Bild verschiedener social Media Apps
Pixabay

Seid umschlungen!Handwerk & Social Media

Vor gut 30 Jahren wurden die ersten E-Mails verschickt und wurden bald zum weltweiten Standard. Heute geht es bei der Kommunikation aber nicht mehr nur um Post, sondern um den direkten Austausch – und das nicht nur im Privaten. Auch Unternehmen haben die Vorteile der sozialen Netzwerke für sich entdeckt und setzen bei der Beziehungspflege mit ihren Kunden zunehmend auf den direkten Draht via Facebook, Twitter und Co.

Wie auch das Handwerk sich auf diesen Wegen ins Gespräch bringen kann, war Thema einer Veranstaltung aus der Reihe „Digitale Welt im Handwerk“ Mitte Mai in den Bildungsakademien Rottweil und Singen. Über 80 Zuhörer waren der Einladung der Handwerkskammer gefolgt und informierten sich bei Online-Marketingexperten Henning Schürig von der Stuttgarter Be digital GmbH über das weite Feld des Web 2.0.

Fünf goldene Regeln für den Social-Media-Auftritt:

1. Nur der Nutzer zählt:

Ob es um Facebook oder Wikipedia geht: In sozialen Medien kommt alles vom Nutzer und dreht sich alles um den Nutzer. „Der Nutzer steht immer im Vordergrund – und das ist ihm auch klar“, sagt Henning Schürig. Daraus resultiert eine hohe Erwartungshaltung: „Antworten werden in zwei bis drei Stunden erwartet, nicht erst am Tag danach.“

2. Den Dialog pflegen:

Klar, ohne die neuen Technologien blieben die sozialen Netzwerke auf den Dorfbrunnen begrenzt. Trotzdem sind sie kein technisches Thema, sondern erfordern vor allem eine neue Kultur. „Unterschätzen Sie nie den Dialoggedanken“, rät der Experte. Nutzer stellen Fragen und wollen Antworten, manchmal auch einfach Aufmerksamkeit und Anerkennung. „Das wichtigste ist Zuhören. Damit beginnt auch jeder Dialog“, so Schürig.

3. Wissen, was gesagt wird:

Selbst, wenn man selbst nicht in den sozialen Netzwerken aktiv ist: Der eigene Name taucht früher oder später dort auf. „Nicht dabei sein geht gar nicht. Deshalb sollten Sie unbedingt wissen, was über Sie gesprochen wird“, sagt Henning Schürig. Als ersten Schritt zu einem Monitoring empfiehlt er, einen Google-Alert auf den eigenen Namen einzurichten.

4. Für jeden was dabei:

Auch wenn eine Milliarde Menschen täglich die Plattform nutzen: Social Media erschöpft sich nicht Facebook. Für beinahe jede Branche gibt es inzwischen spezielle Apps, in denen Firmen Bilder ihrer Produkte und Projekte veröffentlichen können und in einer Community Kontakt mit Kunden aufnehmen können, beispielsweis die Plattform „Houzz“ für Bau, Einrichtungs- und Renovierungsprojekte.

5. Auf den Inhalt kommt es an:

Dabeisein ist in den sozialen Netzwerken längst nicht alles. Denn gelesen wird auch hier nur, wer etwas zu sagen hat. „Interessanter Inhalt ist der Schlüssel für mehr Reichweite“, sagt Hennig Schürig. Voraussetzung für einen gelungenen Auftritt ist also, die anvisierte Zielgruppe möglichst gut zu kennen und sich beim Posten genau zu überlegen, was für sie spannend, neu oder einfach hilfreich sein könnte.

Ein Mann während er einen Vortrag hält
Handwerkskammer Konstanz

Social Media für Unternehmen – Das sind die Chancen:

1. Kundenbindung erhöhen:

Auch wenn es auf Facebook von „Freunden“ nur so wimmelt: Neue Kontakte aufzubauen ist im Netz schwieriger als bestehende zu vertiefen. „Es geht um Beziehungspflege, nicht um Abverkauf“, mahnt Henning Schürig. Wer sich darüber im Klaren ist, kann für seine Kunden viel tun. Gerade im Handwerk sieht der Experte da große Chancen: „Handwerk wird durch Beziehungen getrieben und ist nah dran an den Kunden. Social Media ist auch lokal – es wird der Friseur, Metzger oder Fliesenleger bewertet, der vor Ort ist“, sagt er.

2. Personal gewinnen:

In den sozialen Medien ist eigentlich immer Tag der offenen Tür. Unternehmen können hier Einblicke in ihre Arbeit bieten und damit nicht nur Kunden, sondern auch künftige Mitarbeiter überzeugen. „Das bietet die optimalen Voraussetzungen, um die eigene Leidenschaft für den Beruf rüberzubringen“, so Henning Schürig.

3. Potenziell weltweite Aufmerksamkeit finden:

Wer interessante Inhalte liefert und den Nerv der Zeit trifft, dem sind in den sozialen Netzwerken keine Grenzen gesetzt. Da gehen die Fans schnell in die Tausende. So etwa beim Malerfachbetrieb Heyse aus Isernhagen, der sämtliche digitalen Kanäle nutzt und allein auf Facebook über 3.800 Fans hat.

Das sind die Risiken:

1. Kontrollverlust:

Soziale Medien leben von Interaktion und die kann in alle Richtungen gehen. Kritik wird also nicht ausbleiben. „Damit muss man lernen umzugehen“, sagt Henning Schürig. Denn wer falsch reagiert, kritische Stimmen vielleicht sogar löscht, schafft einen weiteren Kritikpunkt. Wichtig ist daher, bereits im Vorfeld Guidelines auch für die Mitarbeiter festzulegen: Wie ist die Ansprache im Netz, wie geht man auch mit kritischen Stimmen oder unpassenden Anfragen um? „Im gesamten Auftritt müssen sich die Werte des Unternehmens widerspiegeln. Denn auf einer Fanpage bekommen es Hunderte mit“, so Schürig.

2. Zeitaufwand:

Wer in sozialen Netzwerken unterwegs ist, will vor allem eines: Feedback. Aber das muss man dann auch verarbeiten können. Deshalb muss vorab geklärt sein, wer dafür zuständig ist. Auch regelmäßige Meetings, um die Inhalte zu besprechen, sollten eingeplant werden.

3. Rechtliche Grenzen:

Auch im Internet gelten Gesetze weiter. Mit Persönlichkeits- und Urheberrechten bei-spielsweise sollte man es hier vielleicht sogar noch genauer nehmen als in analogen Medien – schließlich vergisst das Netz nichts. Gerade bei Bildern rät der Experte daher zu höchster Vorsicht.

So läuft‘s in der Praxis:

Zwei Männer, die einen Vortrag halten
Handwerkskammer Konstanz

facebook.com/die.baeckermeister.link

Seit gut sechs Jahren ist die Bäckerei Link aus Trossingen schon auf Facebook präsent. „Wir wollen unseren Kunden Hintergrundwissen vermitteln und zeigen, was hinter dem Betrieb steckt. Denn das bekommen sie im Laden nicht mit“, sagt Daniel Link. Im Vordergrund stehe für ihn nicht der Verkaufsgedanke, sondern die Kundenbindung. Dass es da auch schon einmal negative Kommentare gab, findet er nicht schlimm: „Wenn früher geschwätzt wurde, hat man es gar nicht mitbekommen. Heute kann man reagieren.“ Auch die Auswertungsmöglichkeiten findet er gut: „Da kann man genau sehen, wen man erreicht hat.“ Der zeitliche Aufwand hält sich für ihn in Grenzen: Ein Beitrag pro Woche ist sein Ziel – und dafür nimmt der Bäckermeister das Handy einfach immer mit in die Backstube. „Man muss es im Hinterkopf haben“, so sein Tipp.

facebook.com/ Augeund-OhrJoergStauss

Den Relaunch seiner Homepage hat Augenoptiker und Hörgeräteakustiker Jörg Stauss von „Auge und Ohr“ in Rottweil vor drei Jahren zum Anlass genommen, auch einen Facebook-Account zu eröffnen. Heute freut er sich dort über Rekorde: 35.000 Aufrufe hatte zum Beispiel ein witziges Werbevideo, das Rottweiler Schüler für ihn gedreht haben. Mindestens einmal in der Woche versucht er, neue Inhalte zu veröffentlichen und nutzt Facebook auch als Plattform für die Mitarbeiterwerbung. „Zwei bis drei Stunden nehme ich mir schon dafür Zeit“, sagt er.

Das sagen die Besucher:

„Das Thema Social Media interessiert mich sehr. Anzeigenwerbung liest ja keiner mehr. Deshalb muss man überlegen, in welche Richtung man gehen will und wie man es umsetzen kann.“
Dietmar Oswald, Oswald Bauelemente KG, Schömberg

„Unsere jüngeren Kunden sind bei den sozialen Medien voll dabei und sprechen uns darauf an. Schon jetzt vereinbaren sie Termine über WhatsApp. Es geht also nicht mehr ohne.“
Regine Guhl-Rössler, Friseurmeisterin, Dornhan

„Wir sind auf Facebook schon sehr aktiv und er-reichen dort hauptsächlich Stammkunden, die auch viel Feedback geben. Ziel ist es, diesen noch sehr engen Kreis zu erweitern.“
Markus Kienzle, Serviceleiter VAZ GmbH & Co.KG, Villingen

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