Fleischermeisterin Anna Rieger arbeitet in der Wurstküche.
HWK KN / Stefanie Siegmeier

AusbildungJunge Fleischermeisterin wirbt um Nachwuchs

Neue Kreationen entwickeln, mit denen sie ihre Kunden begeistern kann. Das macht für Anna Rieger einen großen Teil ihres Berufes aus. „Es macht einfach Spaß, hochwertige Produkte herzustellen und positives Kundenfeedback zu bekommen“, schwärmt sie. Die 23-Jährige aus Rottweil-Neukirch ist Fleischermeisterin und übt ihren Beruf mit großer Leidenschaft aus. Tag für Tag stellt sie selbst Fleisch- und Wurstwaren her. Dabei probiert sie viel aus und entwickelt auch gerne Neues. „Viele denken, dass wir nur Tiere töten und sie irgendwie verarbeiten. Aber der Fleischerberuf ist um ein Vielfaches vielseitiger. Wir sind richtige Feinkostexperten“, erzählt sie.

Schneller Weg zur Meisterin

Aber wie ist Anna Rieger überhaupt zu ihrem Beruf gekommen? „Das war eher zufällig“, erzählt sie. Nach der Schule habe sie nicht so recht gewusst, was sie machen solle, dann habe sie in einer Metzgerei gejobbt. „Ich habe bei der Arbeit in der Wurstküche oft zugeschaut und war begeistert von dem Beruf, so dass ich mich schließlich für die Ausbildung zur Fleischerin entschieden habe. Bereut habe ich das nie. Ganz im Gegenteil. Es ist ein toller Beruf“, schwärmt die 23-Jährige.

Nach der Ausbildung arbeitete sie ein halbes Jahr, drückte dann aber wieder für die Meisterprüfung die Schulbank. „13 Wochen lang ging ich dann wieder von morgens bis abends in die Schule“. Aber das habe sich gelohnt. „Ich wollte nicht warten. Man weiß ja nicht, was so dazwischenkommen könnte“, sagt sie lachend, gibt aber zu, dass einem bei solch einer Blitzkarriere noch eine ordentliche Portion Berufserfahrung fehle. „Das muss man wissen, aber die kann ich ja jetzt ausgiebig nachholen.“

Berufserfahrung ist unerlässlich

Anna Rieger arbeitet jetzt als Meisterin im Betrieb von Tobias Günter in Zimmern ob Rottweil. „Berufserfahrung ist ganz wichtig, da jeder Handgriff perfekt sitzen muss“, erklärt die junge Meisterin. Oft werde sie gefragt, ob ihr die Arbeit nicht zu schwer sei. „Es gibt so viele technische Hilfsmittel, da ist das kein Problem. Aber man muss eben acht Stunden stehen können.“

Neue Rezepte für die Kunden

Sie glaubt, dass sich viele gegen den Beruf entschieden, da sie Angst vor dem Tiere-Töten hätten. „Das muss man aber gar nicht. Es gibt so viele Wahlqualifikationen in der Ausbildung, dass man das Schlachten auch gut auslassen kann“, sagt sie. Die 23-Jährige bedauert, dass das Berufsbild im Laufe der Zeit so einen schlechten Ruf bekommen hat und kaum Interesse bei Jugendlichen weckt. Sie sieht den Beruf als Möglichkeit kreativ zu sein. Außerdem sei viel handwerkliches Können und Geschick gefragt, damit es den Kunden am Ende schmeckt.

So hätten sich die Anforderungen an das Fleischerhandwerk auch geändert. Die Kunden freuen sich über fertig gewürzte Fleischgerichte, die sie schnell zuhause in der Mittagspause zubereiten können. Auch beim Catering geht es um neue Ideen und darum, die Trends in der Lebensmittelbranche aufzugreifen. „Da ich gerne gut esse, ist das alles kein Problem“, sagt sie. Sehr zu schätzen weiß sie auch die Zusammenarbeit mit den örtlichen und regionalen Landwirtschaftsbetrieben. „Man weiß genau, wo die Tiere herkommen“, sagt sie.

Metzgerausbildung in Villingen-Schwenningen vor dem Aus

Kammerpräsident Werner Rottler freut es, wenn junge Menschen den Fleischerberuf ergreifen. „Der Beruf des Fleischers ist ein sehr kreativer und abwechslungsreicher Beruf. Unsere Fleischer sind meist ganz nah dran an den Tieren vom Landwirt um die Ecke oder aus dem Nachbardorf, und sie produzieren Tag für Tag hochwertige Lebensmittel“, sagt er.

Doch leider ist das Interesse an dem Beruf gering, was sich an den Auszubildendenzahlen bemerkbar macht. Die Berufsschule in Villingen-Schwenningen braucht mehr Anmeldungen, ansonsten droht ihr die Schließung. „Das wäre fatal. Wenn Villingen-Schwenningen schließen muss, dann müssen die jungen Leute aus der Region nach Lahr oder Freiburg in die Berufsschule“, macht Rottler deutlich. Und es sei ungewiss, ob sie den langen Weg dann auf sich nehmen würden. 

Hintergrund: Ausbildung im Fleischerhandwerk

Ausbildungszahlen

Im Fleischerhandwerk sind die Auszubildendenzahlen in den vergangenen Jahren kontinuierlich gesunken. Während im Kammerbezirk im Jahr 2011 noch 66 junge Leute die Ausbildung im Fleischerhandwerk absolviert haben, waren es im Jahr 2022 noch 50.  Bei den Fachverkäufern lag die Zahl im Jahr 2011 bei 299 jungen Leuten, im vergangenen Jahr gerade mal bei 65.