Gute Geschäfte im grünen Bereich: Beim Infoabend in Villingen-Schwenningen zeigte Udo Brückner von Creditreform die Verschuldungssituation in der Region auf und gab Tipps für den den Umgang mit schlechten Zahlern.
Handwerkskammer Konstanz
Gute Geschäfte im grünen Bereich: Beim Infoabend in Villingen-Schwenningen zeigte Udo Brückner von Creditreform die Verschuldungssituation in der Region auf und gab Tipps für den den Umgang mit schlechten Zahlern.

Finanzen im GriffWie sich Betriebe vor Forderungsausfällen schützen können

Erwischt hat es vermutlich schon jeden Handwerker: Da hat man sich mit Elan ans Werk gemacht, der Auftrag ist abgeschlossen – und dann: Pustekuchen. Der Kunde zahlt einfach nicht. Das kann einen Betrieb je nach Materialaufwand und Kontostand ziemlich in die Bredouille bringen. Wie man sich vor solchen Tiefschlägen schützt und die „Finanzen im Griff“ behält, war Thema einer gleichnamigen Vortragsveranstaltung der Handwerkskammer Konstanz in Villingen-Schwenningen. Udo Brückner von Creditreform und Joachim Vojta von der Rechtsberatung der Handwerkskammer gaben Tipps, was ein gutes Forderungsmanagement ausmacht und welche Fehler es zu vermeiden gilt.

Blick in Schuldner-Atlas hilft Handwerkern

Auf rund 20 Milliarden Euro mussten private Gläubiger im letzten Jahr verzichten, weil ihre Schuldner zahlungsunfähig geworden sind. Und selbst, wenn sich der Verlust im Einzelfall in Grenzen hält – am Ende muss man ihn kompensieren können und sich dafür im Vertrieb unter Umständen ziemlich ins Zeug legen.

„Trau, schau wem“ ist daher der Rat von Udo Brückner. Ein Blick in den Schuldner-Atlas beispielsweise ist hilfreich, gerade wenn man sich auf unbekanntes Terrain begibt. Insgesamt steigt die Überschuldung von Privatpersonen nämlich weiter an, dennoch gibt es beträchtliche lokale Unterschiede: In Königsfeld im Schwarzwald-Baar-Kreis beispielsweise liegt die Schuldnerquote bei nur knapp sechs Prozent, während in einigen Postleitzahlgebieten von Villingen-Schwenningen über zehn Prozent der Bevölkerung verschuldet sind.

Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte folgende Tipps berücksichtigen:

1. Den Kunden kennen

Schon beim Erfassen der Stammdaten ist Sorgfalt angebracht: Stimmt die Adresse und die Firmierung? Ist der Name vollständig? Eine Forderung kann nämlich nicht an „Familie Maier“ gerichtet werden, sondern an eine konkrete Einzelperson. Hinterfragen sollte man beispielsweise, warum Neukunden von weiter her kommen. Und selbst bei Stammkunden ist Nachfragen erlaubt: Wenn sich beispielsweise im Bestellverhalten etwas ändert, der Firmensitz oder die Geschäftsführung wechselt oder eine neue Bankverbindung genannt wird, können das Anzeichen für eine finanzielle Schieflage sein.

2. Im Zweifel absichern

Vor allem bei Neukunden und großem Auftragsvolumen kann eine Wirtschaftsauskunft mehr Sicherheit geben. „Bis zu einem Bonitätsindex von 250 kann man gut Geschäfte machen, ab 300 sollte man eventuell Vorauszahlungen vereinbaren“, sagt Udo Brückner. So kann man sich beispielsweise zumindest für die Materialkosten absichern und nur mit der eigenen Arbeitsleistung ins Risiko gehen.

Im Bauhandwerk gibt es noch viel weitreichendere Möglichkeiten: Beispielsweise kann man eine Sicherungshypothek auf das Baugrundstück einräumen lassen. Dazu muss der Auftraggeber natürlich Eigentümer sein (Einsicht ins Grundbuch kann jeder mit berechtigtem Interesse nehmen). Auch die „Handwerkersicherung“, in der Regel eine Bankbürgschaft, kann beruhigen: „Das ist ein klares Zeichen, dass die Arbeiten solide vorfinanziert sind, weil ansonsten die Bank keine Sicherheiten stellen würde“, sagt Rechtsberater Joachim Vojta.

3. Klare Worte finden

Wer Ärger vermeiden will, sollte von Anfang an sorgfältig vorgehen: Ein genau spezifizierter Auftrag und eine detaillierte Dokumentation vom Stundenzettel bis zu den Materialeinkäufen sind ein Muss. Auch bei der Rechnungsstellung selbst sind genaue Angaben hilfreich, statt einer Formulierung wie „zahlbar 14 Tage nach Erhalt der Rechnung“ am besten direkt ein Fälligkeitsdatum nennen. „Das hat mit Psychologie zu tun: Je genauer Sie jemandem eine Anweisung geben, desto genauer wird er sie befolgen“, sagt Udo Brückner. Wenn das Geld trotzdem nicht eintrifft, wird eine Mahnung fällig, erst danach kommt man in Verzug. Die Mahnung ist formfrei, allerdings sollte man bei der Formulierung sowohl die Kundenbeziehung wie die Nachdrücklichkeit im Auge behalten. Ein Tipp vom Profi: „Mahnungen nicht durchnummerieren – sonst wird die nächste abgewartet“, so Brückner.

4. Unterstützung holen

Spätestens nach der dritten Mahnung muss dann eine Lösung her – notfalls vor Gericht. Hier sind dann meist Anwälte oder Inkasso-Unternehmen gefragt, die ein Zwangsvollstreckungs- oder Insolvenzverfahren begleiten. Die Kosten eines Inkassodienstes sind vom Schuldner zu tragen, vorausgesetzt natürlich, dass der nicht zahlungsunfähig ist.



Ansprechpartner bei der Handwerkskammer Konstanz ist Rechtsberater Joachim Vojta.

Portrait von Joachim Vojta

Joachim Vojta

Unternehmensservice
Juristische Beratung

Webersteig 3

78462 Konstanz

Tel. 07531 205-336

Fax 07531 205-6336

joachim.vojta--at--hwk-konstanz.de