Peter Hauk, Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz in Baden-Württemberg
MLR/KD Busch
Peter Hauk, Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz in Baden-Württemberg

Interview mit Forstminister Peter Hauk über die aktuelle Situation auf dem Holzmarkt Die Lage entspannt sich

Enorme Preissteigerungen und Lieferengpässe beim Baumaterial Holz machten in den vergangenen Monaten vor allem den Zimmereien das Leben schwer. Sie sagen, es gebe genug Holz. Wie konnte es dennoch soweit kommen?

Der Holzbau boomt. Auch wenn die Situation aktuell für viele Unternehmen schwierig ist, die Versorgungssituation auf dem Holzmarkt wird sich wieder deutlich entspannen. Entgegen der aktuell emotional geführten Debatte zur ‚Holznot‘ haben wir generell kein Versorgungsproblem mit Holz, unsere Wälder liefern nachhaltig und verlässlich Rundholz. Aber natürlich kann ich den aktuellen Unmut und die Sorgen der Unternehmerinnen und Unternehmer nachvollziehen. Die Branche braucht stabile, kalkulierbare Preise und vor allem stabile Lieferbeziehungen für die benötigten Schnittholzsortimente und Holzwerkstoffe.

Die derzeitige Marktsituation ist das Ergebnis einer Vielzahl von Faktoren und das gleichzeitige Zusammenwirken ungünstiger Effekte. Eine sehr große Nachfrage nach Nadelschnittholz in Übersee und Asien in Kombination mit US-Strafzöllen auf kanadisches Holz und weiteren Faktoren verändern temporär die liberalisierten und globalisierten Lieferströme.

Mit Blick auf den Klimawandel und seine unübersehbaren Folgen möchte ich in aller Deutlichkeit herausstellen: Unser aller Ziel muss die Eingrenzung der Klimakrise sein. Der verstärkte Einsatz von Holzbauprodukten aus nachhaltiger Waldwirtschaft leistet hier einen wichtigen Beitrag.

Müssen wir uns auf solche Krisen langfristig einstellen?

Baden-Württemberg ist aus der Tradition heraus ein zukunftsorientiertes Land. Wir setzen dabei auf unser Know-how und unsere Innovationskraft. Ich bin mir sicher, dass wir auch diese schwierige Situation meistern werden. Im Wald beispielsweise haben wir vor Jahrzehnten einen Wandel angestoßen, um ihn an das sich verändernde Klima anzupassen. Auch wenn wir in den vergangenen Jahren mit erheblichen Schäden zu kämpfen hatten, haben wir den richtigen Wandel angestoßen und profitieren langfristig davon. Klar ist aber, die Märkte werden zunehmend globaler und Rohstoffe werden weltweit nachgefragt.

Was ist aus Ihrer Sicht das richtige Rezept, um Lieferengpässe bzw. Preissteigerungen auch künftig zu vermeiden?

Unser Wald soll in Kombination mit der schlagkräftigen Forst- und Holzwirtschaft im Land zu einem Fundament der Bioökonomie und Kreislaufwirtschaft werden. Für mich ist klar, alle Teilbranchen der Wertschöpfungskette Holz sind gefordert, ihren Teil dazu beizutragen, die Versorgungssicherheit der Holzbaubetriebe zu gewährleisten. Die Landesregierung fördert zudem mit verschiedenen Initiativen die Etablierung einer langfristigen, stofflichen und hochwertigen Holzverwendung in regionalen Stoffkreisläufen. Die Sicherstellung der regionalen Versorgung mit Holzprodukten nimmt dabei eine herausragende Bedeutung ein. Zudem werden wir zur Abfederung zukünftiger Kalamitäten die Nasslagerkapazitäten in Baden-Württemberg mindestens verdoppeln.

Helfen Exportstopps weiter?

Exportbeschränkungen halte ich für einen kritischen Lösungsansatz. Diese können Folgen nach sich ziehen, die den Markt verknappen sowie Wirtschaftsbeziehungen auf den Binnenmärkten langfristig schädigen. Die Landesregierung greift daher aus gutem Grund nicht steuernd in den Markt ein. Die Rohstoffversorgung der Säge- und Holzindustrie erfolgt durch die Waldbesitzer im Rahmen der nachhaltigen Nutzungsmöglichkeiten und der jeweiligen Marktlage. Wir haben daher nach wie vor kein generelles Versorgungsproblem mit dem Rohstoff Holz, jedoch längere Warte- und Lieferzeiten sowie gestiegene Preise. Entgegen der aktuell geführten Debatte waren in den vergangenen drei Jahren Exporte richtig und notwendig, um das großflächig klimawandelbedingte Kalamitätsholz in eine sinnvolle, wirtschaftliche und klimagerechte Verwertung zu überführen. Die direkten Schnittholzexporte in die USA sind in der Gesamtbilanz überschaubar. Aus Baden-Württemberg selbst sind diese sogar im Vergleich zum Vorjahr gesunken.

Was raten Sie Handwerksbetrieben, die aktuell noch unter den Preissteigerungen leiden?

Wie gesagt, die Lage wird sich wieder deutlich entspannen. Die Schnittholzpreise sind in Übersee um 60 Prozent eingebrochen. Die Preise werden bei uns entsprechend nachziehen, aber vermutlich höher bleiben, als vor der Pandemie. Langfristig müssen neue Strategien mit Lagerhaltungskonzepten, einer angepassten Einkaufspolitik und regionalen Stoffströme entwickelt werden, um Situationen wie diese bestmöglich zu vermeiden.