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BerufsbildungsausschussOrtsnahe Beschulung gewährleisten

Angehende Friseurinnen und Friseure, Maurer sowie Beton- und Stahlbetonbauer sollen nach dem Willen des Berufsbildungsausschusses der Handwerkskammer Konstanz auch künftig im Landkreis Rottweil zur Schule gehen können. In einer virtuellen Sitzung Ende April sprach sich das Gremium einstimmig gegen eine Verlegung der Beschulung in den benachbarten Schwarzwald-Baar-Kreis aus.

Hintergrund des Beschlusses war die geplante Einrichtung von Mechatroniker-Klassen an den Beruflichen Schulen Schramberg. Im Tausch sollten Friseur-Auszubildende statt in Schramberg in Schwenningen unterrichtet und die Bau-Berufe von Rottweil nach Donaueschingen verlegt werden. Gegen dieses Vorhaben hatte die Handwerkskammer bereits Anfang des Jahres gemeinsam mit den betroffenen Innungen Stellung bezogen. Eine ortsnahe Beschulung sei gerade bei meist minderjährigen Lehreinsteigern im Friseurhandwerk unerlässlich, um nicht an Zulauf zu verlieren, so die Begründung. Dies müsse auch dann gelten, wenn in kleineren und bevölkerungsärmeren Landkreisen Berufsschulklassen kurzfristig unter die geforderte Mindeststärke fallen. Auch in den Bau-Berufen sei ein Verzicht angesichts der zuletzt wieder steigenden Ausbildungszahlen das falsche Signal.

Dieser Argumentation war der Kreistag gefolgt und hatte zu Nachverhandlungen aufgefordert. Dafür hat die Handwerkskammer nun das klare Placet des Berufsbildungsausschusses: „Wir lassen uns auf keinen Fall auf diesen Handel ein“, fasste Bernd Klaiber die Haltung der Selbständigen zusammen. Den beteiligten Innungen und der Handwerkskammer dankte Vorsitzende Sandra Schneider für ihr Engagement: „Hier zeigt sich erneut, dass man nur gemeinsam erfolgreich sein kann“, so die Arbeitnehmervertreterin.

Neben der regionalen Schulentwicklung erhielten die Mitglieder des Berufsbildungsausschusses einen Überblick zum Stand der Integration von Geflüchteten in Arbeit und Ausbildung. Rund 460 Menschen aus Herkunftsländern wie Syrien, Afghanistan oder Gambia absolvieren im Kammerbezirk Konstanz derzeit eine handwerkliche Ausbildung oder eine Einstiegsqualifizierung, 139 haben seit 2012 ihre Gesellenprüfung erfolgreich abgelegt. Die Ausbildung biete beiden Seiten große Chancen, sei aber beispielsweise durch Sprachbarrieren und bleiberechtliche Fragen auch mit Herausforderungen verbunden, so Ines Rimmele, Migrationsbeauftragte der Handwerkskammer.

Betrieben und Geflüchteten stellt die Kammer daher von der Rechtsberatung über individuelle Begleitung bis zum Grundlagenunterricht ein breites Unterstützungsangebot zur Verfügung. Positiv sei etwa die Resonanz auf das Projekt „Fit für Ausbildung“, wie Karin Marxer, Leiterin der Bildungsakademie Singen, hervorhob. Dort werden Geflüchteten spezifische sprachliche und schulische Grundlagen für die Ausbildung vermittelt. Dieses Angebot soll laut Überlegungen der Bildungsexpertin künftig für weitere Zielgruppen geöffnet werden.

Am 21. Juni tagt der Berufsbildungsausschuss erneut. Im Mittelpunkt soll dann die Frage des Übergangs von der Schule in den Beruf während der Corona-Pandemie stehen.