Wege zur Nachfolge
Handwerkskammer Konstanz
Best-Practice-Beispiele aus dem Handwerk: (v. l.) Diana Orthmann, Marc Orthmann, Daniel Link und Martina Muffler gaben ihre Erfahrungen preis - umrahmt von Betriebsberater Thomas Rieger und Personalberaterin Fabienne Gehrig von der Handwerkskammer Konstanz.

Best-Practice-BeispieleBetriebsnachfolge in der Generation Y

Sie wollen Balance zwischen Beruf und Freizeit, einen Job, der ihnen Spaß macht, aber gleichzeitig gut bezahlt wird: Die Generation Y der 80er- und 90er-Jahrgänge stellt Handwerksbetriebe vor große Herausforderungen. Denn wenn es um die Unternehmensnachfolge geht, ist eine familieninterne Übergabe längst nicht mehr vorgezeichnet. Nur noch 33,7 Prozent übergeben den Betrieb an die Kinder.

„Viele Söhne und Töchter wollen die unternehmerische Verantwortung nicht. Wir gehen davon aus, dass die Zahl noch weiter sinken wird“, erzählt Sonja Zeiger-Heizmann, Leiterin des Fachbereichs Wirtschaftsförderung und Unternehmensservice der Handwerkskammer Konstanz, die im Rahmen der Reihe „Zukunft im Blick“ zur Abendveranstaltung in die Berufliche Bildungsstätte Tuttlingen geladen hatte.

Der Faktor Zeit

Gerade im Hinblick auf die Zukunft sind die Zahlen alarmierend. Aktuell sind bei 37 Prozent aller Betriebe im Kammergebiet die Inhaber 55 Jahre oder älter. In den nächsten zehn Jahren stehen damit rund 6.600 Unternehmen zur Nachfolge an, fast die Hälfte davon in meisterpflichtigen Gewerken.

Sonja Zeiger-Heizmann rät deshalb zu einer frühzeitigen Nachfolgeplanung und der Inanspruchnahme des Serviceangebots der Handwerkskammer. „Ein Angebot, das intensiv angenommen wird, ist die Unternehmenswertermittlung nach AWH-Verfahren. Außerdem bietet die Handwerkskammer, neben der bundesweiten Betriebsbörse nexxt-change, ab Ende Juli eine eigene regionale Betriebsbörse.“

Um zu zeigen, wie eine Unternehmensnachfolge erfolgreich umgesetzt werden kann, standen vier Betriebsübernehmer Rede und Antwort.

Muffler
Handwerkskammer Konstanz
Martina Muffler

Martina Muffler aus Hohenfels, seit 2011 Geschäftsführerin der Moser GmbH Land- und Fahrzeugtechnik.

„Ich bin als älteste von drei Töchtern in das Unternehmen hineingeboren. Ich habe zunächst eine kaufmännische Ausbildung bei einem Energieversorger gemacht. Den Betrieb zu leiten, war ein Kindheitstraum von mir, von dem ich aus persönlichen Gründen zunächst Abstand genommen hatte. Als ich mich dazu entschieden habe, haben mich meine Schwestern unterstützt und standen mir beratend zur Seite. Wichtig war, dass wir offen die Frage besprochen haben, wie die Erbfolge nun aussieht.

Ich habe dann verschiedene Seminare besucht, mit der Handwerkskammer, Innung und Verbänden gesprochen. Wir haben uns dann entschieden, aus der Einzelfirma des Vaters eine GmbH zu gründen, der Vater ist noch zu 50 % dabei.

Was ich im Nachhinein sagen kann: Wir haben viel zu lange gewartet, es den Kunden zu kommunizieren. So sind auch ein paar Kunden abgesprungen und es gab einen Investitionsstau. Nach unserer Baumaßnahme hat das Geschäft allerdings geboomt und wir haben wieder Kunden zurückgewonnen sowie neue Kunden erreicht.“

Orthmann
Handwerkskammer Konstanz
Marc und Diana Orthmann

Diana und Marc Orthmann aus Konstanz, seit 2017 Inhaber der Paradies Bäckerei.

 Diana Orthmann: „Ich war vier Jahre im Betrieb, als mein Chef uns eröffnet hat, dass er aufhört. Er hat uns Mitarbeitern angeboten, zu übernehmen. Ich war damals das jüngste Mitglied, keiner der anderen hatte Interesse.“

Marc Orthmann: „Der Bäcker hat uns einen Preis genannt und wir sind dann zur Handwerkskammer gegangen. Dort haben wir die drei Workshops zur Unternehmensführung gemacht, die uns sehr geholfen haben, vor allem der Businessplan. Die Grundvoraussetzung war für uns, dass wir den Raum der Bäckerei auf lange Zeit mieten können. Deshalb haben wir uns mit der Vermieterin zusammengesetzt und einen langfristigen Vertrag geschlossen.

Nach dem Kauf haben wir eine Betriebsversammlung einberufen, um zu besprechen, wo wir hingehen. Das war uns wichtig. Zudem haben wir die Bäckerei mit neuer Technik ausgestattet.“