Friseurmeisterin Yasemin Harman — Handwerkskammer Konstanz
Etwas Nervenstärke gehört schon dazu, um einen neuen Friseursalon zu planen, während überall die Schotten dicht sind. Yasemin Harman hatte sie - und ist in ihrer "Kopfsache" angekommen.

Gründen trotz Krise Yasemin Harman ist jetzt Saloninhaberin

Warnende Stimmen gab es durchaus: „Schau, dass Du aus dem Mietvertrag rauskommst“, hätten ihr manche Leute geraten. Aber ihr privates Umfeld stand hinter ihr und Yasemin Harman hat sich nicht beirren lassen: Sie hat trotz Corona ihren Traum vom eigenen Salon wahrgemacht. Seit Anfang Juni hat „Harmans Kopfsache“ im Konstanzer Stadtteil Petershausen geöffnet. Die Räume sind frisch renoviert, die Möbel rechtzeitig eingetroffen – und die Kunden kommen. „Es ist sehr gut angelaufen. Die Leute haben sich richtig gefreut“, sagt die 28-jährige Friseurmeisterin.

Sie ist nicht die einzige, die mitten in der Krise den Neustart wagt: Die Zahlen der bei der Handwerkskammer Konstanz neu eingetragenen Betriebe sind auch zwischen März und Mai stabil geblieben. „Kaum einer hat sein Vorhaben wegen Corona zurückgestellt“, sagt Joachim Kunz, Leiter des Fachbereichs Starter-Center und Standortförderung. Gerade im zulassungspflichtigen Handwerk sei das auch nicht verwunderlich: „Diese Gründungen oder Übernahmen sind von längerer Hand geplant. Die Unternehmer wissen, dass die Nachfrage nach ihren Produkten und Dienstleistungen weiterhin bestehen wird und haben sich nicht verunsichern lassen.“

Auch Yasemin Harman wusste genau, was sie will und kann. Vor zwei Jahren hat sie den Meister gemacht, „erst einmal für mich und weil ich gerne ausbilden wollte“. Trotzdem blieb der Gedanke an die Selbständigkeit im Hinterkopf: „Ich will eigene Ideen umsetzen und dabei nicht an Grenzen stoßen“, sagt sie. Als der Salon, den die gebürtige Südbadenerin einige Jahre als Betriebsleiterin geführt hat, Anfang des Jahres schloss, stand der Entschluss fest: „Jetzt mache ich mein eigenes Ding.“

Dann kam Corona und damit ein echter Stresstest für jeden noch so ausgefeilten Businessplan. „Als ich im April den Mietvertrag unterzeichnet habe, war noch nicht absehbar, wann Friseure überhaupt wieder arbeiten können. Mir war aber klar: Handwerk muss es geben“, berichtet die Friseurmeisterin. Der Rest sei reine Kopfsache gewesen und habe allenfalls ein bisschen Nervenstärke mehr als gewöhnlich erfordert: „Natürlich war es unter diesen Umständen nicht ganz so einfach, die Renovierung zu koordinieren und die Einrichtung pünktlich geliefert zu bekommen. Ich bin aber optimistisch geblieben und konnte wie geplant eröffnen.“

Der Erfolg der ersten Tage gibt der Jungunternehmerin Recht: Die Stammkundschaft aus dem alten Salon ist ihr treu geblieben, eine Mitarbeiterin, die sie selbst ausgebildet hat, ist ebenfalls mitgekommen. „Vorhandenes Knowhow und eine gute Vernetzung sind optimale Voraussetzungen für den Einstieg in die Selbständigkeit. Beides macht eine Gründung planbarer und nachhaltiger, gerade in diesen Zeiten“, sagt Felix Keller, betriebswirtschaftlicher Berater bei der Handwerkskammer Konstanz.

Dass eine große Eröffnungsfeier für ihren Salon ausfallen musste, tut Yasemin Harmans Freude keinen Abbruch. Schließlich könne man zum ein- oder zehnjährigen Jubiläum immer noch feiern. Eines zumindest steht schon fest: Ab nächstem Jahr will die Friseurmeisterin wieder ausbilden und ihre Leitidee weitergeben: „Für mich ist eine Frisur ein individuelles Kunstwerk. Das kann ich hier im eigenen Salon jetzt voll entfalten.“

Veranstaltungen der Handwerkskammer

Die Handwerkskammer Konstanz bietet regelmäßig Workshops speziell für Gründer an. Erstmals findet im Juli auch ein dreiteiliges Web-Seminar zum Thema Existenzgründung statt: