Klima- und kundenfreundlich: Der Rat von Energieexperten wie Bernd Simon (l.) ist gefragter denn je.
Simon GmbH
Klima- und kundenfreundlich: Der Rat von Energieexperten wie Bernd Simon (l.) ist gefragter denn je.

Energieeffizientes WohnenDie Wende lebt

Die Befürchtungen im Frühjahr waren groß: Bremst Corona die Energiewende aus, weil die Leute andere Sorgen haben? Wenige Monate später stehen bei Sabine Buhl die Telefone nicht mehr still. „Die Nachfrage nach unserer Beratung ist seit April noch einmal deutlich gestiegen“, sagt die Mitarbeiterin der Energieagentur im Landkreis Konstanz. Kostenfreie Erstberatung und einen Energiecheck in den eigenen vier Wänden mitsamt Handlungsempfehlungen bietet die gemeinnützige Einrichtung den Eigenheimbesitzern der Region an - und kann sich vor Anfragen kaum retten. „Die Leute waren zuhause, haben im Internet recherchiert und sich Projekte überlegt, die sie jetzt angehen wollen. Dafür brauchen sie Orientierung“, erklärt sich Buhl den Ansturm.

Diese Beobachtung kann Dieter Bindel, erster Vorsitzender des baden-württembergischen Vereins der Gebäudeenergieberater, Ingenieure und Handwerker (GIH), auch für den Rest des Landes bestätigen: „Anfangs gab es sicher eine Art Schockstarre. Aber dann saß man im Homeoffice, hat dem Brummen der Heizung zugehört, sich das Dachfenster mal genauer angeschaut – mit dem Ergebnis, dass die Energieberater jetzt Vollbeschäftigung haben“, sagt er.

Dasselbe gilt für Handwerksbetriebe, die sich aufs energieeffiziente Wohnen spezialisiert haben. Bernd Simon, Geschäftsführer eines Fachbetriebs für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik in Kolbingen und Kreishandwerksmeister im Landkreis Tuttlingen, hat nicht nur im eigenen Betrieb gut gefüllte Auftragsbücher, sondern erfährt das auch von Kollegen: „Vor allem beim Heizungsaustausch erleben wir einen richtigen Boom.“ Das habe weniger mit Corona als mit der seit Jahren anhaltenden Nullzinspolitik zu tun: „Das Geld ist ja vorhanden und die Generation 50, 60 plus investiert es eben in die eigenen vier Wände“, so seine Erklärung.

Höhere Förderung wirkt

Für zusätzliche Anreize habe die Aufstockung der Fördermittel gesorgt: Seit Jahresbeginn können Wohneigentümer beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) beispielsweise eine Austauschprämie für Ölheizungen beantragen und wer energetisch saniert, erhält von der KfW-Förderbank einen um 12,5 Prozentpunkte höheren Investitionszuschuss als bisher – bis zu 48.000 Euro pro Wohneinheit. Alternativ können Gebäudesanierungsmaßnahmen und die Kosten für Energieberater auch von der Steuer abgesetzt werden.

 Jährlich rund 3,6 Milliarden Euro stehen 2020 bis 2023 zur Finanzierung des CO2-Gebäudesanierungsprogramms der Bundesregierung zur Verfügung. „Diese Fördersicherheit ist enorm wichtig für die Kunden und damit auch für uns Handwerker“, sagt Simon. Er hofft, dass die attraktiven Konditionen beibehalten und tatsächlich eine Vereinfachung erfolgt, wenn in der geplanten „Bundesförderung effiziente Gebäude“ unterschiedliche Förderrichtlinien zusammengeführt werden, und dass dem Staat nicht wegen Corona das Geld ausgeht: „Wenn man CO2-Neutralität will, muss man diese Investitionen fördern. Das darf nicht zu kurz kommen“, so seine Mahnung Richtung Politik.

Eine Delle bei der Beratungsnachfrage wird es nach Einschätzung von Energieberater Dieter Bindel frühestens im Herbst geben: „Dann stellt sich heraus, wie viele Leute ihren Arbeitsplatz behalten werden und wie viele nicht. Das entscheidet natürlich über ihre Investitionsmöglichkeiten“, sagt er. Wenn Sanierungsvorhaben dann auf unbestimmte Zeit verschoben oder ganz zurückgestellt würden, könnte das zeitversetzt im Frühjahr auch die Betriebe treffen, bestätigt Heizungsbauermeister Bernd Simon.

Allerdings sind da ja noch die Kunden, die derzeit anfragen und gar nicht alle bedient werden können: „Kurzfristig geht gar nichts, ganz unabhängig von unseren Kapazitäten. Im Moment dauert es drei bis vier Monate, bis die BAFA einen Zuwendungsbescheid schickt. Wer also jetzt anfragt, kann frühestens im November loslegen – und da macht man keinen Heizungstausch“, sagt er. Umrüstungswillige muss er also auf das nächste Frühjahr vertrösten – und hoffen, dass sich bis dahin die Prioritäten nicht doch noch verschieben.

Informationen zu allen Fördermöglichkeiten im Bereich Gebäudesanierung und Energieeffizienz erhalten Mitgliedsbetriebe bei Peter Schürmann.

Handeln im Wandel – Klimaschutz als Chance  

Der Klimawandel ist die vermutlich größte Herausforderung, der sich die Menschheit stellen muss. Und hier kommt das Handwerk ins Spiel – schließlich zählen Betriebe etwa im Bau- und Ausbaugewerbe zu den Hauptakteuren bei der Umsetzung der Energiewende. Welche Chancen sich aus der Energiewende für das Handwerk ergeben, ist bei der Veranstaltung „Handeln im Wandel – Klimaschutz als Chance“ am Freitag, 25. September 2020, von 14 bis 17 Uhr im Milchwerk Radolfzell zu erfahren. Referent ist Prof. Dr. Ing. habil. Volker Quaschning, Professor für das Fachgebiet Regenerative Energiesysteme an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin. Die Teilnahme ist für Mitgliedsbetriebe der Handwerkskammer Konstanz kostenfrei. Um Anmeldung wird gebeten.

Weitere Informationen und Anmeldung unter www.hwk-konstanz.de/praxiswissen 2020 oder bei Constanze Herrmann.

Portrait von Peter Schürmann

Peter Schürmann

Unternehmensservice
Team Betriebsführung, Innovation, Umwelt
Umweltschutzberatung

Webersteig 3

78462 Konstanz

Tel. 07531 205-375

Fax 07531 205-6375

peter.schuermann--at--hwk-konstanz.de