Studenten und Handwerksmeisterschüler arbeiten gemeinsam an der Konstruktion eines Fachwerkknotens.
HWK KN / Stefanie Siegmeier
Bauingenieur- und Architekturstudenten arbeiten gemeinsam mit Zimmermeisterschülern an der Konstruktion eines Fachwerkknotens. Die Zimmerei Markus Haller stellte dafür ihre Halle zur Verfügung.

Projekt Walz 4.0Gemeinsam für die Zukunft des Bauens

Die Handwerkskammer Konstanz ist Teil eines besonderen Projekts, das traditionelles und innovatives Handwerkswissen mit moderner Hochschullehre verbindet. Das Interreg-Projekt Walz 4.0, das von der HTWG Hochschule Konstanz koordiniert wird, möchte die Kommunikation zwischen Planung und Ausführung, Akademikern und Handwerkern, Planungsbüros und Baustellen verbessern.

Schon in der Ausbildung sollen Studierende und Meisterschüler enger zusammenarbeiten, um die Abläufe in der Bauwirtschaft zu verbessern. Das Projekt will dafür Bildungsmodelle schaffen, die Praxis und Theorie bedarfs- und lösungsorientiert verbinden.

Wissenstransfer stärken

Die Bauwirtschaft steht vor Herausforderungen wie Fachkräftemangel, steigenden Anforderungen an Nachhaltigkeit und dem Erhalt traditionellen Handwerkswissens. Walz 4.0 begegnet diesen mit einem transdisziplinären Ansatz, der experimentelle Zusammenarbeit und den Wissenstransfer zwischen Handwerk und Hochschule in den vier Ländern Deutschland, Schweiz, Österreich, Liechtenstein rund um den Bodensee stärkt.

Digitaler Lernraum zum Mitgestalten

Walz 4.0 etabliert Lernorte in der Vierländerregion, an denen Theorie und Praxis verknüpft werden. Studierende, Handwerksgesellinnen und -gesellen, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Unternehmen arbeiten gemeinsam an realen Bau- und Sanierungsprojekten, um Planungsprozesse und nachhaltige Konstruktionsmethoden zu entwickeln und digitale Werkzeuge zu erproben. Zudem wird ein digitaler Lernraum in Form einer digitalen Plattform geschaffen. Hier entstehen aktiv neues Wissen und Innovationen sowie ein Wissens-Archiv zu nachhaltigem kooperativen Bauen.

Entwickeln von tragfähigen Geschäftsmodellen

Ein zentrales Anliegen ist die Entwicklung von Modellen für den Wissenstransfer und die langfristige Sicherung der Initiative. Dabei wird besonderer Wert gelegt auf die Konzeption langfristig tragfähiger Geschäftsmodelle, die eine Verstetigung der open-source Walz 4.0-Plattform auch ohne zukünftige Förderung ermöglichen. Dies sichert langfristig die kontinuierliche Weiterentwicklung geschaffener Strukturen und Netzwerke und das Bestehen der Walz 4.0.

Das Projekt bietet eine großartige Chance, auf Augenhöhe zu kommunizieren. Wenn Studenten und Meisterschüler schon in der Ausbildung eine Ebene für einen fachlichen Austausch finden, dann können künftige Bauprojekte mit größerer Effizienz umgesetzt werden. Und nicht nur das: Die Arbeit im Team und der interdisziplinäre Ansatz ermöglichen einen Wissensaustausch, der die Innovationskraft der Baubranche stärkt.

Georg Hiltner
HWK KN

Georg Hiltner, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Konstanz

Prof. Dr.-Ing. Michael Bühler von der HTWG Konstanz: „Die Walz 4.0 schafft eine einzigartige Verbindung von traditionellem Handwerkswissen und moderner Hochschullehre. Unser Ziel ist es, nachhaltige Bauweisen zu fördern und das Handwerk durch digitale Werkzeuge und neue Bildungsansätze zukunftsfähig zu machen. Die Entwicklung tragfähiger Geschäftsmodelle ist dabei essenziell, um die Initiative langfristig zu sichern.“

Ein starkes Netzwerk für eine zukunftsfähige Bauwirtschaft

Zentraler Partner des Projekts ist die Denkmal Stiftung Thurgau, die als Gründungsmitglied eine Schlüsselrolle einnimmt in der Verbindung von innovativer Handwerkskunst, nachhaltiger Baukultur und lebenslangem Lernen. Die Stiftung engagiert sich für den Erhalt historischer Bauweisen und bringt hier wertvolles Fachwissen und -kompetenzen ein.

Ueli Wepfer, Präsident der Denkmal Stiftung Thurgau: „Es ist uns ein besonderes Anliegen, das kulturelle Erbe des Bauhandwerks mit zukunftsweisenden Technologien zu verbinden. Walz 4.0 stärkt die handwerkliche Baukultur und sichert wertvolles Wissen für kommende Generationen.“

Weitere am Projekt beteiligte Handwerksorganisationen sind die Handwerkskammer Konstanz, die Wirtschaftskammer Vorarlberg und das Vorarlberger Architekturinstitut (VAI). Sie fördern die interdisziplinäre Zusammenarbeit und unterstützen die Entwicklung innovativer Baukonzepte.

Akademische Partnerinnen sind die ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, die OTH Ostbayerische Technische Hochschule Regensburg, die OST – Ostschweizer Fachhochschule, die FHV – Vorarlberg University of Applied Sciences und die Universität Liechtenstein. Sie tragen zur Entwicklung experimenteller und intersektoraler Curricula bei, die Lehre und Lernen erlebbar und praktisch gestalten, sowie die Verzahnung von Hochschule und Handwerksausbildung vorantreiben. Gemeinsam mit den Handwerksorganisationen werden Pilotprojekte initiiert, die nachhaltiges Bauen mit digitaler Innovation verknüpfen.

Möglichkeiten zur Zusammenarbeit

Handwerksbetriebe, Bauunternehmen oder andere engagierte Akteure aus der Bauwirtschaft, die an einer Zusammenarbeit interessiert sind, können gerne über die Webseite Walz 4.0 Kontakt mit den Projektverantwortlichen aufnehmen.
 

Förderung und Laufzeit

Das Projekt wird im Rahmen des Interreg VI-Programms Alpenrhein-Bodensee-Hochrhein gefördert und läuft von April 2025 bis März 2028. Mit einer Gesamtfinanzierung von rund 5 Millionen Euro, darunter Mittel aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE), der Schweiz und dem Fürstentum Liechtenstein, legt Walz 4.0 den Grundstein für eine nachhaltige Transformation der Bauwirtschaft in der Region.

Walz 4.0: Ein Modell für das Bauen der Zukunft

Walz 4.0 ist mehr als ein Bildungsprojekt – es ist ein Modell für die Bauwirtschaft der Zukunft. Durch die enge Zusammenarbeit von Handwerk, Hochschulen und Industrie entsteht eine neue Baukultur, die klimafreundlich, praxisnah und innovativ ist. Die Entwicklung nachhaltiger Geschäftsmodelle gewährleistet, dass die Initiative auch langfristig Wirkung zeigt und die Baupraxis positiv beeinflusst.