Ausbildung
Handwerkskammer Konstanz

Ausbildungsbilanz"Jetzt erst recht vorausdenken"

Nach zwei Jahren mit steigenden oder stabilen Lehrlingszahlen gibt es im Handwerk der Region erstmals wieder weniger neue Auszubildende. 1.520 neue Berufsausbildungsverträge wurden im Bezirk der Handwerkskammer Konstanz bis zum 31. August abgeschlossen. Das sind knapp 7 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum.

„Wir hoffen, dass sich da im Lauf der nächsten Wochen noch etwas tut. Schließlich kann man auch im Oktober oder November mit der Ausbildung beginnen und die Betriebe lassen nicht locker: Sie wollen ausbilden und sind aktiv auf der Suche nach geeigneten Bewerbern“, sagt Handwerkskammerpräsident Gotthard Reiner. Rund 200 offene Lehrstellen sind derzeit auf der Ausbildungsplatzbörse der Handwerkskammer unter www.hwk-konstanz.de/lehrstellenboerse verzeichnet. Besonders häufig werden dort angehende Elektroniker, Kfz-Mechatroniker, Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik, Chirurgiemechaniker und Friseure gesucht.

Mit Ausnahme der kaufmännischen Berufe sind die Lehrlingszahlen in allen Berufsgruppen gesunken. Am stärksten betroffen ist der Bereich Bau und Ausbau mit einem Minus von 16,5 Prozent. Ursache ist vor allem ein Rückgang bei den Zimmerern, die im Holz- und Forst-Cluster Schwarzwald überproportional stark vertreten sind, und bei den Malern und Lackierern. Da beide Berufe in den letzten Jahren hinzugewinnen konnten, sehen die Ausbildungsexperten der Handwerkskammer darin aber keinen allgemeinen Trend: „Bei der Entwicklung in den einzelnen Berufsgruppen kommen zum Teil sehr individuelle Faktoren zum Tragen. Zum Beispiel kann nicht jeder Betrieb in jedem Jahr ausbilden. Schwankungen im Drei-Jahres-Rhythmus sind also nicht selten“, so Ute Dinort, Leiterin des Fachbereichs Prüfung der Handwerkskammer Konstanz. Ähnliches gilt für das Lebensmittelhandwerk, das zum Start des neuen Ausbildungsjahres ein Minus von 8,8 Prozent zu verkraften hat. Vergleichsweise stabil sind dagegen die Lehrlingszahlen in den Berufsgruppen Elektro und Metall (- 2,5%), Gesundheit/Chemie (-3,5%) und Holz (-5,1%).

Auch beim Blick auf die einzelnen Landkreise des Kammerbezirks fallen Unterschiede auf: Während in den Landkreisen Rottweil (+ 2,4%) und Tuttlingen (+4,1%) mehr Jugendliche in eine Ausbildung starteten, blieben die Zahlen in den Landkreisen Konstanz (- 11,5%), Waldshut (- 11,1%) und im Schwarzwald-Baar-Kreis (- 9,8%) deutlich hinter dem Vorjahresergebnis zurück. „Teilweise spielt hier der verstärkte Wettbewerb um Auszubildende eine Rolle, der es beispielsweise in stark industriell oder hauptsächlich akademisch geprägten Regionen dem Handwerk schwerer macht, geeignete Bewerber zu finden“, sagt Ute Dinort. Umso wichtiger sei es, als Handwerksbetrieb mit einer hohen Ausbildungsqualität bei den Jugendlichen zu punkten und sich beispielsweise mit dem VORAUS-Zertifikat der Handwerkskammer als vorbildlicher Ausbildungsbetrieb auszuzeichnen. „Von den VORAUS-Betrieben bekommen wir die Rückmeldung, dass sie genügend gute Bewerbungen erhalten haben. Engagement wird also honoriert“, so Ute Dinort weiter.

„Wir müssen jetzt erst recht vorausdenken“, sagt auch Handwerkskammerpräsident Gotthard Reiner. Nur so könne es gelingen, auch neue Zielgruppen, beispielsweise Studienabbrecher, für eine Ausbildung im Handwerk zu gewinnen. „Auch, wenn der Anteil der Abiturienten heute deutlich höher ist als vor einigen Jahren, müssen wir den Kontakt weiter ausbauen, immer wieder Berührungspunkte schaffen und vor allem Perspektiven aufzeigen. Schließlich haben die Lehrlinge von heute die besten Chancen, die Unternehmer von morgen zu werden“, so Reiner.