Schreibende Schüler, im Hintergrund an Tafel verschwommen der Lehrer.
argum / Falk Heller

BerufsbildungsausschussRückenwind für die duale Ausbildung

Viel hat sich die neue Landesregierung in Stuttgart in Sachen Berufsausbildung künftig vorgenommen. „Zumindest auf dem Papier hat die Politik die duale Ausbildung fest im Blick“, freute sich Handwerkskammerpräsident Werner Rottler bei seiner Begrüßung der Mitglieder des kammereigenen Berufsbildungsausschusses. Eine ergebnisoffenere Berufsorientierung, eine Ausbildungsgarantie für alle, der Erhalt eines breiten Berufsschulangebots, Unterstützung bei der Digitalisierung der Bildungseinrichtungen und vor allem die Fortführung der Meisterprämie wurden da genannt. „Was sich die Landesregierung hier ins Pflichtenheft geschrieben hat, ist ambitioniert“, bestätigte auch Raimund Kegel, Geschäftsführer des Berufsbildungsausschusses.

Berufswahlentscheidung wird oft nach hinten verschoben

Hoffnung verbreiteten – neben den Ankündigungen der Politik – auch die aktuellen Ausbildungszahlen in der Region. Mit einem Plus von 12 Prozent bei den neu eingetragenen Ausbildungsverträgen gegenüber dem Vorjahresmonat sei man mehr als zufrieden, so Kegel.  Etwas zurückhaltender bewertete Thomas Dautel, operativer Geschäftsführer der Agentur für Arbeit, den aktuellen Ausbildungsmarkt: Zwar sei die Ausbildungsbereitschaft der Unternehmen hoch, doch insgesamt seien die Meldungen offener Stellen zurückgegangen. Noch stärker sei allerdings die Zahl der Stellensuchenden gesunken. „Die Schüler sind unentschlossener und entscheiden sich eher für einen weiteren Schulbesuch. Ich habe die Sorge, dass wir eine Bugwelle vor uns hertreiben, deren Auswirkungen wir dann nächstes Jahr erst spüren“, so Dautel. Er wünschte sich mehr Mut zur Entscheidung für eine Ausbildungsstelle und stellte das breite Portfolio an Beratungsmöglichkeiten der Arbeitsagentur vor.

Über 4.000 Schüler mit Online-Berufsorientierungsangeboten erreicht

Dass der Nachwuchswerbemotor bei der Handwerkskammer brummt, zeigte Maria Grundler, Teamleiterin bei der Handwerkskammer, auf. Zahlreiche Teilnahmen an digitalen Messen, ein breites Angebot an Online-Berufsorientierungsmaßnahmen, Ausbildungsbotschafterschulungen und neue Bildungspartnerschaften hätten ihren Teil zur guten Ausbildungsbilanz beigetragen. „Allein mit unserem Online-Lernspiel MeisterPower und den digitalen Besuchen der Ausbildungsbotschafter haben wir bisher 2021 weit über 4.000 Schülerinnen und Schüler erreicht“, so Grundler.

Sicherung von wohnortnaher Beschulung ein Dauerthema

Ein Dauerthema im Berufsbildungsausschuss: die regionale Schulentwicklung. In diesem Fall ging es um die Zusammenlegung von Schulstandorten für Bäcker und Metzger. „Wir setzen uns für den Erhalt von jeweils zwei Standorten in Donaueschingen und Schwenningen ein“, erläuterte Kegel.

Gerade bei diesen Themen sei das Gremium enorm wichtig. „Hier sitzen die Praktiker an einem Tisch – oder wie heute: gemeinsam vor dem Bildschirm – und bringen ihren Sachverstand ein“, lobte Kammerpräsident Rottler die Arbeit des Berufsbildungsausschusses. Umso trauriger, wenn ein wichtiger Experte aus Altersgründen ausscheidet – wie nun Schulleiter Norbert Kias-Kümpers, der im Rahmen des Meetings feierlich verabschiedet wurde.

 Was ist der Berufsbildungsausschuss?

Der Berufsbildungsausschuss der Handwerkskammer Konstanz hat vom Gesetzgeber vor allem eine Aufgabe bekommen: Er soll die Qualität der Ausbildung im Auge behalten. Daher ist er in allen wichtigen Angelegenheiten der beruflichen Bildung zu unterrichten und bei Grundsatzentscheidungen oder der Änderung von Verwaltungsrichtlinien zu hören – ob es um den Lehrvertrag oder die Durchführung von Prüfungen geht.

Im Berufsbildungsausschuss vertreten jeweils sechs Mitglieder das selbständige Handwerk, die Arbeitnehmer und die Lehrer der Berufsbildenden Schulen im Kammerbezirk. Die Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertreter und ihre Stellvertreter werden von der Vollversammlung in das Gremium gewählt, die Lehrer oder Schulleiter vom Wirtschaftsministerium im Einvernehmen mit dem Regierungspräsidium Freiburg längstens für fünf Jahre als Mitglieder berufen. Der Vorsitz wechselt jährlich zwischen dem Vorsitzenden Bernd Klaiber und dessen Stellvertreterin Sandra Schneider (Vorsitz 2021). 

Geschäftsführer des Berufsbildungsausschusses ist Raimund Kegel.