Sechs Lehrer stehen, zum Teil mit Schweißmasken in der Hand, in einem Raum mit Maschinen.
Stefanie Siegmeier
Die Lehrkräfte werden in der Werkstatt auf das Schweißen vorbereitet.

BerufsorientierungHandwerk im Klassenzimmer

Wie es nach der Schule weitergehen soll, ist für Jugendliche oft schwer zu entscheiden. Eine begleitende Berufsorientierung bereits während der Schulzeit soll ihnen helfen, herauszufinden, welcher Beruf passt. Eine Ausbildung im Handwerk bietet den Jugendlichen viele Vorteile – und ist bei über 130 Ausbildungsberufen sehr vielfältig. Das können Lehrerinnen und Lehrer bereits im Unterricht vermitteln. Zur Vorbereitung des Unterrichts stellt die Handwerkskammer umfangreiches Lehrmaterial zur Verfügung.

Projekte für den Unterricht aus dem „Werkbuch Handwerk“

„In allen Schulformen schaffen Jugendliche gerne etwas mit den Händen. Wenn sie selbst etwas ausprobieren können, lernen sie schnell Zusammenhänge kennen. Sie begreifen wortwörtlich“, sagt Maria Grundler, die bei der Handwerkskammer Konstanz für die Nachwuchswerbung zuständig ist. Und ganz nebenbei können die Schülerinnen und Schüler feststellen, wo ihre Interessen liegen. Die Fachbereichsleiterin ergänzt: „Das Handwerk ist vielfältig. Da können sich viele wiederfinden. Wenn Jugendliche viel ausprobieren können, erleichtert ihnen das die Berufswahl.“

Im Unterrichtsheft „Werkbuch Handwerk“ finden Lehrkräfte konkrete Unterrichtsvorschläge für die Fächer Technik und Bildende Kunst mit Bezug zu den jeweiligen Bildungsplänen. So können handwerkliche Arbeitsweisen einfach in den Unterricht integriert werden. Anhand der Materialien lernen die Jugendlichen, einen einfachen batteriebetriebenen Antrieb zu bauen oder einen Ball nach einem Schnittmuster zu nähen. Anschließend werden die entsprechenden Handwerksberufe vorgestellt. Mehr Informationen, das Werkbuch als PDF sowie Kopiervorlagen finden Pädagoginnen und Pädagogen unter handwerks-power.de.

Handwerk macht Schule

Mehr Impulse um das Handwerk in den Unterricht zu integrieren, finden Lehrkräfte auf der Seite „Handwerk macht Schule“. Didaktisch aufgearbeitetes Material steht dort für die MINT-Fächer sowie Geistes- und Gesellschaftswissenschaften zur Verfügung. „Ob Mathematik, Physik, Ethik, Deutsch oder Geografie – das Handwerk steckt in jedem Unterrichtsfach. Unseren Materialien orientieren sich an den Lebenswelten und dem Alltag der Jugendlichen und greifen auch gesellschaftliche Herausforderungen auf“, sagt Maria Grundler. Das Handwerk vereine Tradition und Innovation und könne bei der Beantwortung wichtiger Zukunftsfragen mithelfen.

Beispielsweise wird anhand der Bremsen beim Auto erklärt, wie Kraft und Reibung funktionieren. Ergänzende Unterrichtseinheiten erklären, was Bremsen mit Umweltschutz zu tun haben oder wie ein Elektromotor funktioniert. Woraus werden Biokraftstoffe hergestellt, wie werden Haare gefärbt und wie lässt sich die Ressource Wasser schützen? Auf der Internetseite findet sich auch Material dazu, wie die Digitalisierung unsere Gesellschaft verändert und wie Smart Cities unsere Städte verändern können.

Die Jugendlichen erfahren anhand des Materials, wie zukunftsgerichtet das Handwerk ist und wo es wichtige Innovationen vorantreibt und in die Gesellschaft einbringt. Es bietet viele Gestaltungsmöglichkeiten, die für die Zukunft relevant sein werden.

So lernen Lehrer das Handwerk kennen

Zusätzlich können Lehrer selbst Erfahrungen im Handwerk sammeln und so den Schülerinnen und Schülern aus ihrer Erfahrung heraus vermitteln, was eine Ausbildung im Handwerk ausmacht. So gibt es spezielle Betriebspraktika, bei denen die Pädagoginnen und Pädagogen die Herausforderungen einer Ausbildung im Handwerk selbst erfahren können. „Mit diesem Wissen können Lehrkräfte die Jugendlichen kompetent bei der Berufsorientierung beraten“, so Grundler.

Außerdem bietet das baden-württembergische Handwerk in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung (ZSL) eine anerkannte Fortbildung für Lehrkräfte im Handwerk an. In der Fortbildung lernen Lehrkräfte das Handwerk und das duale Ausbildungssystem praktisch kennen.