gläschig
Gläschig GmbH & Co. KG
Immer im Gespräch bleiben: Das ist für Dirk Gläschig (Mitte), hier mit den Azu-bis Toni Müller (l.) und Haben Teklu Okbit, unabdingbar. Sogar eine Weiterbildung als Kommunikationscoach hat der Chef des Villinger SHK-Betriebs absolviert.

Ausbildungsexperten und zertifizierte Ausbildungsbetriebe verraten ihre Tricks - Teil 2: Motivation durch Kommunikation So motiviert man Azubis (2)

„Man kann nicht nicht kommunizieren.“ Da hat der Psychotherapeut und Kommunikationswissenschaftler Paul Watzlawick zweifelsohne recht gehabt. Kommunikation ist schließlich eine Art von Verhalten – und verhalten muss man sich ja zwangsläufig irgendwie. Doch wenn es ums Lehren und Lernen geht, reicht ein Irgendwie nicht aus: Eine gelingende, wertschätzende Kommunikation ist die Voraussetzung fürs Verstehen und für die Verständigung – und damit ein Schlüssel zur Motivation von Auszubildenden und Mitarbeitern.

Dirk Gläschig, Geschäftsführer der Gläschig GmbH & Co. KG in Villingen-Schwenningen, hat das erkannt und Kommunikation zur Chefsache gemacht. Nicht einfach per definitionem, sondern ganz konkret: Über drei Jahre hat er berufsbegleitend eine Fortbildung zum Kommunikationscoach absolviert.

„Die persönliche Weiterentwicklung gehört zu den unternehmerischen Aufgaben. Und dabei werden Führung und Kommunikation immer wichtiger“, begründet der staatlich geprüfte Techniker für Heizungs-, Lüftungs- und Klimatechnik diesen Schritt.

Nichts selbstverständlich nehmen

Vieles, was man früher voraussetzen konnte, müsse heute explizit gemacht werden: Regeln, Konsequenzen, Zusammenhänge. „Es ist nichts selbstverständlich“, sagt Dirk Gläschig – und das keineswegs im Tonfall des Bedauerns. Ganz im Gegenteil: Für ihn und seine 21 Mitarbeiter sei es zur Normalität geworden, dass unterschiedliche Menschen auch unterschiedliche Voraussetzungen mitbringen. Das Team ist international besetzt, einer der beiden jungen Männer, die aktuell als Anlagenmechaniker ausgebildet werden, ist aus Eritrea geflüchtet, ein früherer Azubi kam aus Spanien, etliche Mitarbeiter haben einen Migrationshintergrund. Geschadet habe diese Diversität nie: „Andere Einflüsse sind hilfreich“, findet der Geschäftsführer.

Für sein Engagement wurde Gläschig als einer der ersten Betriebe mit dem „Voraus“-Zertifikat der Handwerkskammer Konstanz ausgezeichnet – eben auch, weil sprachliche Hürden nicht zu Hindernissen in der Integration wurden.

Nicht nur informieren, sondern beteiligen

Es sind zum Teil ganz einfache Dinge, die zur Verständigung beitragen und dafür sorgen, dass jeder Azubi nicht nur informiert, sondern beteiligt ist: Der Ausbildungsordner mit sämtlichen Schul- und ÜBA-Terminen, das Diensthandy zur Abstimmung von Terminen oder für die Freitags-Frage: „Wer möchte eine Pizza?“, die regelmäßigen Azubi-Treffen oder das Mitarbeiterfrühstück. Auch eine eigene Azubi-Beauftragte hat der Betrieb bestellt, die als Vertrauensperson bei Konflikten vermitteln kann.

Chefsache sind dann die Jahresgespräche mit den Auszubildenden, um die gesamte Entwicklung, die nächsten Ziele und längerfristigen Perspektiven in den Blick zu nehmen. Und natürlich gibt der Kommunikationscoach sein Wissen bei internen Schulungen an die Mitarbeiter weiter. „Nicht ‚nicht‘ sagen“ ist eine seiner goldenen Regeln. Dahinter steckt für Dirk Gläschig allerdings weitaus mehr als eine Formulierungshilfe. Er ist sich nämlich sicher: „Es geht um ein positives Denken, um Selbstvertrauen und Ressourcen. Das muss man dann nur in Worte umsetzen.“

Motivation durch Kommunikation – Tipps der Ausbildungsexpertin

1. Erklären, was passiert

Gerade beim Start in die Ausbildung ist die Herausforderung für Jugendliche enorm. Schließlich sollen sie gleichzeitig neue Aufgaben, neue Menschen und eine neue Rolle kennenlernen. „Hier brauchen Azubis umfassende Informationen über alle Regelungen und Abläufe sowohl im Betrieb als auch in der Berufsschule und überbetrieblichen Ausbildung“, sagt Susanne Hillan, Ausbildungsberaterin bei der Handwerkskammer Konstanz. Eine Willkommensmappe für den Start und ein Azubi-Ordner geben diese Informationen gebündelt weiter.

2. Nicht verplanen

Jeden Tag zur Arbeit ohne zu wissen, was auf einen zukommt? Das sorgt für Unsicherheit und kann ein echter Motivationskiller sein. „Auszubildende sollten in die Planung und Kommunikation der Arbeitsabläufe einbezogen werden“, rät daher die Expertin. Bei regelmäßigen Teammeetings sollten nicht nur Aufgaben verteilt, sondern möglichst auch die Hintergründe erläutert werden und vor allem Fragen erlaubt sein.

3. Lieber auf Augenhöhe

„Don’t manage me. Understand me“ - das ist die Forderung einer Generation, die die Wahl hat und nicht mehr Karriere um jeden Preis machen will. „Harte Ansagen kommen bei diesen Jugendlichen nicht gut an, stattdessen zählen Verständnis und Hilfen, Geduld und Ausdauer“, so Susanne Hillan. Auch Interesse für Privates wird vorausgesetzt und kann das Miteinander stärken.

4. Orientierung erwünscht

Regelmäßige Feedbackgespräche und Zielvereinbarungen helfen, während der Ausbildung das Ziel im Auge zu behalten: den erfolgreichen Abschluss und vielleicht auch die Chancen danach. „Wer weiß, wo er steht und wohin es gehen soll, ist motivierter als jemand, der sich gefühlt im Kreis dreht“, erklärt Ausbildungsberaterin Susanne Hillan. Sogar das Unterzeichnen des Berichtshefts kann Anlass für eine kurze Zwischenbilanz sein: „Einfach mal nachhaken, woran es aus Sicht des Azubis noch hapert. Dann kann man gezielt drangehen.

5. Nicht ohne mein Smartphone

Handynutzung während der Arbeitszeit kann zum Dauerstreitpunkt werden – es sei denn, man vereinbart klare Regeln und nutzt die Fähigkeiten der Digital Natives für sich. „Moderne Kommunikationsmittel etwa bei der Arbeitszeiterfassung oder für Terminabsprachen können die Zusammenarbeit sehr erleichtern“, weiß Susanne Hillan. Wenn der Azubi dann noch den Social-Media-Auftritt der Firma mitgestalten darf, schlägt man zwei Fliegen mit einer Klappe. Denn was ist besser als Begeisterung? Wenn sie mit anderen geteilt wird.

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Portrait von Susanne Hillan

Susanne Hillan

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