Sehen Chancen, aber auch Nachholbedarf beim Thema BIM: Uwe Rickers (rechts) von der Konstanzer HTWG und Technologieberater Peter Schürmann von der Handwerkskammer Konstanz.
Handwerkskammer Konstanz
Sehen Chancen, aber auch Nachholbedarf beim Thema BIM: Uwe Rickers (rechts) von der Konstanzer HTWG und Technologieberater Peter Schürmann von der Handwerkskammer Konstanz.

Bauexperte Uwe Rickers von der HTWG zum Building Information Modeling (BIM)Vernetzt planen, bauen und unterhalten

Building Information Modeling (BIM): Darunter versteht man die Verknüpfung von CAD-Technik mit verschiedenen Datenbanken bei der Gebäudeplanung, -erstellung und -bewirtschaftung. Im Rahmen der Kammer-Inforeihe „Erfolg durch Strategie“ erläuterte Uwe Rickers, promovierter Bauingenieur und Professor an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Gestaltung in Konstanz, was BIM für Handwerksbetriebe bedeuten kann.

Schon jetzt sei eine dreidimensionale Zeichnung eines Gebäudemodells per CAD Standard. Building Information Modeling ermögliche es darüber hinaus, dass das Modell über den gesamten Planungsprozess von allen Projektbeteiligten mit Informationen angereichert wird. So kann frühzeitig festgestellt werden, ob das Projekt in Bezug auf Konstruktion, Zeit-, Material- und Kostenplanung realistisch und effizient umgesetzt werden kann.

Ändert sich in der Planung etwas, wird bei der Korrektur im Hintergrund automatisch auch auf die entsprechenden Datenbanken zugegriffen. Wenn z. B. eine Wand anstatt betoniert mit Kalksandstein gemauert werden soll, hat das sowohl auf den Preis als auch auf die Bauzeit Auswirkungen. „Letztendlich ist BIM ein praktisches Simulationswerkzeug“, erklärt Uwe Rickers.

Mehr Transparenz durch BIM

Die Vorteile des Building Information Modeling liegen für Rickers auf der Hand: „BIM führt schon früh zu höherer Transparenz und Stabilität im Projekt. Der Arbeitsaufwand ist anfangs sicher höher, dafür läuft das Projekt nachher deutlich geschmeidiger ab“, sagt Rickers. Viele Standardobjekte seien bereits in der BIM-Software hinterlegt. „Und wenn das Fenster eines Gebäudes rund sein soll, statt Standardmaße aufzuweisen, ist das zwar mehr Planungsaufwand zu Beginn, aber auch Sonderobjekte können in der Software hinterlegt werden“, sagt Rickers.

Während BIM in anderen Ländern vielfach Standard ist, hinke Deutschland diesbezüglich allerdings noch hinterher. Lediglich bei größeren Bauunternehmen käme laut Rickers eine BIM-Software zum Einsatz, kleine Baubetriebe befassten sich kaum damit. Das könnte fatale Folgen haben.

IT-Kompetenz ist wesentlich

„Zukünftig müssen sämtliche Branchenprogramme Schnittstellen ins BIM haben. Das heißt, das Handwerk muss sich hier fit machen, sonst werden andere Anbieter mit der entsprechenden IT-Kompetenz auf den Markt strömen, sich die handwerkliche Kompetenz dazu kaufen, und kleinere Unternehmen verdrängen,“ vermutet der Bauingenieur.

Schon bei der Vergabepraxis könnte es in Zukunft zu einem Verdrängungswettbewerb kommen. „Digitale Kompetenz zur Bedienung ist Voraussetzung, denn bei der Vergabe müssen Handwerker zukünftig in der Lage sein, ihre Preise in die Software einzuspielen“, sagt Rickers.

Peter Schürmann, Umweltschutz- und Technologieberater bei der Handwerkskammer Konstanz, verweist dabei auf interessante Förderungen für Handwerksbetriebe. „Die Digitalisierungsprämie des Landes bezuschusst Maßnahmen im Bereich der Digitalisierung, sowohl Hard- also auch Software und entsprechende Weiterbildungen hierzu.“ Nach einer kurzen Pilotphase im Sommer 2017 mit einem Förderanteil von 50 Prozent der Kosten soll dieses Programm 2018 in größerem Umfang wieder aufgelegt werden, so der Berater.

BIM ist kein Allheilmittel

Ein Allheilmittel ist BIM allerdings nicht, auch nicht für den Planer. Uwe Rickers: „BIM entbindet den Bauherren oder Projektleiter nicht von der Pflicht, die Ziele klar zu definieren und ein gutes Controlling des Projekts durchzuführen.“ Auch müsse jeder Baubetrieb für sich definieren, welche Zielgruppe er in Zukunft bedienen möchte und welchen Einsatz er bringen will. „Je größer die Projekte sind, desto wahrscheinlicher ist es, dass man mithalten muss. BIM ist also für ein Handwerksunternehmen eine strategische Frage, die es zu klären gilt“, so Rickers.

Noch wichtiger bleibe nach Ansicht des Bauingenieurs auch für die kommenden Jahre, dass das Handwerk keine Abstriche bei der handwerklichen Qualität zulasse. Teilweise kranke es hier und da bei der Bauausführung. „Da hilft dann auch kein BIM“, so Rickers.

Weitere Informationen aus der Reihe „Erfolg durch Strategie“ finden Sie unter www.hwk-konstanz.de/strategie

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