Pädagogischer Tag
Handwerkskammer Konstanz
Informationen aus erster Hand erhielten die Lehrer der Gemeinschaftsschule im Rahmen ihres pädagogischen Tags mit Fokus Handwerk. Eine Lehrergruppe blickte beispielsweise hinter die Kulissen der Metzgerei Otto Müller.

Pädagogischer TagLehrer am Puls des Handwerks

Was gehört zum Arbeitsalltags eines Metzgers, Zimmerers oder Metallbauers? Welche Fähigkeiten und Eigenschaften sollten junge Menschen mitbringen, die sich für einen bestimmten handwerklichen Beruf interessieren? Diese und viele weitere Fragen stellte sich das Lehrerkollegium der Gemeinschaftsschule Konstanz im Rahmen des pädagogischen Tags, der erstmals in Kooperation mit der Handwerkskammer und dem Konstanzer Handwerkerkreis stattfand.

Um mehr Klarheit über die berufliche Vielfalt und die Karrieremöglichkeiten im Handwerk zu gewinnen, führte Roland Murr von der Handwerkskammer in die Thematik ein. Im Anschluss schnupperten die Lehrer in ausgelosten Kleingruppen in 15 unterschiedliche Konstanzer Handwerksbetriebe. Da landete die Vegetarierin dann schon mal beim Metzger oder die Kunstlehrerin beim Elektriker. Umso eindrücklicher schilderten die Lehrer nach der Rückkehr ihre Erlebnisse, die sie auch zu Papier brachten.

Handwerk mit Leidenschaft erlebt

Chris Roß, der sich mit Kollegen die Schreinerei Schächtle anschaute, war beeindruckt von den Menschen und dem Material in der Werkstatt. „Da stehen so krasse Maschinen und der Betriebsleiter war extrem offen. Interessant war auch, dass Mitarbeitern im Grunde bis zur Rente der Arbeitsplatz zugesichert wurde. Wenn es aufgrund des Alters Einschränkungen gibt, wird eben nach einer anderen Tätigkeit, zum Beispiel im Büro, gesucht.“

Lehrerin Christine Posch war vor allem angetan von der großen Leidenschaft für den Beruf, der ihr bei Michael Simon von Sunny Solar entgegenschlug: „Er steht wirklich hinter dem was er tut, ist absolut nachhaltig und zukunftsorientiert unterwegs und hat den Umweltschutz fest im Blick,“ so Posch.

Die Kombination aus Tradition und neuen Technologien begeisterte die Gruppe, die in der Zimmerei Kalocay von Valentin Volkert herzlich willkommen geheißen wurde. Da müsse auf dem Dach schon mal „gezaubert“ bzw. spontan auftretende Problemstellungen schnell gelöst werden - das fördere Innovationen, war sich die Gruppe einig.

Eine anpackende und offene Chefin, die Wert auf Regionalität und einen nachhaltigen Umgang mit dem Lebensmittel Fleisch legt, erlebte eine weitere Lehrergruppe in der Metzgerei Otto Müller. Vom Zerteilen über das Portionieren bis hin zum Räuchern und Brühen durchlief die Lehrergruppe den Produktionsprozess, bevor es dann an den Verkaufsstandort in der Innenstadt ging.

Und „S.O.S“, so nahmen die Lehrkräfte schmunzelnd zur Kenntnis, stehe in handwerklichen Werkstätten nicht etwa für „save our souls“ sondern für die wichtige Regel „Sauberkeit, Ordnung und Sicherheit“.

Gewinn für Gemeinschaftsschule und Handwerk

„Für viele unserer Schüler, auch jene mit Abitur, kommt ein handwerklicher Beruf in Frage, daher müssen wir wissen, was dahintersteckt,“ begründet Elke Großkreutz, Rektorin der Gemeinschaftsschule den besonderen handwerklichen Fokus des pädagogischen Tages. Für die Profilfächer der Schule könnten durch die neuen Einblicke der Lehrer in Zusammenarbeit mit Unternehmern interessante, neue Ideen entwickelt werden.

Petra Schlitt-Kuhnt von der Handwerkskammer Konstanz betonte, wie gut die Schulart Gemeinschaftsschule zum Handwerk passe. „Hier findet keine Trennung der Schüler nach Leistungen statt, es gibt Raum für praktisches Ausprobieren und für lösungsorientierte Herangehensweisen. Genau das braucht man im Handwerk.“

Die Kontakte, die es traditionell bereits zwischen der Schule und Handwerksunternehmen vor Ort gibt, wurden erst in diesem Jahr durch eine Bildungspartnerschaft offiziell besiegelt und dadurch noch verbindlicher. Ein Kooperationspartner der ersten Stunde war dabei der Handwerksunternehmer Thomas Dietenmeier, der ebenfalls am pädagogischen Tag teilnahm. „Die Begeisterung, mit der die Lehrer sich mit dem Handwerk beschäftigt haben, ist einfach toll,“ so Dietenmeier. Er selbst habe neue Ideen für die Integration von schwächeren jungen Menschen in einer Gruppe mit Sonderpädagogen erhalten. Der Tag: ein Gewinn für alle Beteiligten.