadrex Handwerk ein wichtiger Baustein in der Fachkräftegewinnung. Die Auszubildenden erhalten neben einer übertariflichen Bezahlung auch Anwesenheitsprämien. Zudem ist die schulische Vorbildung kein Entscheidungskriterium. „Bei uns ist für eine Ausbildung nicht zwingend ein Schulabschluss nötig. Wenn sich jemand für den Beruf interessiert, macht er bestenfalls ein Praktikum“, erzählt Andreas Kohlenbecker.
Stärke ist nicht das Wichtigste
Bisher habe er noch keine Bewerbung von einer Frau erhalten. „Schade, ich würde mich sehr darüber freuen“, sagt der Ausbildungsmeister in der Sparte Gerüstbau, für den auch Höhenangst kein Ausschlusskriterium für eine Bewerbung ist. Es gäbe auch Arbeiten am Boden. Ausschlaggebend seien andere Dinge: „Der Auszubildende sollte Engagement zeigen und teamfähig sein.“ Patrick Chiganne sieht das ähnlich: „Man muss stark sein, aber das ist nicht das Wichtigste. Man sollte was im Kopf haben. Was man nicht kann, kann man lernen. Ich war auch nicht der Beste in der Schule, aber wo ein Wille ist, ist ein Weg.“
Wichtiger Inhalt: Arbeitsschutz
Eine Ausbildung zum Gerüstbauer dauert in der Regel drei Jahre und ist dual aufgebaut. Die Praxis wird im Betrieb und in der überbetrieblichen Ausbildung vermittelt, die theoretischen Inhalte in der Berufsschule. Dort lernen die Auszubildenden alles rund ums Einrichten von Baustellen, den Bau von Fußgängerbrücken und allgemeinbildende Fächer wie Deutsch, Mathe und Sozialkunde.
Nach der Ausbildung wissen Gesellen, wie sie Montagepläne anfertigen, lesen und danach arbeiten, eine sach- und fachgerechte Aufstellung der verschiedenen Gerüstsysteme durchführen und Tragverhalten und Lastenaufnahme bei Gerüsten beurteilen können. Zudem kennen sie die Vorschriften zu Arbeitssicherheit, Arbeitsschutz und Unfallverhütung und können Material- und Bedarfslisten erstellen.
Sicherheit ist das A und O
Sicherheit ist das A und O beim Gerüstbau, da es oft hoch hinaus geht. Azubi Chiganne hat seinen anfänglichen Respekt schnell überwunden: „Am Anfang war die Höhe gewöhnungsbedürftig. Aber jetzt finde ich es schön und ich genieße die Aussicht.“
Job mit Übernahmegarantie
Doch nicht nur auf dem Gerüst gibt es für den Handwerker gute Aussichten. Er hat bei seiner Firma eine Übernahmegarantie nach der Ausbildung. Und trotz der angespannten gesamtwirtschaftlichen Lage sieht Andreas Kohlenbecker das Gerüstbauerhandwerk stabil für die Zukunft aufgestellt: „Ich hatte noch keinen Tag, an dem ich zu Hause geblieben bin, weil wir keine Arbeit hatten. Wenn eine Sparte wie der Neubau stockt, dann gibt es Renovierungen oder die Industrie baut mehr. Gerüstbauer haben genug Arbeit, weil wir überall gebraucht werden.“
Andreas Kohlenbecker im Video
Die Ausbildung zum Gerüstbauer
Die Firma Quadrex Handwerk, die ihren Hauptsitz in Ammerbuch bei Tübingen hat, ist eine der größten der 33 Gerüstbau-Unternehmen im Gebiet der Handwerkskammer Konstanz mit den Landkreisen Konstanz, Rottweil, Schwarzwald-Baar, Tuttlingen und Waldshut.
Die nächstgelegene Berufsschule für Gerüstbauer ist in Gross Gerau bei Darmstadt. Aktuell gibt es im Kammergebiet zwei Auszubildende, die bei Schnatterer Gerüstbau (Reichenau) und bei Quadrex Handwerk am Standort Mühlhausen-Ehingen ausgebildet werden.