Dr. Volker Kienzlen von der KEA Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg zeigte nicht nur die Marktchancen der Energiewende für Handwerker auf, sondern malte mit Zahlen zu Energieverbrauch und Ressourcen auch das große Bild.
Handwerkskammer Konstanz
Dr. Volker Kienzlen von der KEA Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg zeigte nicht nur die Marktchancen der Energiewende für Handwerker auf, sondern malte mit Zahlen zu Energieverbrauch und Ressourcen auch das große Bild.

Tipps für HandwerkerSchwung für die Energiewende

Für die Energiewende im Kleinen braucht es ein starkes Team: den Hausbesitzer, der Strom und Wärme möglichst effizient nutzen will, am besten aus erneuerbaren Quellen. Und die Handwerker, die fachmännisch und mit Weitblick die nötige Technik installieren. Zwei Experten für Klimaschutz und erneuerbare Energien gaben jetzt in der Bildungsakademie Singen (Donnerstag, 21.9.2017) Tipps, wie Handwerker die Energiewende als Auftragsbringer nutzen können. Dr. Volker Kienzlen von der Karlsruher KEA Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg und Bene Müller, Marketingvorstand des Energieunternehmens Solarcomplex, gaben den anwesenden Handwerkern ein Infopaket an die Hand, mit dem sie Kunden von nachhaltiger Dämmung, energetischer Haussanierung und der Eigennutzung von Sonnenenergie überzeugen können.



8 Punkte, mit denen Handwerksbetriebe Kunden für energetische Maßnahmen gewinnen können

1. Fassadendämmung

Entgegen der aktuellen Kritik vor allem am Dämmstoff Polystyrol (Stichworte Schimmelbildung, Brandgefahr, Entsorgung) hält Volker Kienzlen baulichen Wärmeschutz zur Reduzierung des Energieverbrauchs weiterhin für sinnvoll. „Wärmedämmung vermeidet Bauschäden und verhindert Schimmelbildung sowie sommerliche Überhitzung“, zählte er einige Vorteile auf. „Es rechnet sich. Vor allem, wenn ohnehin eine Sanierung ansteht.“

2. Wärmeerzeugung

Beim Heizen sollten immer alle Möglichkeiten erneuerbarer Energien in Betracht gezogen werden: Solarwärme, Holz als Pellets oder Hackschnitzel, Wärmepumpe. Bei fossilen Energieträgern reduzieren effiziente Methoden den Ressourcenverbrauch und damit auch die Kosten für den Hausbesitzer oder Mieter. „Mit Gas sollte man möglichst nicht nur Wärme erzeugen, sondern auch Strom“, brachte Kienzlen Blockheizkraftwerke und Brennstoffzellen ins Spiel.

3. Intelligente Regelungstechnik

Hier steckt nach Ansicht von Volker Kienzlen noch viel Potenzial, da intelligente Regelungstechnik oftmals nicht genutzt werde. „Versuchen Sie dem Kunden zu erklären, was er mit seiner Regelungstechnik anstellen kann. Wenn sie nach zehn Jahren kommen und die Anlage immer noch Werkseinstellungen hat, läuft da was schief“, sagte er. Warum also nicht dem Kunden helfen, seine Heizung richtig einzustellen?

4. Vorschriften als Verkaufsargument

Mit Hinweis auf geltende oder kommende Vorschriften lässt sich Kunden gegenüber gut argumentieren, warum sich die Anschaffung einer höherwertigen Anlage lohnt. „Nutzen Sie diese Möglichkeiten“, riet Kienzlen. Besonders gut eignet sich hier das Erneuerbare-Wärme-Gesetz (EWärmeG), wonach beim Heizungsanlagentausch in bestehenden Wohngebäuden 15 Prozent der Wärme durch erneuerbare Energien gedeckt oder Ersatzmaßnahmen nachgewiesen werden müssen.

5. Gesamtpakete

Haus- und Wohnungsbesitzer wollen in der Regel wenig Arbeit und wenige Ansprechpartner bei einer anstehenden Sanierung haben. Am wenigsten wollen sie sich durch Vorschriftendschungel und Angebotsstapel kämpfen. Wenn ein Betrieb, etwa der Heizungsbauer, für den Kunden alle Maßnahmen koordiniert, lassen sich bestimmte Zielgruppen diesen Service gerne etwas kosten.

6. Zielgruppenorientierung

Zum Klimaschutz wollen viele einen Beitrag leisten. Handwerker sollten auf die verschiedenen Zielgruppen aber unterschiedlich zugehen. Die junge Familie achtet beim Hausbau vielleicht mehr auf gesundes Wohnen für sich und die Kinder und wird eher über Facebook als per Zeitungsanzeige auf entsprechende Angebote aufmerksam. Die Generation 50 plus will sich bei einer Haussanierung mehr Komfort gönnen und bei den derzeit niedrigen Zinsen ihr Geld am liebsten in die eigenen vier Wände investieren. Diese Zielgruppe lässt sich am besten über neutrales Infomaterial zum Nachschlagen gewinnen. Den über 60-Jährigen geht es bei einer Sanierung vor allem um Werterhalt und enkeltaugliche Maßnahmen.

7. Eigene Energieproduktion

Mit sinkender Einspeisevergütung und gleichzeitig fallenden Produktionskosten für Sonnenstrom werden Photovoltaik (PV) und auch Solarthermie zunehmend interessant für den Eigenbedarf. Bene Müller rechnete vor, dass Betriebe mit Photovoltaikanlagen auf dem Dach eine Kilowattstunde für 8 bis 12 Cent produzieren könnten und damit billiger sind als der Stromversorger. Wer die Investition einer PV-Anlage scheut, kann auf ein neues Angebot von Solarcomplex zurückgreifen. Das Unternehmen baut und finanziert die Anlage auf fremden Gewerbedächern und liefert den Strom günstiger als aus dem Netz.

8. Nahwärmenetze

Für Handwerksbetriebe kann sich die Beteiligung an Nahwärmenetzen als Kunde oder Auftragnehmer lohnen. Als großen Vorteil von Nahwärmenetzen für die Energiewende sieht Bene Müller von Solarcomplex die Austauschbarkeit der Energiequelle und das hohe Umstelltempo. „Nach zwei Jahren ist ein ganzes Dorf auf Nahwärme umgestellt. Bis aber jeder Haushalt seinen Kessel erneuert hat, vergehen viele Jahre“, so Müller.