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Jetzt zählt es: Gesellenprüfungen erfordern nicht nur im Schreinerhandwerk Millimeterarbeit. Vor und während der heißen Phase brauchen Azubis in allen Gewerken viel Konzentration und Unterstützung.

Fit für die Prüfung

Wie Ausbildungsbetriebe für optimale Bedingungen sorgen

In wenigen Wochen wird es für viele Auszubildende im Kammergebiet Konstanz ernst. Denn Anfang Mai starten die Gesellenprüfungen, zunächst der schriftliche Teil, dann die Fachpraxis. Damit es mit dem Abschluss der Lehre klappt, sind allerdings nicht nur die Azubis selbst gefordert. Auch ihre Ausbildungsbetriebe sollten gerade in dieser Phase voll hinter ihnen stehen und sowohl rechtliche und organisatorische Vorgaben als auch pädagogische Leitlinien beachten. Katja Haid, als Ausbildungsbegleiterin bei der Handwerkskammer Konstanz auch mit den schwierigen Fällen vertraut, hat die wichtigsten Punkte im Ablauf einer Ausbildung zusammengestellt.

Von Anfang an …

… sollten Betriebe ihren Azubis Feedback geben und regelmäßig den Leistungsstand kontrollieren. Denn nur, wer weiß, was der Lehrling kann, kann ihn gezielt unterstützen.

Dazu dient unter anderem das Berichtsheft, das wöchentlich gesichtet und unterschrieben werden sollte. „Am besten, man zeichnet den Wochenbericht nicht nur ab, sondern nutzt die Gelegenheit für eine Fragerunde: Was ist wirklich hängengeblieben? Wo gab es Schwierigkeiten? Daran kann man dann in der nächsten Woche arbeiten“, empfiehlt Katja Haid.

Was prüfungsrelevant ist, steht in der Ausbildungsordnung, die jeder Ausbildungsbetrieb kennen sollte. „Ein Blick darauf lohnt sich auch für Ausbilderinnen und Ausbilder mit viel Erfahrung. Schließlich ändern sich nicht nur ab und an die vorgeschriebenen Inhalte, sondern auch die betriebliche Praxis“, so die Expertin.

Auch die individuellen Voraussetzungen des Lehrlings gilt es zu berücksichtigen: „Es gibt ganz unterschiedliche Lerntypen: Die einen lernen schon vom Zuhören oder Zuschauen viel, andere müssen die Dinge im wörtlichen Sinn begreifen und anfassen. Darauf sollte man sich einstellen“, sagt Katja Haid.

Im letzten Lehrjahr …

… geht es darum, große und kleine Wissenslücken zu schließen und die Prüfung gemeinsam in den Blick zu nehmen. Über den Ablauf, die genauen Anforderungen, die Anmeldefristen und die erforderlichen Unterlagen informieren die zuständigen Innungen oder die Handwerkskammer die Ausbildungsbetriebe direkt.

Die Termine und Anforderungen sollte man mit dem Azubi durchgehen und am besten einen Zeitplan erstellen. Bis wann also muss der Entwurf für das Gesellenstück fertig sein? Und bis wann spätestens sollten die Einträge fürs Berichtsheft vervollständigt werden? „Je genauer der Azubi den Ablauf kennt, desto besser kann er sich darauf einstellen“, so die Ausbildungsbegleiterin.

Spätestens drei, besser sechs Monate vor dem ersten Prüfungstermin sollten die gezielten Vorbereitungen beginnen. Dazu gehört die Gliederung des Lernstoffes für die schriftliche Prüfung genauso wie das Bestellen von Material und Werkzeug für die praktische Prüfung – und natürlich das Üben, Üben, Üben. Mit Musteraufgaben, kleinen Projekten oder Probedurchläufen fürs Fachgespräch können Ausbilderinnen und Ausbilder ihren Lehrlingen dabei ganz konkret helfen.

In der heißen Phase …

… kommt es besonders auf Zeit, Geduld und Verständnis an. Auch der Betrieb sollte die Vorbereitungszeit eintakten und, wo immer möglich, bei der Arbeitsplanung berücksichtigen: „Es bringt niemandem was, einen zappeligen Azubi in der Woche vor der schriftlichen Prüfung mit auf Montage zu nehmen. Da gibt man ihm vielleicht besser einige Tage frei zum Lernen“, rät Katja Haid. Minderjährige Auszubildende müssen am Tag vor der ersten schriftlichen Prüfung ohnehin freigestellt werden.

Gefordert sind die Ausbilder aber vor allem, wenn es um die Praxis geht: Wer ein Gesellenstück anfertigt oder für die praktische Prüfung übt, braucht außer viel Zeit nämlich auch immer wieder fachlichen Input und ein offenes Ohr. Auch die Mitarbeiter sollten da möglichst mitziehen. „Im Idealfall fühlt sich ein Azubi während der Prüfungsphase vom ganzen Team unterstützt“, so Katja Haid. Von einer bestandenen Prüfung hätten schließlich auch alle etwas – nämlich Verstärkung durch einen echten Gesellen.

Weitere Tipps und praktische Handreichungen rund um die Prüfungsvorbereitung gibt es im Leitfaden „Fit für die Prüfung“, der von der Handwerkskammer Konstanz bei Gabriele Schürmann, Tel. 07531/205-341, gabriele.schuermann@hwk-konstanz.de. kostenfrei bezogen werden kann. Fragen zu Ablauf und Terminen der Gesellenprüfung beantwortet Hannelore Mayer, Tel. 07531/205-351, hannelore.mayer@hwk-konstanz.de

 Prüfungen – das gilt rechtlich

  • Anmeldung: Erfolgt mit Einverständnis des Auszubildenden durch den Betrieb.
  • Freistellung: Für die Teilnahme an Prüfungen sowie Wegzeiten und Pausen an den Prüfungstagen sind Auszubildende freizustellen. Minderjährige sind auch am Tag unmittelbar vor der ersten schriftlichen Prüfung freizustellen.
  • Kosten: Wenn ein Ausbildungsverhältnis besteht, trägt der Ausbildungsbetrieb die Prüfungsgebühr.
  • Arbeitsmittel: Werkzeuge und Werkstoffe muss der Ausbildungsbetrieb kostenlos zur Verfügung stellen, soweit sie zum Ablegen der Prüfung erforderlich sind. Mehrkosten für eine besondere Ausführung (z.B. Edelhölzer) muss der Betrieb nicht übernehmen.
  • Gesellenstück: Gehört dem Auszubildenden falls es nicht auftragsbezogen, sondern in eigenem Interesse und ohne Weisungen gefertigt wurde und der Materialwert den Wert der Verarbeitung nicht erheblich übersteigt (etwa bei Goldschmieden).