Hiltner Interview Mitgliederbefragung
Handwerkskammer Konstanz
Freut sich über die positive Resonanz, will den Kontakt zu den Mitgliedsbetrieben aber weiter stärken und das Beratungsangebot ausbauen: Georg Hiltner, seit 2008 Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Konstanz.

"Ständiger Verbesserungsprozess ist zentral"

Die Handwerkskammer Konstanz hat ihre Mitglieder befragt und ein insgesamt positives Bild erhalten

Herr Hiltner, Sie haben die mehr als 12.000 Mitglieder der Handwerkskammer Konstanz angeschrieben und sie nach ihrer Meinung und ihren Wünschen befragt. Was kam dabei heraus?

Wir wollten letztlich auch vor dem Hintergrund unseres ISO-zertifizierten Qualitätsmanagements wissen, wo wir stehen und was wir weiter optimieren können. Die Ergebnisse der Befragung zeigen, dass die Mitglieder weitgehend zufrieden mit unserer Arbeit sind. Sie halten uns für kompetent, zuverlässig und sympathisch. Das hat uns natürlich gefreut. Vor allem jene, die öfter Kontakt zu unseren Mitarbeitern und Beratern haben, äußern sich sehr positiv. Je weniger die Betriebe unsere Angebote kennen und nutzen, desto unzufriedener sind sie mit uns. Das heißt für uns: Wir müssen den Kontakt verstärken, um unsere Kompetenzen überhaupt rüberbringen zu können. Das ist Teil eines ständigen Verbesserungsprozesses, der für uns ganz zentral ist.

Welche Beratungsleistungen werden denn besonders nachgefragt und als gut bewertet?

Die befragten Betriebe nutzen vor allem unsere Angebote bei Ausbildungsfragen und unsere rechtlichen Beratungen, von arbeitsrechtlichen Fragestellungen bis hin zu baurechtlichen Themen. Das sind in der Regel auch die Bereiche, in denen die Bürokratielast besonders groß ist und wo die Betriebe dankbar für unsere Unterstützung sind.

Megatrends wie Digitalisierung oder Personalentwicklungsthemen werden bisher weniger nachgefragt, was aber sicher auch daran liegt, dass wir hier unser Angebot noch nicht so klar abbilden. Durch die Landesinitiative Handwerk 2025 und damit verbundenen Fördergeldern werden wir die Beratungen aber stark ausbauen, denn ich halte diese Themen ganz wesentlich für den Zukunftserfolg unserer Mitglieder.

Wie sieht es beim Weiterbildungsbedarf aus?

Der Wunsch nach fachspezifischer Weiterbildung ist durch alle Branchen und alle Betriebsgrößen hinweg am größten. Es folgen Schulungen im Bereich BWL und Recht – das wünschen sich vor allem kleinere und jüngere Betriebe. Auch Themenschwerpunkte rund um die neuen Medien stehen auf der Wunschliste, über 30 Prozent nennen die Themenfelder Marketing und Kommunikation bzw. soziale Medien. Darauf werden wir natürlich reagieren. Interessanterweise nutzen immer noch relativ wenige Handwerksunternehmer die sozialen Medien für den Kundendialog oder um sich zu informieren.

Welche Ergebnisse haben Sie überrascht, was hätten Sie so nicht erwartet?

Auffallend war sicher, dass Soloselbständige die Kammer am seltensten kontaktieren, die Angebote am wenigsten kennen und auch wenig Bindung zur Kammer verspüren. Das ist in den Betrieben mit fünf oder mehr Mitarbeitern ganz anders. Hier ist die Verbundenheit zur Kammer enger, die Kontaktdichte und auch die Zufriedenheit sind deutlich höher. Auch sind in dieser Gruppe mehr engagierte Handwerker zu finden, die ein Ehrenamt ausüben. Ein-Mann- oder Ein-Frau-Unternehmen haben daran eher kein Interesse, sehen vielleicht den Gesamtnutzen weniger. Wir müssen uns daher Gedanken machen, wie wir den betrieblichen Erfolg und ein möglichst nachhaltiges Wachstum von Soloselbständigen besser fördern können.

Gab es auch Kritik und wie reagieren Sie darauf?

Einige Befragte haben die Umfrage dazu genutzt, ihre Vorbehalte gegenüber der Pflichtmitgliedschaft zu äußern, was ja legitim ist. Vielleicht müssen wir den Nutzen der Selbstorganisation und der damit einhergehenden gesetzlich verankerten Pflichtmitgliedschaft noch stärker herausstellen. Es gab einige sehr gute Lobbyerfolge für das Handwerk im letzten Jahr wie zum Beispiel die Stärkung der beruflichen Bildung und des Meisterbriefs, das EU-Dienstleistungspaket wurde vorerst abgewendet, die Reform des Gewährleistungsrechts bringt große Erleichterung für das Handwerk und vieles mehr.

Ohne eine starke Interessenvertretung hätte die Wirtschaftssparte Handwerk hier klar das Nachsehen gehabt. Und die Zukunft wird im Zuge eines immer härter werdenden globalen Wettbewerbs noch viel mehr von uns allen abverlangen. Da müssen wir zusammenhalten und mit einer Stimme sprechen, sonst hört dem Handwerk irgendwann niemand mehr zu und wir werden von den international tätigen Großkonzernen einfach überrollt. 

Die Umfrage

Wie zufrieden sind eigentlich die Mitglieder mit der Handwerkskammer? Was wünschen sie sich an Beratungen und Bildungsangeboten? Wie informieren sie sich über neue Angebote der Kammer? Und wie ist ihre Einstellung zum ehrenamtlichen Engagement? Um das herauszufinden, hat die Handwerkskammer Konstanz Ende letzten Jahres eine Online-Mitgliederbefragung durchgeführt. Die Fragen zielten auf die Kategorien Kontaktdichte, Service- und Beratungsangebote, Weiterbildung, Digitalisierung, Ehrenamt und Partizipation, Imageprofil der Handwerkskammer Konstanz und Bindung, Information und Kommunikation ab.

Teilgenommen haben insgesamt 891 Personen bei einer Befragungsgröße von 12.000 Mitgliedsbetrieben. Dies entspricht einem Response von rund 7,4 Prozent. Die Repräsentativität wird durch eine Verteilung der Branchen und Betriebsgrößen über die Landkreise hinweg gewährleistet, die weitgehend der Gesamtstichprobe entspricht.