Momodou Saye (links) und Sanna York (3. von links) ins Team einzubinden, ist Dagmar und Christoph Rixen wichtig. In dem Dachdecker- und Zimmereibetrieb absolvieren die beiden Flüchtlinge aus Gambia ein Einstiegs-Qualifizierungsjahr als Vorbereitung zur Ausbildung.
Gaby Hotz
Momodou Saye (links) und Sanna York (3. von links) ins Team einzubinden, ist Dagmar und Christoph Rixen wichtig. In dem Dachdecker- und Zimmereibetrieb absolvieren die beiden Flüchtlinge aus Gambia ein Einstiegs-Qualifizierungsjahr als Vorbereitung zur Ausbildung.

Einstieg mit viel Einsatz

Qualifizierungsjahr im Dachdeckerbetrieb Rixen bietet zwei Flüchtlingen Chancen

Es war ein langer Weg für Sanna York und Momodou Saye. Doch jetzt hat ihr Einstieg in den Beruf begonnen. Jeden Morgen stehen die beiden um 5 Uhr in ihrer Konstanzer Gemeinschaftsunterkunft auf, fahren mit dem Seehas nach Radolfzell, mit dem Fahrrad weiter nach Moos, sind pünktlich um 7 Uhr da und voller Freude bei der Arbeit.

Viel Eigeninitiative und jede Menge Unterstützung brauchte es, bis die zwei jungen Flüchtlinge aus einem Krisengebiet in Gambia ihr Einstiegsqualifizierungsjahr bei Rixen-Dach in Moos beginnen konnten. Doch schon wenige Wochen nach dem Start sagen Christoph und Dagmar Rixen: „Es läuft prima – die beiden sind hochmotiviert, lernwillig und bereit, trotz teilweise schwieriger Rahmenbedingungen ihr Bestes zu geben.“

Begonnen hatte alles durch den Kontakt zu einer Flüchtlingsklasse der Berufsschule Radolfzell, die Rixen zu einem Firmenbesuch eingeladen und ihnen sein Gewerk vorgestellt hatte. Acht Schüler wollten daraufhin ein Praktikum absolvieren. Zwei übernahm die Firma Rixen, die anderen wurden über die Zimmerer-Innung Konstanz an weitere Betriebe vermittelt. „Schon da war für uns klar. Sanna und Momodou hätten wir gerne in unserem Team“, sagt Dagmar Rixen.

Mit Unterstützung durch Schulsozialarbeiterin Selma Shabana, Expertinnen der Handwerkskammer und Fachkräften der Agentur für Arbeit machte sie sich daran, die vielen bürokratischen Hürden zu nehmen, bis hin zur langwierigen Genehmigung für ein Einstiegsqualifizierungsjahr durch die Ausländerbehörde. „Wir wussten am Freitagmorgen noch nicht, ob die beiden am Montag, 1. August, anfangen können“, berichtet Dagmar Rixen.

Der 22-jährige Sanna York hatte in seiner Heimat bereits auf dem Bau gearbeitet, der 23-jährige Momodou Saye als Maler, trotzdem betraten beide Neuland. „In der ersten Woche haben uns der Chef und die Meister viel erklärt und gezeigt – auch wegen der Sicherheit. Wir haben ein Gerüst gebaut. Sie sind alle sehr nett und helfen“, erzählt Sanna.

Auch Sprache und Wohnung gehören dazu

Wie in vielen Handwerksbetrieben hört auch bei der Familie Rixen das Engagement nicht am Werkstatt-Tor auf. Gerade sind die Unternehmer dabei, einen Sprachunterricht zu organisieren, den die Firma auch bezahlen wird. „Noch wichtiger ist ein Zimmer oder eine kleine Wohnung für die beiden – die Miete wäre durch Lehrlingsgehalt und Fördermittel gesichert“, sagt Christoph Rixen. Trotz der lauten Atmosphäre in der Gemeinschaftsunterkunft schreiben die beiden Berufseinsteiger eifrig ihre Berichtshefte und versuchen, genug Schlaf zu bekommen.



Noch sind die Arbeits- und Aufenthaltserlaubnis für die Ausbildung und die angestrebte neue Existenz in Deutschland nicht sicher. Das Ehepaar Rixen geht es trotzdem an: „Wir sehen es als unsere soziale Verpflichtung an, hier aktiv zu werden. Diese jungen Männer wollen arbeiten und der Gesellschaft auch etwas für die Aufnahme in Deutschland zurückgeben. Darin sollten wir sie unterstützen. Und wenn wir dadurch eventuell später zwei weitere gut ausgebildete Fachkräfte für unseren Betrieb gewinnen, ist das hervorragend.“

Die Chancen dafür stehen nach dem Qualifizierungsjahr, von dem die Hälfte auf die Lehrzeit angerechnet wird, gut: „Sanna und Momodou wissen, dass sie es mit viel Einsatz und zusätzlichem Sprachunterricht schaffen können, im nächsten Jahr die Anforderungen einer Ausbildung mit Berufsschule usw. zu stemmen“, sagt Christoph Rixen.

Neue Perspektiven bereichern den Betrieb

Für den Firmenchef hat dieser Zuwachs auch positive Veränderungen im Betrieb ausgelöst: „Das Wichtigste ist, dass unser ganzes Team hinter diesem Vorhaben steht. Beim Erklären von Werkzeugen, von Arbeitsabläufen und Strukturen hinterfragen meine ausbildenden Meister und ich nun so manches. Davon profitieren wir alle und natürlich auch unsere beiden deutschen Auszubildenden“, sagt er.

Neben intensiven Bemühungen des gesamten Handwerks um interessierte Schüler aus Deutschland sieht Christoph Rixen die berufliche Integration von Flüchtlingen als einen weiteren Baustein zur Reduzierung der Nachwuchsmisere. Damit das gelingt, braucht es Engagement – bei Rixen-Dach in Moos wird das ganz praktisch gelebt.