Ob Atemmasken oder "Coronahäusle": Das Handwerk der Region hilft in der Krise.
Theater Konstanz / Elektro Reiner
Ob Atemmasken oder "Coronahäusle": Das Handwerk der Region hilft in der Krise.

Engagement wird gerade jetzt großgeschriebenHandwerk hilft

Gartenhaus wird zur Corona-Arztpraxis

Als die Gesundheitsbehörden wegen der Coronapandemie neue Auflagen für Arztpraxen formulierten, war auch die Gemeinschaftspraxis Dr. med. Susanne Hinderer-Weber und Hans-Otto Weber in Schömberg gefordert. Um zu verhindern, dass sich Schwererkrankte, etwa Krebspatienten, mit dem Coronavirus infizieren, musste ein abgetrennter Behandlungsbereich für Patienten mit Atemwegserkrankungen her. Markus Sieber von der AMS-Malerwerkstätte, Emanuel Reger von der Zimmerei Reger und Raphael Reiner von Elektro, alle aus Deilingen und mit dem Ärzteehepaar bekannt, fiel das Gartenhaus bei der Zimmerei Reger ein, das man umfunktionieren könnte. Vom Zimmerer gab es das Häuschen, der Maler strich die Innenwände und kümmerte sich um ein Leitsystem für die Patienten. IT-Meister Raphael Reiner richtete schließlich zwei eigenständige Arbeitsplätze im neuen Behandlungsraum ein. „Ich habe die Computer angeschlossen, die Telefonanlage installiert und WalkieTalkies für die Wartezimmerdurchsage eingerichtet. Klingt komisch, aber es funktioniert“, lacht er.  Nach drei Tagen Bauzeit war das Projekt abgeschlossen, die Elektro- und Malerarbeiten kosteten die Webers nichts. „Uns hat es richtig Spaß gemacht und der Praxis hilft es jetzt“, freut sich Reiner.

Ärzte und Handwerker vor dem ¿Coronahäusle¿ in Schömberg.
Elektro Reiner
Sie haben es in die Hand genommen und gemeinsam für den Schutz von Patienten gesorgt (v.l.): Raphael Reiner (Elektro Reiner), Dr. med. Otto Weber, Daniel Jarzina und Oliver Blum (AMS Malerwerkstätte), Dr. med. Susanne Hinderer-Weber, Markus Sieber (AMS Malerwerkstätte) und Melanie Grundmann (Zimmerei Reger) vor dem ¿Coronahäusle¿ in Schömberg.



Gabriele Neumann bügelt die frisch genähten Alltagsmasken in der Schneiderei des Theaters Konstanz.
Theater Konstanz
Gabriele Neumann bügelt die frisch genähten Alltagsmasken in der Schneiderei des Theaters Konstanz.

Alltagsmasken statt Maßkostüme

Im Auftrag der Stadt laufen die Nähmaschinen des Theaters Konstanz seit dem 19. März auf Hochtouren: Drei Maßschneider, zwei Assistentinnen, zwei Garderobieren, die Requisitenchefin und ein Azubi im zweiten Lehrjahr produzieren täglich bis zu 100 Alltagsmasken. Über 1.700 Stück wurden bereits an Beschäftigte in Alters- und Pflegeheimen, im ZPR, Hospiz und der Feuerwehr verteilt. Die anstrengende und monotone Massenproduktion unterscheidet sich dabei sehr vom gewohnten Arbeitsalltag: „Wir kommen alle aus dem Maßschneiderhandwerk, unser Fachgebiet sind Einzelanfertigungen“, erzählt Gewandmeisterin Ursula Oexl-Menzel. Dem Druck, möglichst viele Masken zu schaffen, stehe aber auch das gute Gefühl zur Seite, etwas Sinnvolles zu tun. Ihr Appell an die Öffentlichkeit: „Bitte bleiben Sie gesund und vergessen Sie nach der Krise unser Handwerk nicht. Unsere selbstständigen Kollegen brauchen Sie mit Ihren Aufträgen wie Sie uns jetzt.“