solar Rainer Sturm-pixelio.de
Rainer Sturm / pixelio.de

Handwerk und Nachhaltigkeit"Kein Trend, sondern Haltung"

Sie stellen langlebige Produkte her und können fast alles reparieren. Sie gehen sparsam mit Material um und setzen auf nachwachsende Rohstoffe. Sie sind für die Versorgung vor Ort zuständig und suchen sich Lieferanten aus der Region. Handwerksbetriebe tun seit Jahrzehnten das, was die Fridays-for-Future-Bewegung heute fordert: Sie arbeiten nachhaltig und legen mehr Wert auf gewachsenes Vertrauen als auf wachsende Marktanteile.

„Im Handwerk ist Nachhaltigkeit kein Trend, sondern eine Haltung: Ressourcenverschwendung konnten sich die Betriebe noch nie leisten und bei den Kunden aus der Nachbarschaft will man sich auch morgen noch blicken lassen können“, sagt Peter Schürmann, Umweltschutzberater bei der Handwerkskammer Konstanz. Auch weitere Aspekte der Nachhaltigkeit – die Maßanfertigung statt die Massenfertigung, der Wochenmarkt statt der Weltmarkt und das Reparieren statt das Entsorgen – gehören für Handwerker einfach dazu. Darüber viele Worte zu verlieren, ist aber nicht ihre Art: „Im Marketing spielen Nachhaltigkeit und Klimaschutz bei den wenigsten Betrieben eine Rolle. Dazu erscheint es ihnen wohl zu selbstverständlich“, so Schürmann.

Kunden entscheiden bewusster

Schade eigentlich, schließlich kann man im Handwerk echte Nachhaltigkeits-Spezialisten entdecken. Die Zimmerei Ebi in Nöggenschwiel zum Beispiel bietet Holzbau pur: Keinen einzigen Nagel und keinen Tropfen Leim erfordern die Konstruktionen, die nach dem patentierten System einer österreichischen Firma aus heimischen Hölzern erstellt werden. „So ein Haus wird nicht nur aus einem nachwachsenden Rohstoff hergestellt, es kann sogar komplett wiederverwertet werden“, sagt Silvia Ebi. Zudem zeichne sich ein Vollholz-Haus durch einen sehr geringen Energiebedarf aus. Das wissen immer mehr Bauherren zu schätzen: „Zu uns kommen verstärkt Kunden, die sich mit dem Thema Nachhaltigkeit und Ökologie sehr intensiv auseinandergesetzt haben und sich ganz bewusst für diese Bauweise entscheiden.“

Energiewende im Eigenheim

In Sachen Klimaschutz spielt das gesamte Bau- und Ausbaugewerbe eine der Hauptrollen. Schließlich sind es die örtlichen Handwerksbetriebe, die Maßnahmen zum Energieeinsparen und zum Einsatz erneuerbarer Energien vor Ort umsetzen. Von Anfang an dabei war „Sunny Solar“ in Konstanz. Seit über 20 Jahren steht das Unternehmen für umweltfreundliche Haustechnik. Zehn Mitarbeiter sorgen heute für Planung, Installation und Wartung von Solarstromanlagen und zunehmend auch Batteriespeichern, die den wertvollen, weil emissionsfreien Solarstrom zum Beispiel für die Wärmeversorgung verfügbar machen. „Das Thema Wärme wird immer unterschätzt, dabei entsteht hier ein Großteil des CO2“, erklärt Klaus Rist, der als Ingenieur der Umwelt- und Verfahrenstechnik bei „Sunny Solar“ Anlagen für private und gewerbliche Kunden in Deutschland plant.

Die Sensibilität der Kunden sei gestiegen und auch die Technik habe sich erheblich weiterentwickelt. Nun müsse die Politik nachziehen: „Klimaschutz ist ein Modernisierungsprogramm. Das muss man umsetzen – und zwar jetzt!“

Umweltschutzberatung

Vom Einstieg ins Recycling bis zur Umsetzung der Energiewende: Bei den großen Herausforderungen in Sachen Umweltschutz spielt das Handwerk schon seit Jahrzehnten vorne mit. Seit 1992 berät die Handwerkskammer Konstanz ihre Mitgliedsbetriebe deshalb auch in Sachen Umweltschutz und Nachhaltigkeit. Ansprechpartner ist Peter Schürmann.