Georg Hiltner, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Konstanz, sitzt an seinem Schreibtisch.
Handwerkskammer Konstanz
Georg Hiltner, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Konstanz, zieht eine erste Bilanz zur Corona-Soforthilfe.

Georg Hiltner zieht BilanzCorona-Soforthilfe fürs Handwerk

Handwerksunternehmen, die besonders von den Folgen der Corona-Krise betroffen sind, können seit 15. Mai 2020 auf eine vom Land geförderte, kostenlose Krisenberatung zurückgreifen. Damit wird das bereits bestehende Kammerberatungsangebot sinnvoll ausgeweitet.

Neben der Beratung ist die Corona-Soforthilfe ein wichtiges Hilfsinstrument in schwierigen Zeiten. Eine erste Bilanz zieht Georg Hiltner, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Konstanz, im Interview.

Herr Hiltner, welche Unternehmen beantragen in der Regel Soforthilfe?

Unternehmen, die lange schließen mussten, sind besonders in ihrer Existenz bedroht. Es ist also nur natürlich, dass rund drei Viertel aller Friseure und Kosmetiker einen Antrag auf Soforthilfe gestellt haben.

Auch Fotografen und Autohäuser sind überproportional betroffen. Im Lebensmittelhandwerk ist das nicht ganz so eindeutig, hier trifft die Corona-Krise vor allem jene schwer, die die Hotellerie und Gastronomie beliefern oder selbst als Caterer tätig sind und unter den Veranstaltungsabsagen leiden.

In der Bau- und Ausbaubranche sind die Auftragsbücher für die kommenden zwei bis drei Monate oft noch voll. Die Betriebe fragen sich allerdings, wie es dann weitergeht. Schließlich kann niemand voraussehen, wie sehr das Privatkundengeschäft mit Blick auf die steigenden Arbeitslosenzahlen leiden wird und wie sich die öffentliche Hand verhält, wenn die Steuereinnahmen drastisch zurückgehen. Das werden wir alles im Blick behalten müssen.

Wie läuft aktuell die Antragsbearbeitung im Kammerbezirk?

Insgesamt haben über 4.500 Betriebe aus unserem Kammerbezirk die Soforthilfe von Bund und Land über uns beantragt. Über 4.000 wurden positiv an die L-Bank weitergeleitet, einige wurden von den Betrieben wieder storniert.

Wir haben bisher nur 140 Anträge abgelehnt, das ist im baden-württembergischen Vergleich eine recht niedrige Quote. Das liegt aber nicht daran, dass wir besonders großzügig prüfen, sondern daran, dass wir bei Unklarheiten oder unabsichtlich fehlerhaft oder unvollständig ausgefüllten Anträgen das direkte Gespräch mit den Betrieben suchen. Diesen Zusatzaufwand, mehrfach nachzuhaken, betreiben wir gerne. Denn unser Ziel ist, dass jeder, der die Soforthilfe braucht, sie auch bekommt.

Welche Rückmeldungen erhalten Sie von den in Not geratenen Betrieben?

Unternehmen, die existenziell bedroht sind, sind froh darüber, wenn die Bearbeitung und Weiterleitung an die L-Bank möglichst schnell abläuft. Das hat gerade zu Beginn, als es einen großen Ansturm auf die Soforthilfe gab, nur geklappt, weil wir spontan viele Fachkräfte im Haus zu einem schlagkräftigen Soforthilfe-Bearbeitungsteam zusammengezogen haben.

Zusätzlich haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sogar von sich aus angeboten, auch am Wochenende durchzuarbeiten, damit die Unternehmen schnell bedient werden können. Umso schöner ist es dann, wenn sich Betriebe für diesen Einsatz und die Betreuung in unserer Corona-Hotline so herzlich bedanken, teilweise in sehr persönlichen Mails oder Telefonaten, von Mensch zu Mensch. So etwas freut uns natürlich alle sehr und motiviert uns enorm, weiterhin das Beste für unsere Handwerksbetriebe zu geben.