Bäckermeister Eric Stadelhofer (rechts) und sein Auszubildender Jamil Mehrabi.
Bäckerei Konditorei Stadelhofer
Können sich aufeinander verlassen: Bäckermeister Eric Stadelhofer (rechts) und sein Auszubildender Jamil Mehrabi.

Bäckermeister Eric Stadelhofer kennt die HerausforderungenAusbildung: Integration von Azubis mit Migrationshintergrund

Wenn es darum geht, Menschen mit Migrationshintergrund in Ausbildung und Arbeit zu integrieren, ist Eric Stadelhofer ein Profi. Nicht etwa, weil er sich besonders mit interkulturellen Konzepten auseinandergesetzt hätte, sondern weil er ein Praktiker mit Erfahrung und Herz ist. Das erfährt aktuell der aus Afghanistan geflüchtete Jamil Mehrabi, der in der Bäckerei Stadelhofer in Singen sein erstes Lehrjahr als Bäcker absolviert. Die Herausforderungen, ihn erfolgreich zum Abschluss zu bringen, sind groß – das weiß Eric Stadelhofer durchaus.

Privates Umfeld ist wichtig

„Die Sprache ist das A und O. Als Jamil vor über zwei Jahren schon einmal bei mir nach einer Ausbildung gefragt hat, habe ich ihm gesagt, dass das so jetzt noch keinen Sinn macht. Mittlerweile hat er gut Deutsch gelernt. Er hat eine deutsche Freundin, die ihm nicht nur bei der Sprache, sondern auch bei Ämtergängen hilft. Das sind natürlich ideale Voraussetzungen“, erzählt Stadelhofer. Auch die Tatsache, dass Jamil Mehrabi nicht mehr in einer Flüchtlingsunterkunft, sondern privat wohnt, ist für Stadelhofer ein wichtiger Erfolgsfaktor für die Ausbildung: „Gerade als Bäcker muss ein Auszubildender die Möglichkeit haben, tagsüber zur Ruhe zu kommen und schlafen zu können. In einer Flüchtlingsunterkunft geht das nicht. Da ist immer was los“, ist sich Stadelhofer sicher.

Kulturelle Unterschiede einplanen

Die privaten Rahmenbedingungen sind das eine, die Arbeit im Betrieb das andere. „Man muss als Chef schon auch Geduld mitbringen. Das Lesen bzw. das Gelesene dann auch zu verstehen fällt Jamil manchmal noch schwer. Da muss man ruhig bleiben und Verständnis zeigen“, so Stadelhofer. Kulturell gäbe es auch einiges zu beachten, wie der Bäckermeister während des Ramadans gelernt hat. „Ich wusste nicht, dass es so viele verschiedene Regeln gibt, die Muslime in dieser Zeit einhalten müssen und die irgendwie in den Arbeitsalltag integriert werden müssen. Das war teilweise schwierig. Hätte ich einen Plan gehabt, hätte ich mich besser darauf einstellen können.“

Sich aufeinander verlassen können

Trotz der Herausforderungen möchte Eric Stadelhofer seinen neuen Auszubildenden nicht mehr missen: „Er ist ein super Kerl. Ich schätze besonders seine Ehrlichkeit und Zuverlässigkeit.“ Gleichzeitig weiß er um seine Rolle als wichtiger Begleiter auch in schwierigen Phasen. „Manchmal muss ich Jamil beruhigen, weil er sich jetzt schon wegen der Prüfung in zwei Jahren verrückt macht. Ich habe ihm versichert, dass ich schon alle durchgebracht habe.“

Unterstützung habe Jamil Mehrabi auch beim Online-Unterrichts der Gewerbeschule während der Corona-Einschränkungen gebraucht. „Er musste alles über das Handy machen, weil er keinen PC hat. Jetzt habe ich über die Gewerbeschule einen Antrag auf ein Laptop gestellt. Denn ohne Laptop ist das eine echte Benachteiligung“, sagt Stadelhofer. Sich bei der Ausbildung seiner Schützlinge auch um solche Themen zu kümmern, ist für den Bäckermeister eine Selbstverständlichkeit – unabhängig davon, ob sein Auszubildender einen Flüchtlingshintergrund hat oder nicht.