Musste im letzten Jahr 77.000 Brötchen für die EEG-Umlage backen: Bäckermeister Daniel Link aus Trossingen. (Foto: privat)
Daniel Link
Musste im letzten Jahr 77.000 Brötchen für die EEG-Umlage backen: Bäckermeister Daniel Link aus Trossingen. (Foto: privat)

Energiewende 77.000 Brötchen für die EEG-Umlage

Über 30.000 Euro hat die Bäckerei Link aus Trossingen 2016 allein für die EEG Umlage gezahlt. Das entspricht in etwa 77.000 Brötchen, die zusätzlich verkauft werden müssen, um die Kosten wieder reinzukriegen. Für eine eher kleine, handwerkliche Bäckerei eine enorme Belastung.

Dabei trifft es das Familienunternehmen gleich doppelt: „Wir verzichten im Sinne der Energiewende ganz bewusst auf Öl und Gas und beziehen ausschließlich Ökostrom vom Hochrhein. Wir gehören damit zu den Vorreitern in unserer Branche. Für dieses umweltbewusste Denken und Handeln werden wir nun überdurchschnittlich zur Kasse gebeten“, kritisiert Geschäftsführer Daniel Link, der nicht nur Meister der Backkunst ist, sondern auch meisterlich Strom spart. „Wir konnten in den letzten Jahren unseren Stromverbrauch durch neue Maschinen und LED-Beleuchtung massiv senken, dennoch steigen die Stromkosten stetig an“, sagt Link. Kein Wunder: 2003 kostete ihn die Kilowattstunde noch 0,41 Cent, im nächsten Jahr sollen es bereits 6,88 Cent sein. „Wir können als kleine Bäckerei die steigenden Zusatzkosten nicht in voller Höhe an die Kunden weitergeben, das wird nicht akzeptiert“, erklärt Link. Fassungslos ist er darüber, dass industriell arbeitende Großbäckereien, die die Discounter beliefern, nach wie vor von der EEG Umlage befreit sind. „Das ist extrem wettbewerbsverzerrend“, beschwert sich der junge Bäckermeister.

Und schon steht die nächste Erhöhung vor der Tür. Das neue Netzentgeltmodernisierungsgesetz sieht vor, bei der Offshore-Haftungsumlage erneut Großverbraucher zu bevorzugen – auf Kosten der Privathaushalte und des Mittelstands. „Ein solches Verfahren ist aus meiner Sicht intransparent und in der Sache nicht hinnehmbar“, sagt Daniel Link und erhofft sich mehr Unterstützung von der Politik vor Ort.

Seit Jahren schon fordert das Handwerk eine gerechtere Verteilung der Kosten für die Energiewende, die derzeit maßgeblich von Privathaushalten sowie kleinen und mittelständischen Unternehmen getragen werden, während energieintensive, im internationalen Wettbewerb stehende Großunternehmen befreit sind. „Wir können nicht jedes Jahr die EEG-Umlage erhöhen und dabei einige aussparen. Das Handwerk steht hinter der Energiewende, aber die Kosten müssen gerecht auf alle Schultern verteilt werden. Mittelständische Unternehmen und Privathaushalte müssen entlastet werden“, fordert Gotthard Reiner, Präsident der Handwerkskammer Konstanz. Denkbar wäre beispielsweiseweise eine Finanzierung der Energiewende aus Steuermitteln. Das ist ein wesentlicher Punkt, den der Zentralverband des deutschen Handwerks in seiner neuen Energiewende-Agenda des Handwerks aufgenommen hat. Die Umstellung auf eine Haushaltsfinanzierung solle aber auf keinen Fall  zu einer Mehrbelastung der Verbraucher und Unternehmen durch neue Steuern, Abgaben und Umlagen führen. Wesentlich sei auch, bei weiteren Planungen für einen verlässlichen Fahrplan zu sorgen, so die Maßgabe.

Das wünscht sich auch Bäckermeister Daniel Link. „Wir leisten gerne unseren Beitrag, denn Nachhaltigkeit liegt uns am Herzen. Aber wenn es jedes Jahr neue Überraschung bei der EEG-Umlage gibt, könnte es für einige energieintensive Handwerksunternehmen eng werden.“

Mehr zur Energiewende-Agenda des Handwerks des Zentralverbands des deutschen Handwerks finden Sie hier.