Eike Francksen
Oliver Hanser
Bei ihm ist der Funke übergesprungen: Eike Francksen hat in der Bildungsakademie Singen Meister-Knowhow erworben und den Betrieb seines Schwiegervaters übernommen.

Wie Eike Francksen in kürzester Zeit den Quereinstieg ins Handwerk schaffteWeiterbildung als Schlüssel

Schule, Berufsschule, Hochschule, Meisterschule: Eike Francksen hat im Schnelldurchlauf fast das gesamte deutsche Bildungssystem erkundet. Jetzt ist er am Ziel. Im letzten Jahr hat er an der Bildungsakademie Singen als Jahrgangsbester seine Meisterprüfung im Elektrohandwerk abgelegt und vor zwei Monaten die Del Basso Elektrotechnik GmbH & Co. KG übernommen. Seitdem steuert der 33-Jährige zehn Mitarbeiter durch Großprojekte in Unternehmen und öffentlichen Gebäuden in und um Tuttlingen.

Vom Studenten zum Nachfolger

Meister und Unternehmer zu werden stand ursprünglich gar nicht auf Francksens Plan. Ins Handwerk und in die Region kam der gebürtige Niedersachse der Liebe wegen: „Nach Abitur, Zivildienst und einer Ausbildung zum Steuerfachangestellten habe ich Agrarwissenschaften in Stuttgart studiert und dort meine Frau kennengelernt. Ihr Vater hatte ein Elektrohandwerk-Unternehmen, aber keinen Nachfolger. So kam eins zum anderen“, fasst er seinen Weg zusammen.

Francksen brach also sein Studium ab, absolvierte schleunigst eine Ausbildung zum Elektroniker und meldete sich gleich im Anschluss zum Meisterkurs in der Bildungsakademie Singen an. Dort bekam er das Rüstzeug für die Prüfung – und nahm eine ganz neue Lernerfahrung mit: „Im Studium steht jemand vorne und redet. Den Rest muss man sich selbst aneignen. In der Meisterschule spielen die Lehrmeister und Dozenten eine ganz andere Rolle: Sie sind näher dran, der Kontakt ist direkter und die Vorbereitung sehr gezielt“, sagt er.

Das sei insbesondere für den Praxisteil der Prüfung auch dringend notwendig. „Ich habe einen Vollzeitkurs besucht und kann nur sagen: Vollzeit bedeutet wirklich Vollzeit. In der letzten Phase der Prüfungsvorbereitung, die bei mir noch dazu in die Weihnachtszeit fiel, stand ich täglich gut zehn Stunden an meiner Installationswand – eine ziemliche Herausforderung für mich und meine Familie“, so der zweifache Vater.

Geholfen habe von Anfang an die Klassengemeinschaft in der Bildungsakademie: „Anders als im Studium ist man hier nicht einer von Hunderten. Wir waren 22 in der Meisterklasse und hatten viel Spaß, haben uns aber gegenseitig auch gut unterstützt. Jedem war klar: Wir sitzen alle im selben Boot. Jeder weiß, worum es bei der täglichen Arbeit geht und wo die Probleme liegen. Da gibt es also viele Überschneidungspunkte, aber auch immer wieder neue Perspektiven und Herangehensweisen. Dieser Austausch ist wichtig“, findet Francksen.

Immer am Ball bleiben

Auch als Unternehmer will er daher auf Weiterbildung setzen. „In unserem Beruf hört das Lernen nicht auf. Er entwickelt sich so rasant, dass man immer am Ball bleiben muss“, sagt der Elektrotechnikermeister. Profitieren sollen davon nicht zuletzt die eigenen Mitarbeiter, die er bei Fortbildungen gerne unterstützen möchte. Schließlich sei es nach wie vor ungerecht, wie tief Meisterschüler in die Tasche greifen müssten, während ein Studium kostenlos ist. Das solle aber keinen von einer Karriere im Handwerk abhalten: „Wir bieten tatsächlich Individualleistungen. Das bringt zum einen Abwechslung mit sich, Zum anderen kann man unsere Jobs kaum automatisieren. Sie sind also zukunftssicher. Beides macht sie für junge Menschen zu einer tollen Sache.“

Er selbst könne sich zu seinem Schritt ins Handwerk und in die Selbständigkeit nur beglückwünschen und ist sich sicher: „Das waren meine zwei besten Entscheidungen: die für meine Frau und die für den neuen Karriereweg.“

Meisterkurse und mehr bieten die vier Bildungshäuser der Handwerkskammer in Singen, Waldshut, Rottweil und Tuttlingen an.